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Dienstag, 8. August 2023

Eine Kithara aus Elfenbein

Ich habe Euch im Mai einige Funde vorgestellt, die im Archäologischen Nationalmuseum in Athen ausgestellt sind. Mit dieser kleinen Reihe möchte ich fortfahren.

Eine antike Lyra aus Elfenbein, ausgestellt im Archäologischen Nationalmuseum in Athen
Eine Lyra aus Elfenbein
Heute stelle ich Euch ein Musikinstrument vor, mit dem in der Antike Musik gemacht worden ist.

Konkret geht es um eine Kithara aus Elfenbein. Der Klangkörper unten zeigt zwei Sphinxe. Eine wunderschöne Arbeit, die damals eine wunderschöne Musik ermöglicht haben dürfte. 

Die beiden oberen Enden der Kithara sehen aus wie Stierhörner. Sie sehen für mich aus wie das Zeichen der Minoer auf Kreta.

Einen ausführlichen Beitrag über dieses Musikinstrument lest Ihr im Hellas Blog. 

Freitag, 14. April 2023

Akrotiri: Die vor der großen Eruption vergessenen Möbel

Möbel in den Ruinen von Akrotiri
Möbel in den Ruinen von Akrotiri
Als die Menschen vor der großen Eruption Santorin verlassen haben, rechneten sie vermutlich damit, später zurück kehren zu können. Wir wissen heute, dass es anders gekommen ist.

Das kann man in den Ruinen von Akrotiri sehen. Dort haben die Leute ihre Möbel vor das Haus gestellt, ehe sie die Insel verlassen haben. Dort blieben sie stehen. Der Vulkan brach aus. Die Menschen kehrten nie zurück.

Bei den Ausgrabungen hat man die Spuren dieser Möbel gefunden. Die Möbel selbst bestanden aus organischem Material: Holz, Leder oder Stoff. Das Material ist in der Hitze des Vulkanausbruchs vergangen.

Was man gefunden hat, waren Hohlräume in der Lavaasche. Die Archäologen haben diese ausgegossen. So sind die Möbel wieder sichtbar geworden.

Mich hat es sehr berührt, diese Möbel in den Ruinen stehen zu sehen. Sie erzählen die Geschichte von Menschen, die damit rechneten zurück kehren zu können. 

Übrigens: Wenn Du nach Athen kommst, kannst Du solche Möbel auch im Archäologischen Nationalmuseum sehen.

Mittwoch, 22. Februar 2023

Die Porta Nigra in Trier

Die Porta Nigra ist ein antikes römisches Stadttor und ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt Trier in Deutschland. Das Besondere an der Porta Nigra ist, dass sie eines der am besten erhaltenen römischen Stadttore weltweit ist und ein eindrucksvolles Beispiel der römischen Architektur darstellt.

Die Porta Nigra in Trier
Die Porta Nigra in Trier
Die Porta Nigra ist als Stadttor erbaut worden. Der Baubeginn war wahrscheinlich im Jahr 170 nach Christus. Das Tor bildete den nördlichen Zugang nach Augusta Treverorum, wie das heutige Trier damals hieß. Der Baubeginn kann aufgrund der dendrochronologischen Untersuchung auf das Jahr 170 festgelegt werden. Gefundene Holzreste aus der Zeit der Errichtung der Porta Nigra konnten datiert werden. Danach wurden die dazu gehörenden Bäume 169/70 gefällt.

Die Baumeister haben etwa 7200 Steinquarder verbaut. Sie wurden durch Metallklammern zusammengehalten, die im Mittelalter aber gestohlen worden sind. 

architektonisches Detail der Porta Nigra: Die Säulen ganz oben
architektonisches Detail: Die Säulen ganz oben
Porta Nigra bedeutet schwarzes Tor. Die Färbung kommt vom verbauten Kordeler Sandstein, der schnell verwittert ist. Die antiken Menschen nannten die Porta auch das Marstor.

Die Dauer der Errichtung können wir nur schätzen. An verschiedenen Stellen finden sich in den Stein eingemeißelte Zeichen. Einige von ihnen stehen auf dem Kopf. Dabei dürfte es sich um Zeichen der Steinmetze handeln. Mit Hilfe dieser Markierungen wussten die am Bau beteiligten Arbeiter, wie die Quader zusammenzusetzen waren. Berücksichtigt man, dass im Winter nicht gebaut wurde, dann lässt sich eine Dauer von zwei bis vier Jahren bis zur Fertigstellung des Rohbaus errechnen. Endgültig fertig gestellt wurde die Porta Nigra nicht. So sind Bohrungen zur Aufnahme der Türangeln für die Stadttore zu sehen. Die Quader in der Drehachse der Tore sind aber nicht fertig bearbeitet. Ein bewegliches Tor konnte hier niemals eingebaut werden.

Trier war Kaiserstadt. Da das Tor nicht fertig gestellt wurde, kann man vermuten, dass es nicht der Sicherheit der Stadt gedient haben kann. Wäre das die Hauptfunktion der Porta Nigra gewesen, hätte sie verschließbare Stadttore haben müssen. Da das nicht der Fall ist, die Porta andererseits auch sehr aufwändig begonnen wurde, diente sie wohl eher repräsentativen Zwecken. Dass sie nicht fertig gestellt worden ist, kann durch spätere finanzielle Engpässe erklärt werden.

Das antike Trier hatte insgesamt vier Stadttore:
  • Nordseite: Porta Nigra (schwarzes Tor)
  • Ostseiten: Porta Alba (weißes Tor)
  • Südseite Porta Media (Mitteltor)
  • An der Römerbrücke über die Mosel: Porta Inclyta (berühmtes Tor)
Die drei anderen Tore sind heute nicht mehr vorhanden. Sie wurden im Mittelalter als Steinbruch verwendet, um Baumaterialien für neue Gebäude zu gewinnen. Von der Porta Alba und der Porta Media sind immerhin die Reste der Fundamente gefunden worden. Auf welcher Seite der Mosel die Porta Inclyta stand, ist bis heute nicht geklärt. Ihre Fundamentreste sind nicht gefunden worden.

ein Raum innerhalb der Porta Nigra
ein Raum innerhalb der Porta Nigra
Im Mittelalter wohnte ein Einsiedler in der Porta Nigra. Der aus Sizilien stammende Mönch kam 1028 hierher und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1035. Anschließend wurde er im Erdgeschoss der Porta Nigra bestattet. Der Trierer Erzbischof Poppo bewirkte, dass der Papst den Mönch noch im selben Jahr heiligsprach. Die Porta Nigra wurde zu einer Kirche umgebaut.

In der Neuzeit begann man damit, die historische Substanz wieder freizulegen. Napoleon Bonaparte hielt sich im Oktober 1804 in Trier auf und befahl, die kirchlichen Anbauten wieder zu entfernen. Nach dem Ende Napoleons führten die Preußen diese Arbeiten weiter. Seit 1817 ist das römische Tor wieder zu sehen. Um an die Nutzung als Kirche zu erinnern, ließ man den unteren Teil der mittelalterlichen Apsis stehen.

1986 wurde die Porta Nigra zusammen mit anderen römischen Kulturdenkmälern in Trier und Umgebung ein Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Wenn Ihr nach Trier kommt, lohnt sich ein zumindest kurzer Abstecher zur Porta Nigra. Archäologie-Fans haben hier die Gelegenheit, ein erhaltenes Gebäude aus der römischen Antike anzuschauen.



Freitag, 20. Januar 2023

Das Amphitheater am Kohortenkastell Arnsburg / Alteburg bei Muschenheim

Die Gemeinde Lich liegt in Hessen. Im Ortsteil Muschenheim kannst Du die Überreste des Kohortenkastells Arnsburg / Alteburg sehen.

Modell des Amphitheaters bei Muschenheim im Kohortenkastell Arnsburg / Alteburg - Foto von F. Roland A. Richter - www.frar.com
Modell des Amphitheaters bei Muschenheim
Es lohnt sich auf jeden Fall, dort vorbei zu gehen. Das Gelände ist frei zugänglich. Eintritt oder Öffnungszeiten gibt es nicht.

Spannend ist, dass Du dort die Umrisse des einstigen Amphitheaters sehen kannst. Denn auch hier in der Provinz gab es eine solche Miniaturausgabe des Kolosseums in Rom.

Ein solches Amphitheater diente der Unterhaltung der Menschen. Hier kämpften Gladiatoren gegeneinander oder mit wilden Tieren. Auch sind zum Tode verurteilte Menschen hier vor einem begeisterten Publikum getötet worden. Aus heutiger Sicht ist das eine furchtbare Sache. Aber letzten Endes sehen wir in solchen Amphitheatern den Beginn der modernen Unterhaltungsindustrie.

Ganz so modern wie das Kolosseum war das Amphitheater von Muschenheim aber nicht. Unter dem Kolosseum gab es mehrere Untergeschosse. Den Unterbau eines Amphitheaters nennt man Hypogäum.  Hier war die Bühnentechnik installiert, welche die große Show in der Arena erst möglich gemacht hat. 

Das Amphitheater beim Kohortenkastell Arnsburg Alteburg bot nur die Kampfarena. Einen Unterbau zur Erzeugung besonderer Effekte gab es hier nicht. 

Wenn Du in der Gegend bist, geh einfach mal vorbei. Auf dem Gelände steht ein Miniaturmodell aus Metall. Auf dem kannst Du sehr gut nachvollziehen, wo welches Gebäude stand.

Am besten gehst Du in der kalten, feuchten Jahreszeit dort vorbei. Denn am Platz des früheren Amphitheaters ist heute ein Feld, auf dem Getreide angebaut wird. In der kalten Jahreszeit ist das Feld abgeerntet. Und die Feuchte des Bodens macht die Umrisse des Theaters sichtbar. Das ist wirklich ein faszinierender Anblick.

Dienstag, 13. September 2022

Lamanai in Belize - Entdeckt die Perle der Maya im Dschungel am New River

Lamanai in Belize: Eine Hochburg der Maya

Im August habe ich Euch von den Maya in Mittelamerika berichtet. Heute nehme ich Euch mit nach Lamanai in Belize. Dort habe ich faszinierende Tempel gesehen.

Die Maya-Ruinen von Lamanai befinden sich an einer Lagune des New River in Belize. Die Anreise war sehr spanend: Mit dem Boot über einen großen See.


Was bedeutet der Ortsname Lamanai?

Das Wort Lamanai kommt aus der Sprache der Maya. Wir kennen den Namen, weil er von frühen spanischen Missionaren aufgezeichnet wurde. 

Lamanai - Blick über den Dschungel zum New River - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Blick über den Dschungel zum New River
In einer alten Maya-Inschrift ist er als Lam'an'ain dokumentiert. Seine Bedeutung ist untergetauchtes Krokodil.

Der Zusammenhang mit dem New River ist deutlich. Lamanai liegt an dessen Ufer. Und im New River kommen Krokodile vor. Krokodile ziehen ihre Beute gerne unter Wasser, um sie zu ertränken. Die Namensgebung legt nahe, dass es am Anfang der Besiedelung eine Begegnung zwischen Mensch und Krokodil gegeben haben muss, die für die ersten Maya vor Ort sehr unangenehm und gefährlich gewesen sein dürfte. Aber für die Menschen muss es gut ausgegangen sein. Denn sonst hätten sie anderen nicht berichten und sie vor dem untergetauchten Krokodil warnen können. 

Diese Geschichte muss für die ersten Maya in der Region so bedeutsam gewesen sein, dass sie ihre neue Siedlung am Ufer des (heute so genannten) New River danach benannt haben.


Lamanai ist für die Maya eine ganz besondere Stadt

Meiner Meinung nach ist Lamanai etwas ganz Besonderes. Das hat schon mit der bereits geschilderten Entstehung des Ortsnamens zu tun. Aber auch mit dem, was hier nach Entstehung der Maya-Siedlung passiert ist. Lamanai war über gut 3000 Jahre lang durchgehend besiedelt. Auf dem Höhepunkt der klassischen Periode lebten hier um die 20.000 Menschen. Das war etwa um 700 n.Chr. Im Gegensatz zu anderen Orten im südlichen Tiefland wurde Lamanai nicht während des präkolumbianischen Kollaps im 10. Jahrhundert aufgegeben.

Die Maya lebten noch in Lamanai, als die Spanier im 16. Jahrhundert die Gegend unterworfen haben. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollen hier Maya gelebt haben. Vom Herrlichkeit der alten Inka-Stadt war zu diesem Zeitpunkt aber kaum mehr etwas übrig. Der Dschungel hatte sich die Stadt zurück erobert.


Sehenswerte Tempel und Pyramiden

In Lamanai gibt es drei sehr berühmte Bauten. Einen Ausschnitt des Masken-Tempels seht Ihr unten auf dem Bild. Dann gibt es den Hochtempel (High Temple) und den Jaguar Tempel. Diese drei Bauten werde ich Euch in den nächsten Monaten hier im Blog vorstellen.


Lamanai ist für mich eine der faszinierendsten antiken Städte der Welt

Roland vor dem Maskentempel in Lamanai

Lamanai gehört damit zu den am längsten durchgehend bewohnten Städten der Maya.

Die meisten Städte der Maya waren aufgegeben worden, als die Spanier im 16. Jahrhundert die Gegend erobert haben. Nicht so Lamanai. 

Im 17. Jahrhundert waren die allermeisten Menschen weg, die Stadt wurde vom umliegenden Dschungel zurück erobert. 

Der Amateurarchäologe Thomas Gann hat die Ruinen 1917 wieder entdeckt. Dann ist erst einmal nicht viel passiert, aber zwischen 1974 und 1988 gab es systematische Ausgrabungen. Seit 2006 läuft ein Programm zur Analyse gefundener Artefakte.

Für mich ist Lamanai eine der faszinierendsten antiken Städte, die ich je gesehen habe. Gewiss, Pompeji in Italien oder Akrotiri auf Santorin sind auch faszinierende Orte, in denen die Antike erhalten geblieben ist. Für mich spielt Lamanai genau in dieser Liga.


Montag, 8. August 2022

Die Maya in Mittelamerika: Hochkultur, Untergang und Fortleben

Die Maya haben eine fantastische und sehr lange Geschichte. Erfahre mehr über das Volk, von dem heute noch 6,1 Millionen in den Staaten Mittelamerikas leben.

Das Volk der Maya hat in Mittelamerika zahlreiche Städte hinterlassen. Diese sind oft vom Dschungel überwuchert und in Vergessenheit geraten. Viele dieser Städte sind entdeckt und freigelegt worden.

Die Ruinen von Cobá in Mexiko - überwuchert vom Dschungel
Unter dem Dschungel liegen die Ruinen von Cobá
Die Maya sind ein Volk, das im Mittelamerika vor der Ankunft der Europäer eine Hochkultur hervorgebracht hat. Erste archäologische Funde in Belize, die den Maya zuzurechnen sind, konnten auf 2000 v.Chr. datiert werden.

Von dort breiteten die Maya sich nach Norden aus. Etwa um 1500 v.Chr. wurde die Stadt Lamanai gegründet. Diese Stadt wurde ca. 3000 Jahre lang bewohnt und wurde um 1500 aufgegeben. In ihrer Hochzeit haben die Maya ganz Mittelamerika in Höhe der Halbinsel Yukatan bewohnt.

Der Anfang vom Ende der Maya: der präkolumbianische Kollaps

Ab 900 kam es zu einem Kollaps ihrer Kultur. Einzelne Städte wurden aufgegeben. Auch kam es zu einem rapiden Rückgang der Bevölkerung. Die Ursachen sind bislang noch nicht geklärt worden. Es gibt Nachweise, dass von Norden her Tolteken nach Yukatan eingedrungen sind. Das spricht für Feinde, die der Kultur der Maya zusetzten. Krankheiten oder Naturkatastrophen können auch eine Rolle gespielt haben. 

Es gibt aber auch "ökologische Erklärungsmodelle," die das Verhältnis von Menschen und Natur untersuchen. Den Maya ging es gut, die Bevölkerung wuchs und wollte ernährt sein. Ackerbau ist in Mittelamerika eine schwierige Sache. Der Boden unter dem Dschungel ist nicht fruchtbar, großflächige Anbauflächen sind nicht möglich. Ab einem gewissen Punkt führt die Landwirtschaft zu Umweltschäden, die der Bevölkerung die Ernährungsgrundlage nehmen. Die NASA hat eine Studie zum präkolumbianischen Kollaps veröffentlicht. Das liest sich recht schlüssig.

Ich persönlich meine, dass man den Anfang vom Ende der Maya nicht nur mit einer Ursache erklären kann. Soweit ich es beurteilen kann, gibt es für alle der genannten Ursachen Belege. Daher meine ich, dass die genannten Aspekte gemeinschaftlich den präkolumbianischen Kollaps herbeigeführt haben dürften.

Die postklassische Zeit, Eroberung durch die Spanier und das Weiterleben der Maya

Maya mit Federschmuck - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Maya mit Federschmuck
Mit dem Kollaps endete die klassische Zeit der Maya. Ihr Volk lebte weiter, auch waren viele Städte noch bewohnt. Diese postklassische Periode dauerte bis zur Eroberung durch die spanischen Konquistadoren. Das Hochland wurde um 1520 unterworfen, Yukatan in den 1540er Jahren. Die letzte Bastion der Maya war im heutigen Guatemala. Petén war die letzte unabhängige Stadt in Mittelamerika, sie wurde 1697 erobert. 

Das bedeutete aber nicht das Ende der Maya als Volk. Es gibt sie bis heute. Etwa 6,1 Millionen Maya leben heute in Mexiko, Belize, Guatemala, Honduras und El Salvador. Sie leben oft vom Maisanbau. Einige finden aber auch im Tourismus ihr Auskommen. Sie versuchen, die Kultur ihrer Vorfahren lebendig zu machen. Ihr Anliegen ist dabei, die Reisenden zu unterhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob historische Korrektheit da eine große Rolle spielt.

Versunkene Städte der Maya beeindrucken die heutigen Menschen

Auf meinen Reisen hatte ich die Gelegenheit, zwei dieser versunkenen Städte zu besuchen. Sie haben mich sehr beeindruckt. Der Dschungel hat sie zurück erobert. 

Auf dem Foto oben rechts seht Ihr den Dschungel bei Cobá in Mexiko. Ein Teil der Anlage ist freigelegt und für Touristen zu besichtigen. 

In Belize lockt die Ausgrabungsstätte von Lamanai. Auch hier gibt es viel zu sehen, auch wenn der Dschungel noch einiges der ehemaligen Stadt bedeckt. Die Besonderheit in Lamanai war, dass ich (als Tourist) den letzten Teil des Weges zum Gelände auf dem Boot zurück gelegt habe. Das war schon ein Abenteuer.

In den nächsten Monaten werde ich ab und an auch von den Maya in Mittelamerika berichten. Hier gibt es viel zu entdecken. Auf dem Foto seht Ihr die Spitze einer Pyramide, die aus dem Dschungel hervorlugt. Was darunter ist, erfahrt Ihr später hier im Blog.

Sonntag, 26. Juni 2022

Der Tempel des Hephaistos auf der griechischen Agora in Athen

Athen, griechische Agora: Der Tempel des Hephaistos.

Zu meinen Tipps für Athen gehört auf jeden Fall ein Besuch der griechischen Agora. Dort steht der Tempel des Hephaistos, den ich heute vorstellen möchte.

Der Tempel des Hephaistos - Foto von: F. Roland A. Richter
Der Tempel des Hephaistos
Ein weiterer Name dieses Tempels ist Theseion. Denn in byzantinischer Zeit glaubten die Menschen, dass in diesem Tempel der mythische Held Theseus begraben wäre. 

Am Tempel des Hephaistos wurden Inschriften gefunden, die belegen, dass er dem Gott der Schmiedekunst geweiht war: Hephaistos. In der Nähe wurden Überreste metallverarbeitender Tätigkeiten gefunden, was diese Zuordnung bestätigt.

Lies meinen Beitrag über das Thesion im Hellas Blog und erfahre mehr über den Tempel.  

Samstag, 25. Juni 2022

Anatolikos Tepes bei Kokkari: Ein romantischer Ausblick auf den Hafen - und mehr?

Wie herrlich: Vom Anatolikos Tepes hast Du bei Sonnenuntergang einen romantischen Blick auf den Hafen von Kokkari. Auch bei Einheimischen ist dieser Platz beliebt.
Blick vom Anatolikos Tepes auf den Hafen von Kokkari - Foto: Birgit Bauer
Blick auf den Hafen von Kokkari
Foto: Birgit Bauer

Wenn Du auf Samos bist und einen Abend in Kokkari verbringst, solltest Du auf jeden Fall gegen Abend auf den nahe gelegenen östlichen Tepes gehen.

Von hier aus kannst Du bei Sonnenuntergang einen romantischen Ausblick auf den Hafen von Kokkari genießen. Wie Du auf dem Foto rechts siehst, ist das ein sehr guter Ort, um ein Erinnerungsfoto zu schießen. 

Vollständig heißt der Hügel Anatolikos Tepes. Das Wort anatoliko (ανατολικό) bedeutet auf Deutsch "östlich". 

In Kokkari gibt es übrigens noch einen zweiten - westlichen - Tepes. Insofern ist es wichtig zu wissen, von welchem der beiden Hügel man dort spricht.

Mich interessiert der Ursprung dieser Bezeichnung für die Hügel in Kokkari. Vor Ort erzählt man sich, dass das mit der langen Besetzung durch die Osmanen zu tun haben könnte. In diesen 400 Jahren ist das eine oder andere türkische Wort nach Griechenland eingewandert. Auf Türkisch bedeutet Tepe so viel wie Hügel. Das würde also passen.

Ich glaube aber, dass noch mehr dahinter steckt. Das Wort Tepe taucht an vielen Orten des Orients auf, zum Beispiel beim Tilla Tepe im Norden Afghanistans oder beim berühmten Göbekli Tepe in der Türkei. Es stammt ursprünglich wohl aus dem Persischen, dort heißt es Tepe oder Tappa. Im Arabischen und anderen semitischen Sprachen kennt man dafür das Wort Tell.

Es gibt viele Orte und Ausgrabungsplätze, die mit Tepe bezeichnet werden. Meist sind das Erhebungen, die durch wiederholte Besiedlungen entstanden sind. Und das könnte auch des Rätsels Lösung für die beiden Tepes in Kokkari sein.

Eine Bekannte von mir kennt Kokkari seit 1980. Sie hat mir berichtet, dass ursprünglich alle Häuser auf den beiden Tepes standen. Die weitere Bebauung ist erst später entstanden. Das passt zur Gründungsgeschichte von Kokkari, nach der die Siedler im 19. Jahrhundert auf Ruinen alter Gebäude gebaut haben.

Wahrscheinlich werden wir das nie erfahren. Systematische Ausgrabungen hat es an dieser Stelle nicht gegeben. Da die ersten Siedler im heutigen Kokkari ihre Häuser auf Fundamente früherer Bauten errichtet haben, sind diese im besten Fall überbaut und oft auch mit dem Abriss der alten Häuser entfernt worden. 

Donnerstag, 23. Juni 2022

Santorin: Der Skaros bei Imerovigli

Der Skaros Rock bei Imerovigli ist eine der markantesten Felsformationen auf Santorini.

Imerovigli liegt auf Santorini gleich in der Nähe der Inselhauptstadt Fira. Die Einheimischen nennen den Ort auch Merovigli. 

Skaros Rock bei Imerovigli in Santorin - Foto von Christiane Großimlinghaus
Skaros Rock bei Imerovigli
Foto von Christiane Großimlinghaus
Der Ort liegt auf dem höchsten Punkt der Caldera, von hier aus hat man eine tolle Aussicht. Bei der letzten Volkszählung kam man auf 467 Einwohner. Imerovigli gehört verwaltungstechnisch zu Fira.

Spektakulär ragt der Fels Skaros vor Imerovigli über die Caldera empor. Dieser Fels ist wahrscheinlich bei einem Vulkanausbruch entstanden, zu dem es etwa 68.000 v.Chr. gekommen ist. 

Die Siedlung von Imerovigli hängt eng mit der Burg Skaros zusammen, die sich einst auf dem Felsen befand. Wenige Ruinen sind heute noch zu sehen. Die Burgbebauung wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts n.Chr. von Byzanz angelegt. Das ursprüngliche Bauwerk hieß "La Roka" - obere Burg - und wurde 1207 fertiggestellt.

Diese Burg war eine der berühmten fünf Burgen, die Santorin einst beherrscht haben. Tatsächlich war die Burg auf dem Skaros für lange Zeit so etwas wie die Hauptstadt der Insel. 

Die Burg Skaros wurde – vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert – auf der höchsten Stelle der Insel angelegt. Die Burgmannschafft konnte von dieser Stelle aus frühzeitig erkennen, ob sich eine Bedrohung von See her näherte. Nur so waren rechtzeitige Gegenmaßnahmen möglich.

Ganz freiwillig haben die Menschen diese Burg nicht aufgegeben. Ein Vulkanausbruch im Jahr 1650 verursachte mehrere Erdbeben. Ein Teil der Bauten rutschte ins Meer. Zwischen 1701 und 1711 gab es weitere Aktivitätsperioden, in deren Folge die meisten Bewohner den Skaros verließen und nach Imerovigli oder Fira zogen. Zu groß schien die Gefahr, mitsamt dem eigenen Haus vom Fels gerissen zu werden. Die vorhandenen Gebäude wurden als Steinbruch für Baumaterial benutzt. 

Ein Erdbeben im Jahr 1817 zerstörte noch vorhandene Gebäudeteile. Von 1866 bis 1870 gab es weitere vulkanische Aktivitäten mit Erdbeben, die den Siedlungsspuren den Rest gaben. Heute findet man dort nur noch wenige verwitterte Ruinen.

Heute ist der Skaros immer noch beliebt. Auf der Wanderung von Fira nach Oia kommt man vorbei. Auch wenn der Skaros eigentlich gesperrt ist, gehen viele Touristen raus. Richtig geführte Touren auf den Skaros mit einem Guide gibt es meines Wissens nicht. Auf jeden Fall ist der Skaros ein toller Spot für Fotos. 

Mittwoch, 22. Juni 2022

Ein Siegelring aus Gold, gefunden in Tiryns

Ich habe Euch im Mai einige Funde vorgestellt, die Heinrich Schliemann in Mykene gemacht hat: Eine Maske aus Gold, ein Siegelring aus Gold und ein Dolch mit der Szene einer Löwenjagd.

Ein in Tiryns gefundener Siegelring aus Gold, ausgestellt im Archäologischen Nationalmuseum in Athen
Der Siegelring aus Tiryns
Diese kleine Reihe über Goldobjekte möchte ich heute fortsetzen.

Neben dem eingangs erwähnten Siegelring ist im Archäologischen Nationalmuseum in Athen ein weiterer Siegelring aus Gold ausgestellt. 

Dieser Siegelring wurde nicht in Mykene gefunden, sondern in Tiryns. Datiert ist er auf das 15. Jahrhundert vor Christus.

Ihr seht eine Szene mit Figuren, die mir zunächst ägyptisch vorgekommen sind. Vier vogelhafte Gestalten mit Löwenkopf bringen Geschenke zu einer ganz links sitzenden Gestalt. Diese allerdings sieht klassisch minoisch aus. Also nix mit Ägypten. Allerdings bestanden Handelsbeziehungen, und ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Kunststile sich gegenseitig beeinflusst haben.

Dargestellt ist ganz sicher eine Ritualszene. Ganz links sitzt eine Gestalt, bei der es sich um einen Hohepriester handeln könnte. Die Gestalt stützt die Füße auf einen Hocker. Sie trägt ein langes Gewand, das zu einem religiösen Würdenträger passen könnte. Sie trägt einen Hut und hebt mit dem rechten Arm einen Gegenstand an, der wie ein Räuchergefäß aussieht. Der linke Arm schwebt über den Beinen. Vielleicht handelt es sich bei der Haltung des linken Arms um ein Symbol: Die Vermittlungsfunktion des Priesters zwischen Göttern und Menschen.

Bei den vier Figuren dürfte es sich um Dämonen handeln. Aus der Zeit sind weibliche Dämonen mit Eselsköpfen bekannt. Solche sind hier wohl dargestellt. Esel wurden in der Region um Nafplio verehrt. Der Sage nach hatte ein Esel die dortigen Bewohner das Beschneiden des Weinstocks gelehrt.

Dieser Ring ist vollständig aus Gold gearbeitet. Er wurde 1915 im Nordosten der Zitadelle gefunden. Mit einem Gewicht von 82,95 Gramm ist er sehr schwer für einen Ring und ganz sicher eines der besonders wertvollen Goldfunde, die im Archäologischen Nationalmuseum gezeigt werden.

Donnerstag, 16. Juni 2022

Das Kohortenkastell Arnsburg/Alteburg bei Muschenheim

Bei Muschenheim in der Nähe von Lich kannst Du die Reste eines Militärlagers aus der Zeit der Römer sehen.

Gleich neben dem Örtchen Muschenheim liegt das Kohortenkastell Arnsburg/Alteburg. Es ist frei zugänglich. Deshalb lohnt sich für Freunde der römischen Antike ein Abstecher hierher. Als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes ist dieses Kastell seit 2005 UNESCO Weltkulturerbe.

Römerkastell Arnsburg / Alteburg bei Muschenheim: In der Antike stand hier das Kastell
An dieser Stelle stand das Kohortenkastell
In der Antike befanden sich an diesem Ort neben einem Limeskastell der Römer noch Thermen, ein Vicus sowie ein Friedhof. Selbstverständlich war auch für Unterhaltung gesorgt: Es gab ein Amphitheater.

Heute sieht man auf den ersten Blick nicht mehr viel. Da sind nur Wiesen, Felder und ein paar Steine.

Aber es gibt ein tolles Modell aus Metall, das eine sehr genaue Vorstellung von dem erlaubt, was hier einmal war.

Kohortenkastell Arnsburg: Modell der gesamten Anlage
Modell der gesamten Anlage
Das Kastel wurde unter der Regentschaft des Kaisers Domitian errichtet. Er war von 81 n.Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 96 Kaiser des Römischen Reiches. Wahrscheinlich wurde es vor 90 v.Chr. errichtet, genauer wissen wir es nicht. 

Aufgegeben wurde das Kastel beim Fall des Limes im Jahr 260.

Original erhaltene Gebäude sieht man hier nicht. Dort, wo einst das Amphitheater stand, kann man im Herbst und Winter dessen Umrisse im Boden sehen. Im Eingangsbereich des Kastells gibt es auch einige rekonstruierte Fundamente. In der Nähe des zum Süden gerichteten Lagertors lag die Therme. Den Römern war Hygiene sehr wichtig, dafür benötigten sie ihre heißen Bäder und Saunen. Auch die umliegende Zivilbevölkerung dürfte Zutritt gehabt haben.

Kohortenkastell Arnsburg: rekonstruierte Fundamente im Bereich des damaligen Eingangs zum Kastell
rekonstruierte Fundamente im
Eingangsbereich zum Kastell
Ursprünglich bestand das Kastell vollständig aus Holz. Später sind dann Bauten auch aus Stein hinzugekommen. 1893 sind einige Fundamente gefunden worden. Im Jahr 2007 hat man sie ergänzt, so sind sie heute zu sehen.

Neben dem eigentlichen Kastell lag ein kleines Dorf, das Vicus. Hier lebten die Familien der Soldaten, es gab Handwerksbetriebe und Gaststätten. Auch sind Steinfundamente gefunden worden, die vermutlich zu Tempeln gehört haben. Außerhalb des Dorfs lag der Friedhof. 

Modell der Arena beim Kohortenkastell Arnsburg
Modell des Amphitheaters
Südöstlich des Kastells ist ein Amphitheater entdeckt worden. Solche Arenen gehörten zum üblichen Unterhaltungsprogramm im römischen Reich, auf das auch in der Provinz sehr viel wert gelegt wurde. Das Amphitheater ist nicht ganz kreisförmig, der Durchmesser liegt zwischen 31 m und 32 m. Ich gehe davon aus, dass hier Gladiatoren gekämpft haben, und dass es auch Tierkämpfe gegeben haben könnte.

Der Prototyp eines solchen Amphitheaters ist übrigens das Kolosseum in Rom. Es ist gut möglich, dass Menschen, die im Kohortenkastel Kämpfe angeschaut haben, das auch in Rom getan haben.

Heute hatten wir einen Feiertag, den ich für einen Besuch in Muschenheim genutzt habe. Die Anlage ist toll, man braucht aber viel Fantasie um sich vorzustellen, wie es früher hier aussah. 

Zu Fuß ist das Kastell gut über den Kulturhistorischen Wanderweg Muschenheim zu erreichen. Oder Ihr parkt das Auto im Ort und lauft rüber. 

Mittwoch, 15. Juni 2022

Kamari auf Santorin: Zu den Wurzeln des Ortsnamens

Römische Ruinen gaben Kamari seinen Namen 

Kamari ist der älteste Badeort auf Santorin. Man kann hier einen wunderschönen Urlaub verbringen. Aber woher stammt der Name? Davon möchte ich Euch heute berichten.

In der Antike lag oberhalb des heutigen Kamari der Ort Alt-Thira. Heute noch kann man auf dem Berg Mesa Vouno die Ruinen besichtigen.

Kellergewölbe am Strand von Kamari (Santorini, Griechenland)
Kellergewölbe am Strand von Kamari
Unterhalb lag in der Antike der Hafen von Alt-Thira. Der Name dieser Siedlung hieß Oia. Mit dem heutigen Oia auf der anderen Seite der Insel hat das nichts zu tun. Der größte Teil des antiken Hafens ist im Meer versunken.

Am Ende der Antike wurde Alt-Thira als Wohnsiedlung aufgegeben. Auch Oia wurde nicht mehr genutzt. Noch vorhandene Gebäude verfielen.

Was blieb, waren aber Reste einiger Kellergewölbe aus dieser Zeit. Deren Bögen waren sichtbar. Und ein gebogenes Gewölbedach haben die Menschen als "Kamara" bezeichnet. 

Der heutige Ort Kamari ist relativ jung. Bis Anfang der 1950er Jahre war hier noch nichts. Im Jahr 1956 wurde Santorin von einem großen Erdbeben erschüttert. Das Dorf Mesa wurde zerstört. Die Menschen bauten ihre Häuser dort nicht wieder auf, sie zogen von der Inselmitte an das Meer. So entstand Kamari. 

Der Name dieses Ortes soll auf die Gewölbe mit Bögen aus der Zeit der Antike zurück gehen. Ihr könnt sie direkt vom Strand aus sehen. 


Dienstag, 14. Juni 2022

Das Akropolis Museum in Athen

In zwei Beiträgen habe ich Euch über die Rückgabe eines Teils des Parthenon-Frieses an Griechenland sowie Näheres über dieses Fagan-Fragment und seinen Namensgeber Robert Fagan berichtet.

Das Akropolis Museum am Abend
Das Akropolis Museum am Abend
Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielt das Akropolis Museum in Athen. 


Das heutige Gebäude ist sehr modern, es wurde 2009 eröffnet. Was toll ist: Unterhalb sieht man Reste antiker Gebäude.

Die Sammlung dieses Museums geht zurück auf das Jahr 1863. Bei Ausgrabungen im Perserschutt auf der Akropolis wurden viele Funde gemacht, die den Grundstock der Sammlung bilden. 

Athen: Reste antiker Bauten unter dem Akropolis Museum
unter dem Museum
Ein zweites Gebäude folgte in den 1930er Jahren, und inzwischen gibt es diesen Neubau. 

Die Homepage des Akropolis Museums gibt es auch in einer deutschen Fassung. Hier findet Ihr die aktuellen Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Meine Empfehlung, wenn Ihr mal in Athen seid: Geht da unbedingt vorbei. 

Neben den tollen Ausstellungsstücken gibt es hier noch ein sehr schönes Highlight: Das Café des Museums auf einer Dachterrasse, die der Akropolis zugewandt ist. 

Hier lässt es sich nach einem anstrengenden Museumsbummel ganz hervorragend aushalten. 

Mittwoch, 25. Mai 2022

Der Dolch mit der Szene einer Löwenjagd

Im Blog befinden wir uns auf einer kleinen Gold-Reise. Erst eine goldene Totenmaske, dann ein Ring aus Gold. Heute führt sie uns zu einer Löwenjagd. 

aus Mykene: Bronzedolch mit einer in Gold gearbeiteten Löwenjagd. - Foto von F. Roland A. Richter
Bronzedolch mit Löwenjagd: Ein Löwe kämpft, zwei Löwen fliehen

Diese ist auf einem Dolch zu sehen, die Einlegearbeiten aus Gold sind von der Handwerkskunst her echt beeindruckend.

Detail der Löwenjagd im antiken Mykene: Ein Jäger wurde vom Löwen getötet
Detail: Ein Löwe tötet einen Jäger
Der Dolch wurde wahrscheinlich nie zum Kampf genutzt, sondern es diente mehr dekorativen oder kultischen Zwecken. Er selbst ist aus Bronze, neben Gold sind noch Silber und Elektron verarbeitet. Dieser Zierdolch wird in das 16. Jahrhundert vor Christus datiert. Ihr könnt ihn im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen, die Inventarnummer ist 394.

Die Waffe stammt aus dem Schachtgrab IV. Das ist eine Gemeinsamkeit mit dem Ring mit der Jagdszene, den ich gestern vorgestellt hatte. 

Einige Details: Auf dem Schild eines Jägers sehe ich Muster, die an ein Rinderfell erinnern. Die drei dunklen Flächen auf dem zweiten Schild links vom Löwen sind etwas dunkler als das Schwert. Hier wurde mit Farbeffekten gearbeitet, um das Gezeigte lebendig zu machen. Gewänder, Bewaffnung und auch der Löwe sind mit feinen Linien ausgearbeitet.

Jäger und Löwen kämpfen miteinander
Jäger und Löwen kämpfen miteinander
Mich beeindruckt, wie fein die Einlegearbeiten ausgeführt sind. Die Szene wirkt auf mich lebendig, der Handwerker war ein echter Meister. Dieser Dolch ist sicherlich eines der schönsten Artefakte, die Heinrich Schliemann bei seinen Ausgrabungen in Mykene gefunden hat.

Dass die Löwenjagd für die Jäger mit großen Risiken verbunden war, sieht man vor dem Löwen. Dort liegt ein Jäger, der dem Löwen zum Opfer gefallen ist. Die Jäger arbeiten mit Lanzen, die das Tier auf Distanz halten.

Bis in die Antike lebten Löwen in Griechenland und dem südlichen Balkan. Die letzte mir bekannte Erwähnung gibt es bei Pausanias im 2. Jahrhundert n.Chr. Er gab allerdings an, dass die Löwen im Gebirge lebten. Das passt nicht zu ihrem natürlichen Lebensraum. Sicher ist allerdings, dass es zur Zeit der Entstehung dieses Dolchs in Griechenland noch Löwen gab.

Dienstag, 24. Mai 2022

Ein Siegelring aus Gold, gefunden in Mykene

Heute zeige ich Euch einen Siegelring aus Gold. Er zeigt eine Jagdszene. Die Form nennt man einen Schildring.

Archäologisches Nationalmuseum Athen, Inventurnummer 240: Ring aus Gold, gefunden in Mykene - er zeigt eine Jagdszene
Der Ring mit der Jagdszene
Der Ring wurde im Schachtgrab IV in Mykene gefunden. Dort lag er zwischen einem männlichen und einem weiblichen Skelett. Wem von beiden er gehörte, ist unklar.

Zur Jagdszene: Ein Wagen wird von zwei Pferden gezogen. Es gibt einen Wagenlenker und einen Schützen, der mit Pfeil und Bogen einen Hirschen erlegt.

Ich persönlich finde die Darstellung der Waffe interessant. Pfeil und Bogen gehörten als Fernwaffen zur Standardausrüstung mykenischer Krieger. Das ist in bildlichen Darstellungen auf Gefäßen nachgewiesen. Aus Funden weiß man, dass die Technik des Baus von Kompositbögen bereits bekannt war: Holz, Horn und Sehen wurden verleimt. Es liegt nahe, dass solche leistungsfähigen Bögen nicht nur militärisch, sondern auch bei der Jagd eingesetzt wurden. Typisch für einen Kompositbogen wäre allerdings eine Gegenkrümmung an den Enden, die der Abbildung auf dem Siegenring fehlt. Da der abgebildete Bogen aber relativ klein ist, kann angenommen werden, dass es sich um einen Kompositbogen handelt.

Ich schätze das Alter dieses Ringes zwischen 1600 v.Chr. und 1500 v.Chr. Das ist aber nur eine Vermutung von mir. In den mir zugänglichen Quellen habe ich dazu leider nichts gefunden.

Die Werkstatt, in der dieser Ring gefertigt wurde, wird nach einer jüngeren Ansicht in Mykene verortet. Nach überwiegend vertretener Meinung stammt er aus Kreta. Er mag als Raub, Handelsware oder ein Geschenk nach Mykene gekommen sein.

Ich habe mir die Inventurnummer dieses Ringes mit 240 notiert. Wenn Ihr ihn sehen möchtet, geht ins Archäologische Nationalmuseum in Athen. Wenn ich das nächste Mal dort bin, versuche ich auf jeden Fall, ein etwas besseres Foto zu machen.

Dort wird noch ein zweiter Ring Kampfszene gezeigt. Dessen Inventarnummer ist 241. Beide Ringe sind in der Deutschen Fotothek zu sehen.

Die meisten mykenischen Siegel waren aus Halbedelsteinen wie etwa Karneol, Achat und Jaspis oder in späterer Zeit aus Steatit und Glas gefertigt. Gold, wie bei diesem Ring, ist schon ein sehr besonderes Material.

Übrigens sind die meisten goldenen Siegel aus der mykenischen / minoischen Zeit nicht massiv. Sie bestehen aus dickem Blech. Der Goldschmied hat das Bild durch Gravieren, Ziselieren oder Treibarbeit hergestellt. Diese Techniken kamen auch bei massiven Siegeln zum Einsatz. Sie wurden nicht gegossen. Ein Trick bei den Schilden der Ringen war, unedles Metall oder Silber zu verwenden. Das wurde mit einer starken Goldfolie überzogen, was die Herstellungskosten senkte und optisch erst einmal wie ein massiver Schild aussah.

Ihr könnt diesen Ring und andere Funde von Heinrich Schliemann im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen.

Montag, 23. Mai 2022

Eine Maske aus Gold

Heinrich Schliemann hat in Mykene mehrere Totenmasken aus Gold gefunden. Die berühmteste ist die des Agamemnon. Die zeige ich Euch heute nicht. Natürlich war das mit Agamemnon eine Wunschfantasie Schliemanns, weil dessen Maske die schönste des Fundes war.

Da ich ein gewisses Faible für Sachen habe, die nicht ganz vorne im Rampenlicht stehen, bekommt Ihr die Maske des Agamemnon heue nicht zu sehen. Meine Wahl seht Ihr unten auf dem Foto.

Totenmaske aus Gold, gefunden in Mykene. Sie ist zu sehen im Archäologischen Nationalmuseum in Athen.
Die Totenmaske aus Gold
Die Maske könnt Ihr im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen. Das Museum datierte die Maske um ca. 1600 v.Chr.

Zu sehen ist ein Mann mit sehr vollen Lippen. Wer er war, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Zumindest wichtig muss er für seine Zeitgenossen gewesen sein. Denn ansonsten hätten sie das Gold für etwas anderes verwendet als eine Totenmaske. Möglicherweise war es für die Hinterbliebenen eine hohe religiöse Verpflichtung, aufgrund derer sie beim Verblichenen eine Totenmaske aus Gold gefertigt haben.

Zeigt die Maske jemand aus dem von Homer geschilderten "verfluchten Atridengeschlecht"? Darin, einem Toten eine Goldmaske mit ins Grab zu geben, kann man sicherlich den Ausdruck eines gewissen Machtbewusstseins sehen.

Sonntag, 22. Mai 2022

Der kleine Flüchtling

Auf dem Foto seht Ihr die Statue eines kleinen Jungen, der einen Hund in seinem Arm hält.

Statue des "kleinen Flüchtlings", zu sehen im Archäologischen Nationalmuseum in Athen
Der kleine Flüchtling
Die Statue stammt aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. Der Junge trägt einen Kapuzenanzug, der am Nacken befestigt ist. Das Haar schaut unter der Kapuze hervor. 

In seinem Arm hält der Junge einen kleinen Hund, der als Malteserhund identifiziert wird. Die Hunderasse ist sehr alt und stammt vermutlich aus Ägypten. Phönizische Kaufleute haben die Rasse im Mittelmeer verbreitet. Sie war in der Antike sehr beliebt. Der Name leitet sich vermutlich vom semitischen Wort màlat ab. Das bedeutet Zuflucht oder Hafen.

Gefunden wurde diese Statue 1922 in Nysa, einer antiken Stadt am Nordrand der Ebene des Mäander in der heutigen Türkei. Ihr Entdecker war der Archäologe Konstantinos Kourouniotis. Zunächst brachte er sie nach Smyrna, wo er selbst wohnte. Die Zeit war hoch dramatisch, es tobte der Krieg zwischen Griechen und Türken um Kleinasien. Im September spitzte sich die kleinasiatische Katastrophe zu, als türkische Truppen Smyrna besetzten und die christliche Bevölkerung massakrierten und vertrieben. Seit Vertreibung der Griechen heißt die Stadt Izmir.

Als im September 1922 die Zerstörung von Smyrna begann, nahm Kourouniotis die Staue auf seiner Flucht mit nach Griechenland. Er brachte sie nach Athen. Aufgrund dieser Umstände wurde die Statue fortan „der kleine Flüchtling“ (Ο μικρός πρόσφυγας) genannt.

Ein letztes noch: Die Kapuzenjacke. Ähnliche Kapuzenanzüge waren noch bis in das 20. Jahrhundert in Gebrauch. 

Die Statue ist im Archäologischen Nationalmuseum in Athen zu sehen, die Inventarnummer ist 3485. Sie ist aus Marmor gefertigt. Leider hat sie einige kleinere Schäden. Das ist ihrem Alter geschuldet und dem Umstand, dass sie verschüttet war. Sie ist 63 cm groß. 

Diese Statue und ihre Geschichte berühren mich sehr.

Samstag, 21. Mai 2022

Neues Thema: Archäologie und Geschichte

Im Blog komme ich zu einem neuen Thema: Geschichte und Archäologie. Das Thema Geschichte habe ich ab und an schon angerissen. Ich möchte es gerne vertiefen. 

Das archäologische Nationalmuseum in Athen
Das archäologische Nationalmuseum in Athen
Es gibt wundervolle Museen, die Exponate aus der Vergangenheit zeigen. Ein Schwerpunkt dabei wird zunächst einmal Griechenland sein, das mich sehr interessiert. 

Ich beginne mit einigen Fundstücken, die im Archäologischen Nationalmuseum in Athen gezeigt werden. Es ist das größte derartige Museum in Griechenland und wohl eines der wichtigsten archäologischen Museen der Welt. Es befindet sich in einem imposanten Gebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. 

Auf 8.000 qm Ausstellungsfläche werden über 11.000 Objekte gezeigt. Es gibt fünf ständige Sammlungen:

  • Sammlung prähistorischer Altertümer: Neolithikum, Kykladen, Mykene, Santorin: Fundstücke der großen Zivilisationen der Ägäis, die sich vom 6. Jahrtausend v.Chr. bis 1050 v.Chr. entwickelten.
  • Skulpturensammlung: Die Entwicklung der antiken Skulpturen wird durch Exponate gezeigt, die zwischen dem 7. Jahrhundert v.Chr. und dem 6. Jahrhundert n.Chr. entstanden sind.
  • Vasensammlung: Sie sehen repräsentative Werke der antiken griechischen Keramik zwischen dem 11. Jahrhundert v.Chr. bis in die Römerzeit.
  • Sammlung metallurgischer Werke: Sie sehen viele Exponate aus Metall, zum Beispiel Statuen und kleine Figuren.
  • Sammlung altägyptischer und östlicher Altertümer aus der Zeit von 5.000 v.Chr. bis hin zur römischen Zeit.

In den nächsten Tagen werde ich Euch einige dieser Funde vorstellen.