Samstag, 16. November 2024

Die Ägyptische Sammlung im Museum August Kestner

Das Museum August Kestner in Hannover hat eine fantastische Ägyptische Sammlung.

Ägyptische Sammlung im Museum August Kestner

In der ägyptischen Sammlung sind Artefakte vom 4. Jahrtausend vor Christus bis in die römisch-christliche Zeit zu sehen. 

Beeindruckend sind die Reliefs und Skulpturen. Die Sammlung umfasst auch Stelen, Gefäße, Papyri, Amulette und andere Artefakte. 

Die zeitliche Spanne reicht vom 4. Jahrtausend vor Christus bis ins 6. Jahrhundert nach Christus. Die Sammlung gibt einen faszinierenden Einblick in das religiöse und alltägliche Leben der alten Ägypter. Das Nebeneinander von Kontinuität und Wandel ist etwas ganz Besonderes. 

Mit der Zeit möchte ich im History Blog das eine oder andere Artefakt aus dieser Sammlung vorstellen.

Dein Besuch im Museum August Kestner

Das Museum liegt am Platz der Menschenrechte 3 in Hannover. Du findest es gleich hinter dem Neuen Rathaus.

Der Eintritt kostet 5 Euro (ermäßigt: 4 Euro / Jahreskarte 25 Euro).

Das Museum ist fast an jedem Tag von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch hat es sogar bis 20 Uhr auf. Montag ist Ruhetag. Es ist an bestimmten Feiertagen (1. Januar, Karfreitag, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag sowie 31. Dezember) geschlossen.




Samstag, 9. November 2024

Pompeji: Ein kleines Haus mit fantastischen Fresken

 Im Archäologischen Park von Pompeji haben Forscher im Herbst 2024 ein kleines Haus mit fantastischen Fresken gefunden.

Leider ist es mir aus Gründen des Urheberrechts nicht möglich, in meinen Blog Bilder dieser Funde einzubinden. Das respektiere ich selbstverständlich. Daher bleibt es bei diesem Hinweis in Textform. Die Seite ingenieur.de berichtet über den Fund. Dort erfahrt Ihr mehr über den Fund und seht auch einige Fotos.

Das war beileibe nicht der erste Fund in Pompeji, der in diesem Jahr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Anfang des Jahres berichtete Weltkunst über ein Bild mit der Darstellung einer Szene aus der Ilias. Dieser Fund wurde in der Via Nola gemacht.

Samstag, 2. November 2024

Über Athen im Hellas Blog

Die Akropolis ist das weltweit bekannteste Bauwerk in Athen. 

Die Stadt ist aber so viel mehr als nur deren zentraler Berg voller prächtiger Ruinen aus der Antike.

Im Hellas Blog habe ich eine ausführliche Seite über Athen gemacht. Auf diese möchte ich Euch heute hinweisen. Ihr findet dort alle Informationen über die Stadt, die Ihr für eine Reise dorthin kennen solltet.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Der Tempel der Vesta auf dem Forum Romanum

Auf dem Forum Romanum in Rom stehen die Ruinen des Tempels der Vesta. Das ist ein ganz besonderes Gebäude mit einer Wirkung, die bis in unsere Gegenwart reicht.

Der Tempel des Vesta auf dem Forum Romanum - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Der Tempel des Vesta auf dem Forum Romanum
Dieser Tempel ist sehr alt. Der erste Tempelbau wurde auf Initiative von Numa Pompluns errichtet, des sagenhaften zweiten Königs von Rom. Er regierte von 715 v.Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 672 v.Chr.

Der Tempel hatte die Form einer Hütte. Das sollte an die ersten Behausungen der Römer erinnern.

Im Inneren des Tempel brannte ein ewiges Feuer. In der Mitte des Dachs war eine Öffnung, so dass der Rauch abziehen konnte.

Es gab sechs Priesterinnen der Vesta. Sie wurden im Alter von sechs bis 10 Jahren berufen und dienten der Göttin mindestens für 30 Jahre. In der Spätantike waren es sieben Priesterinnen. 

Der Innenhof des Tempels der Vesta auf dem Forum Romanum - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Der Innenhof des Hauses der Vestalinnen
Die Priesterinnen lebten im Haus der Vestalinnen. Das lag gleich neben dem Tempel. 

Sie waren der Göttin geweiht und mussten keusch bleiben. In gewisser Weise erinnert ihr Lebensstil an den der christlichen Nonnen oder Diakonissen, die wir ja heute noch kennen.

Die Hauptaufgabe der Vestalinnen war, das ewige Herdfeuer zu hüten. Erlosch dieses, galt das als großes Unglück für die Stadt Rom. Die dafür verantwortliche Priesterin wurde hart bestraft.

Im Tempel wurden die Penaten des römischen Staates aufbewahrt. Das waren die Schutzgötter der Vorräte. Ihr Altar war der Herd des Hauses. Das ist auch der Grund, weshalb die Vestalinnen darauf achten mussten, dass der Herd nicht erlischt. Einmal im Jahr, am 1. März, wurde das Feuer neu entfacht.

Auch wurden verschiedene Gegenstände aufbewahrt, die Aeneas (angeblich) aus Troja mitgebracht hatte. Er war zudem als Aufbewahrungsort wichtiger Dokumente sehr beliebt. Denn der Tempel galt als unantastbar, die Dokumente waren sicher. 

Der alte Tempel wurde mehrfach zerstört. Das letzte Feuer brannte ihn im Jahr 191 ab. Unter dem Kaiser Septimius Severus wurde ein neues Gebäude errichtet, dessen Ruinen wir heute noch sehen. Die Leitung des Baus hatte Julia Domna, die Ehefrau des Kaisers.

Die heutige Form stammt allerdings aus dem Jahr 1930. Damals hat man die gefundenen Ruinen wieder zu dem zusammengefügt, war wir heute noch sehen. Wie der Tempel in der Antike ausgesehen hat, konnte inzwischen sehr gut rekonstruiert werden. Details seht Ihr auf der Seite des digitalen Forum Romanum.

Die römische Göttin Vesta


In der römischen Mythologie war Vesta die Göttin von Heim und Herd. Sie war die keusche Hüterin des heiligen Feuers, das sorgsam gehütet werden musste. In ihrer mythologischen Bedeutung war sie vergleichbar mit der Göttin Hestia in der Mythologie der Griechen. Ob der Kult der Vesta aus dem Kult der Hestia abgeleitet ist oder ob beide eine gemeinsame "mythologische Vorfahrin" hatten, ist nicht bekannt. 

Jedenfalls hatte der Kult der Vesta in Rom seinen zentralen Ort in diesem Tempel. In der Antike beging man den Jahresanfang am 1. März. Und am 1. März wurde  das Feuer der ewigen Flamme neu entzündet. Das erfolgte entweder mit einem Hohlspiegel, oder das Feuer wurde durch das Bohren in das Holz eines fruchttragenden Baums entflammt. 

Für den Erhalt des Feuers war immer eine Vestalin verantwortlich. Ging das Feuer aus, galt das als großes Unglück für die Stadt Rom. Die für das Feuer verantwortliche Vestalin wurde durch den Pontifex Maximus hart bestraft.

Der Tempel der Vesta und die USA

Eingangs habe ich erwähnt, dass dieser Tempel eine Wirkung bis in die heutige Zeit hat. Genau genommen geht es um das ewige Feuer, das in ihm brennt und das das Wohlergehen des römischen Staates bedeutet. Diese Symbolik wurde in den USA aufgegriffen. Im Kapitol in Washington sollte ein ewiges Licht für das Wohlergehen der Republik brennen. Das wurde aber alsbald wieder aufgegeben, da die meisten Menschen diese Symbolik nicht verstanden haben. Das Geld haben die USA sich gespart. 

Der Tempel der Vesta in der Serie those about to die

Vielleicht hat ja der eine oder die andere von Euch die Serie those about to die gesehen. 

Hier kommt der Tempel der Vesta mehrfach vor, da die Tochter einer der zentralen Figuren eine Vestalin ist. 

Die Priesterin ist als kleines Mädchen von ihren Eltern zu den Vestalinnen gegeben worden. Das kann sein. Die Priesterinnen kamen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren aus aristokratischen Familien zu den Vestalinnen. Das kann also sein.

Den in der Serie zu sehenden Tempelbau konnte ich mit den heutigen Ruinen nicht in Übereinstimmung bringen. Das passt aber. Denn der Tempel ist sechsmal durch Feuer zerstört worden. Man hat ihn immer wieder aufgebaut. Die heutige Form stammt aus dem Jahr 191. Die heutige Form hat maßgeblich Julia Domna beeinflusst, die Frau des Kaisers Septimius Severus. Im Laufe der Jahrhunderte war der Tempel viel stärker zerstört als wir es heute sehen. 1930 hat man ihn aus gefundenen Ruinen wieder so gut aufgebaut wie es ging und den damaligen Vorstellungen entsprach.

Dann gibt es in der Serie die Begebenheit, dass die ewige Flamme erlischt. Die Hohepriesterin der Vesta wurde zur Strafe öffentlich zu Tode gepeitscht. Mir ist eine solche konkrete Begebenheit aus der Regierungszeit von Vespasian, Titus oder Domitian nicht bekannt. Allerdings haben die Römer an die Vestalinnen geradezu übermenschliche moralische Anforderungen gestellt. Bei geringfügigen Dienstvergehen konnten sie ausgepeitscht werden. Wenn eine andere Priesterin als die Hohepriesterin für das Erlöschen der Flamme verantwortlich war, wäre diese bestraft worden. Ein Auspeitschen bis zum Tode war möglich, da das Erlöschen des Feuers als sehr schlimm galt. 

Montag, 16. September 2024

Die Pfeile von der Schlacht an den Thermopylen

 Die Schlacht an den Thermopylen ist eines der bis heute sehr wichtigen Ereignisse der griechischen Geschichte. Sie fand im Spätsommer 480 v. Chr. statt. 

Pfeilspitzen und Speerspitzen von den Thermopylen
Pfeilspitzen und Speerspitzen von den Thermopylen

Die Perser drangen nach Griechenland ein, um es zu erobern. Bei den Griechen geschah das Unerwartete: Die verfeindeten Städte Athen und Sparta schlossen sich zusammen, um die Bedrohung abzuwehren.

So zog ein Heer zu den Thermopylen. An der Engstelle hofften sie, die Perser aufhalten zu können. Die Spartaner waren mit ihren 300 Spartiaten vor Ort, angeführt von ihrem König Leonidas. Der Mythos, dass die Pfeile der Perser die Sonne verdunkelt hätten und die Spartiaten dann im Dunkeln weiterkämpften, ist über Thukydides in die Weltliteratur eingegangen. 

Aufgrund von Verrat sind die 300 untergegangen. Die Perser strömten nach Griechenland, konnten später jedoch besiegt und vertrieben werden.

Die berühmten Pfeile hat es wirklich gegeben. Man hat die Pfeilspitzen am Ort der Schlacht gefunden. Du kannst sie im Archäologischen Nationalmuseum von Athen sehen.

Lies meinen Beitrag über die Pfeilspitzen von den Thermopylen im Hellas Blog, wenn Du mehr über sie wissen möchtest.

Montag, 2. September 2024

Die Lokomotive "Bruchhausen" von Hanomag

Ich stelle Euch heute ein Stück Technikgeschichte vor: Die von Hanomag hergestellte Dampflokomotive "Bruchhausen."

Die Dampflokomotive "Bruchhausen" in Bruchhausen-Vilsen - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Die Dampflokomotive "Bruchhausen"
Ziemlich im Zentrum Niedersachsens liegt die Kleinstadt Bruchhausen-Vilsen. Auf einer Verkehrsinsel vor dem alten Bahnhof  des Ortsteils Bruchhausen steht eine Dampflokomotive, um die es heute geht. Wenn Ihr dorthin kommt, könnt Ihr sie problemlos besichtigen.

Die Bruchhausen wurde 1899 von der Hannoverschen Maschinenbau AG (HANOMAG). Die Fabriknummer ist 3344. Es handelt sich um eine Lokomotive der Kategorie C n2t.

Gebaut wurde die "Bruchhausen" im Auftrag der Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya GmbH. 1900 nahm man sie auf der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf in Betrieb. 

1966 trat die "Bruchhausen" ihre zweite Karriere als Museumlokomotive an. Die ist inzwischen allerdings auch vorbei. Seit dem 1. Mai 2003 steht die "Bruchhausen" als Denkmal auf dem Verkehrskreisel vor dem alten Bahnhof.

Renovierung der Lok in 2024


Anfang Januar 2024  ist die Lok vom Sockel genommen worden. In Bremen wurde sie sandgestrahlt und neu lackiert. Die Holzschwellen des Schienenstücks konnten ebenfalls ausgewechselt werden. Zum 1. Mai steht das Wahrzeichen von Buchhausen-Vilsen wieder auf seinem Platz. 

Sonntag, 11. August 2024

Flugsaurier in der Tongrube Grimmen gefunden

Forscher haben in der Tongrube Grimmen eines der weltweit ältesten Überbleibsel eines Flugsauriers gefunden. Das hat die Universität Greifswald in einer Meldung am 8. August 2024 bekannt gegeben.

Das Fossil ist in einer aufgelassenen Tongrube bei Klein Lernhagen gefunden worden. Die Grube ist im Mineralienatlas / Fossilienatlas beschrieben.

2022 stieß der Geologe Jörg Ansorge von der Uni Greifswald auf ein winziges Fragment eines länglichen, dünnen Knochens. Es ist nur 2,7 cm lang. Dieses Fossil haben Wissenschaftler der Uni Greifswald mit modernsten Methoden untersucht.

Der Knochen war schon zu Lebzeiten des Tieres sehr dünnwandig und enthielt Hohlräume. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass er von einem flugfähigen Tier stammte. Tatsächlich ist aus der Zeit des Jura bekannt, dass es kleine Flugsaurier gab. Sie wogen hatten nur einige Kilo Körpergewicht und Flügelspannweiten von ca. 1,5 m. Vermutlich lebten sie von kleinen Beutetieren wie Insekten oder Fischen. 

Das bei Grimmen gefundene Fossil stammt aus einer Schicht, aus der keine anderen landlebenden Wirbeltiere bekannt sein. Die Wissenschaftler geben ein Alter von 180 Millionen Jahren an. Das Knochenfragment stammt also aus einer sehr frühen Zeit stammen, aus der keine vergleichbaren Fossilien bekannt sind. Das macht diesen Fund so besonders.

Eine ausführliche wissenschaftliche Dokumentation dieses Fundes findest Du in einer Open-Access-Studie im Fachblatt PalZ. Sie trägt den Titel Enigmatic fragment possibly marks the first pterosaur record from the Lower Toarcian of Grimmen, NE Germany und ist kostenfrei verfügbar. Du kannst sie also ohne weiteres lesen und Dich informieren.

Freitag, 2. August 2024

Frachtschifffahrt auf dem Rhein zur römischen Zeit

Im Museum für antike Schifffahrt in Mainz sind zwei sehr interessante Reliefs zu sehen. Auf beiden sind Männer zu sehen, die ein Schiff beladen. 

Das Relief mit den Fassrollern von Mainz - zu sehen im Museum für antike Schifffahrt - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Das Relief mit den Fassrollern von Mainz
Auf dem ersten Relief sind drei Männer zu sehen, die mit einer Tunika bekleidet sind. Das weist sie als Männer der Römerzeit aus. Zwei Männer rollen ein Fass auf ein Schiff. Der dritte Mann folgt hinter ihnen. Er trägt einen Sack auf seiner Schulter, der vermutlich ebenfalls auf das Schiff gebracht wird.

Das Schiff ist nicht wirklich zu sehen. Aber da das Fass über eine Planke hoch gerollt wird, ist die Sache klar. Auch ist weitere Ladung zu sehen, die zu einem Frachtschiff auf einem Fluss passt. Der unschlagbare Beweis ist allerdings ein zweites Relief 

Das Relief ist Teil eines größeren Grabmals. Es wurde in Mainz beim heutigen Münstertor gefunden. Vermutlich stammt es aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus, eventuell auch aus dem Beginn des 3. Jahrhunderts.

Sackträger entladen ein römisches Schiff - zu sehen im Museum für antike Schifffahrt - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Sackträger entladen ein römisches Schiff
Es gibt auch noch ein zweites Relief. Es zeigt eine weitere Ladungsszene, dieses mal tragen Männer Säcke. In gewisser Weise ist es das Gegenstück, denn die Ladung wird vom Schiff herunter getragen. Man kann das Schiff gut erkennen, und unten die Wellen des Rheins.

Von dem Mann auf der Laufplanke ist leider nur der untere Teil des Körpers erhalten. Unten sind drei Männer zu sehen. Zwei von ihnen tragen einen Sack, ein dritter ist mit seinem Sack zu Boden gefallen. Ich finde diese Szene deswegen sehr interessant, weil sie das reale Leben zeigt. 

Leider kann ich den Schiffstyp nicht erkennen. Mich erinnert die Darstellung ein wenig an den Typus des Neumagener Weinschiffs. Es kann aber auch ein anderer Schiffstyp sein. Ich habe keine Quelle gefunden, die einen Schiffstyp identifiziert hätte. Es gibt durchaus auch Bilder eines römischen Frachtboots, auf denen andere Schiffstypen zu sehen sind. 

Im Museum für antike Schifffahrt sind Repliken der beiden Reliefs zu sehen. Die Originale sind im Landesmuseum Mainz. Die Inventarnummern sind S 662 und S 1053.

Sonntag, 14. Juli 2024

Kantharos mit Eselskopf

 Im Britischen Museum in London ist ein Trinkgefäß zu sehen, das wie ein Eselskopf geformt ist. Diese Form nennt man einen Kantharos. 

Kantharos in Form eines Eselkopfs
Kantharos in Form eines Eselkopfs

Ein Kantharos (κάνθαρος) ist ein antikes Trinkgefäß, das wie ein Becher geformt ist. Es hat zwei ausschweifende Henkel.

Der Kantharos auf dem Foto ist mit einem großen Eselskopf verbunden. 

Das Gefäß ist bemalt, es handelt sich um eine schwarzfigurige Keramik. Ihre Entstehung wird auf die Zeit zwischen 520 v. Chr. und 500 v. Chr. datiert.

Möchtest Du mehr wissen? Dann lies doch meinen Beitrag über den Kantharos mit Eselskopf im Hellas Blog.

Montag, 1. Juli 2024

Das Kurhaus in Wiesbaden - ein Stück Geschichte in der Stadt

Wiesbaden hat eine sehr lange Tradition als Kurstadt. Bereits die Römer kannten die Thermalquellen. Der Stadtname entstand im Mittelalter. Wisibada bedeutet "heilendes Bad".

Das Kurhaus von Wiesbaden mit dem Bowling Green im Vordergrund - Foto von F. Roland A. Richter - www.frar.com
Das Kurhaus mit dem Bowling Green im Vordergrund
1810 wurde erstmals ein Kurhaus errichtet. Das hing damit zusammen, dass die Kur in höheren Gesellschaftsschichten und beim Adel nicht nur wegen ihrer medizinischen Wirkung beliebt war. Im Vordergrund stand für viele das Amüsement. Wer auf Kur war, konnte im Großen und Ganzen tun und lassen was er wollte. Das war im normalen Leben oft nicht möglich. Der Kurbetrieb nahm einen steten Aufschwung, ab 1852 durfte Wiesbaden sich "Weltkurstadt" nennen. Von der Bedeutung her konnte Wiesbaden sogar das für Kuraufenthalte beliebte Baden-Baden überholen.

Als alte Kurhaus war für die Bedürfnisse der vielen Gäste zu klein geworden. Es wurde 1905 abgerissen. Der Architekt Friedrich von Thiersch errichtete den Neubau. Das heute noch stehende Kurhaus ist ein klassizistischer Bau mit vielen Elementen des Jugendstils. 

Das neue Kurhaus wurde 1907 eröffnet. Zugegen war Kaiser Wilhelm II, der es "das schönste Kurhaus der Welt" nannte. Ich finde, damit hatte er völlig Recht.


Samstag, 1. Juni 2024

Die Burgruine Mandelberg ist fast barrierefrei zu erreichen

Ich habe Dir vor einiger Zeit den Besuch der Burgruine Mandelberg empfohlen.

Heute möchte ich auf ein Detail zu sprechen kommen, das bei solchen Burgruinen nicht selbstverständlich ist: Die Burg Mandelberg ist fast barrierefrei zu erreichen.

Fahre mit dem Auto nach Bösingen. Dort biege an der Kirche ab in Richtung Mandelberg. Du kannst bis zum Sportplatz fahren. Dort sind Parkplätze, an denen Du selbst mit einem Rollstuhl problemlos aussteigen kannst. 

Es geht immer weiter geradeaus in den Wald. Auf dem Weg bis zur Burg gibt es keine nennenswerten Hindernisse. Geht es in das Burggelände hinein, sind Stufen zu überwinden.

Einzig wenn es in die Ruine rein geht, sind Treppen zu überwinden. Mir ist bewusst, dass das für Menschen mit Rollator oder Rollstuhl kaum zu überwinden sein kann. Ob Du das in Deiner konkreten Situation überwinden kannst, musst Du selbst beurteilen. Rechts habe ich ein Foto eingestellt, auf dem Du die Treppen sehen kannst. So kannst Du entscheiden, ob Du es versuchen möchtest.

Die Burgruine Mandelberg hat eine interessante Geschichte. Das ist auch für Menschen mit Einschränkungen bei der Mobilität interessant. Deshalb erscheint dieser Artikel. 


Mittwoch, 8. Mai 2024

Das sowjetische Ehrenmal in Berlin-Tiergarten

Gleich nach dem Sieg über Deutschland im Mai 1945 errichtete die Sowjetunion im Zentrum Berlins ein Ehrenmal für die gefallenen Rotarmisten. Dort steht es noch heute.

Das sowjetische Ehrenmal in Tiergarten - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Das sowjetische Ehrenmal in Tiergarten
Es geht bei diesem Denkmal darum, an die ca. 80.000 Rotarmisten zu erinnern, die in der Schlacht um Berlin gefallen sind. 

Aber es ging auch noch etwas anderes. Das Denkmal wurde in Sichtweite des Reichstages errichtet, im Zentrum Berlins. Den Deutschen sollte an zentraler Stelle deutlich gemacht werden, wem sie künftig Respekt zu zollen hatten: Den Siegern. Der Sowjetunion.

Es gibt heute Kritik an den Panzern, die ein Teil des Denkmals sind. Aus der CDU gibt es Stimmen, die Panzer zu entfernen. Ich halte das für Unsinn. 

Und so unverständlich es auf den ersten Blick sein mag: auch der Krieg in der Ukraine ist für mich kein Argument, an diesem Denkmal etwas zu ändern. Denn auch Ukrainer waren seinerzeit unter den Rotarmisten.

Das Denkmal ist ein Teil der Geschichte. Und zwar in seiner Gesamtheit. Einen missliebigen Teil der Geschichte durch Beseitigung der Denkmäler zu beseitigen, finde ich nicht richtig. Außerdem kann man die Panzer nicht mit den Fahnen der Ukraine verhüllen, wenn sie abgebaut sind.

Donnerstag, 18. April 2024

Via di Nola in Pompeji: spektakuläre Entdeckung

Die Via di Nola war eine der Hauptstraßen von Pompeji. Die verlief von Osten nach Westen und war eine der Hauptverkehrsadern der Stadt. 

Archäologen haben jetzt Fresken freigelegt, die Szenen aus der Ilias zeigen. In Spiegel Online gibt es einen recht ausführlichen Beitrag dazu, auf den ich Euch heute hinweisen möchte.

Wer die Sache in einem Video sehen möchte, für den habe ich ein Video, welches das Magazin spot on news auf YouTube veröffentlicht hat. 



Dienstag, 2. April 2024

Thesion oder Theseion?

Der Tempel des Hephaistos auf der griechischen Agora in Athen ist ein absoluter Hingucker. 
Thesion oder Theseion? 

Früher dachten die Leute, dass Theseus im Tempel begraben sei. Die Griechen nennen ihn deshalb Θησείο (Theseio).

Das kann man auf Deutsch mit Theseion oder mit Theseion umschreiben. Beides ist vertretbar.

Streng genommen ist Theseion richtig. Aber das griechische ει wird als i ausgesprochen. Daher passt die Schreibweise Thesion besser zur heutigen Aussprache des Namens.

Freitag, 1. März 2024

Eisenach - Die Stadt von Bach und Luther ist einen Besuch wert

Ich kenne Eisenach seit Anfang der 1990er Jahre und war seit dem immer wieder mal in der Stadt.

Eisenach: links die Wartburg, rechts die Stadt
Eisenach: links die Wartburg, rechts die Stadt
Ohne Zweifel: Die Stadt ist sehr schön. Man kann sehr viel Jugendstil an den Gebäuden sehen, mehr als z.B. in Darmstadt. 

Die ältesten Siedlungsspuren sind etwa 5.500 Jahre alt. Im 8. Jahrhundert ließen sich Franken am Petersberg nieder. Seit dem ist die Gegend durchgehend besiedelt. 

Im Mittelalter stand Eisenach in hoher Blüte. Die heilige Elisabeth kommt von hier, der bei der Wartburg ausgetragene Sängerwettstreit war das Woodstock seiner Zeit. Dank eines Handelsweges ging es der Stadt gut. Martin Luther verbrachte einige Zeit auf der Wartburg, wo er die Bibel auf Deutsch übersetzte. Johann Sebastian Bach stammt von hier und schließlich ging mit dem Wartburgfest von hier ein Signal der Freiheit aus. Mit gutem Grund kann man sagen, dass Eisenach eine der Geburtsstätten der deutschen Demokratie ist.

Es lohnt sich wirklich, hier einmal herzufahren und sich ein paar Tage Zeit zu nehmen, um die Stadt zu besichtigen.

Sonntag, 18. Februar 2024

Rom: Spaziergang am Ufer des Tibers

Wenn Du nach Rom kommst, habe ich einen Tipp für Dich. Mach einen Spaziergang am Ufer des Tiber.

Rom: Blick vom Ufer des Tiber auf die Engelsburg - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Rom: Blick vom Ufer des Tiber auf die Engelsburg
Ich war wirklich erstaunt, wie wenige Menschen dort unterwegs sind. Auf dem Foto seht Ihr ein Foto der Engelsburg mit Engelsbrücke, das ich bei so einem Spaziergang gemacht habe.

Am Pfad, der am Tiberufer entlang führt, habe ich keine Personen wahrgenommen, von denen eine Gefahr ausgehen könnte. In der Nacht würde ich da nicht entlang laufen. Das gebe ich zu. Aber tagsüber ist das ein wirklich toller Spaziergang.

Montag, 29. Januar 2024

Die alte Linde auf dem Stadtwall in Göttingen

Auf dem Stadtwall in Göttingen steht eine alte Linde. Bei meinem letzten Besuch im Januar 2024 ist mir wieder einmal aufgefallen, wie schön sie ist. Daher schreibe ich einen Beitrag im Blog über sie.

Die Geschichte vom Stadtwall in Göttingen und der Linde von 1765

Der Wall selbst ist schon sehr alt. 1362 hat Herzog Ernst von Braunschweig-Göttingen entschieden, dass Göttingen durch einen Wall befestigt und geschützt werden darf. Es dauerte gut 200 Jahre, bis er errichtet war. Berücksichtigt man zahlreiche zusätzliche zusätzliche Anlagen und Instandsetzungsarbeiten, kommt man sogar auf eine Bauzeit von 400 Jahren.

Die Linde von 1765
Die Linde von 1765
Im Endausbau war der Wall mit einer Festungsmauer versehen, es gab einen Wallgraben und viele ausgebaute Türme, Schanzen und Außenbastionen. Durch vier Tore kam man in die Stadt, die im Prinzip gut zu verteidigen war.

Im Mittelalter war es ein Privileg, wenn eine Stadt eine Stadtmauer oder einen Stadtwall zur Verteidigung haben durfte. Solche Sicherungen waren nicht neu, die gab es schon in der Antike. Die Porta Nigra ist das wohl bekannteste Stadttor in Deutschland, das noch aus der Zeit der Römer stammt. In Wiesbaden gibt es die Heidenmauer, auch andere Befestigungen sind seht als. Selbst von Kelten und Germanen sind Befestigungen um Siedlungen bekannt.

Durch die Entwicklung auch der Militärtechniken verloren Stadtwälle und Stadtmauern nach dem Mittelalter ihre Funktion. Sie konnten von Kanonen zerschossen werden. Dem versuchte man zunächst durch stärkere Befestigungen und sternförmig aufgebaute Befestigungsanlagen zu begegnen. Das nützte aber nichts, denn mit Kanonen ließ sich auch über eine Mauer hinüberschießen. Das ist auch in Göttingen passiert.

Also machten Stadtmauern keinen Sinn mehr. Die mit ihnen verbundenen Kosten standen in keiner Relation zum Nutzen, den sie noch haben konnten. Zudem schnürte eine starke Befestigung das Wachstum der Städte ein. Aus diesem Grund waren schon um 1800 viele Stadtbefestigungsanlagen abgerissen worden.

In Göttingen hat man es anders gemacht. Im Jahr 1762 – nach Ende des Siebenjährigen Krieges – hat die Stadt beschlossen, dass die Stadt keine Befestigung mehr haben sollte. Den Wall selbst wollte man jedoch erhalten. Die offizielle Begründung für diese Entscheidung war, dass die Professoren der gerade erste gegründeten Universität Göttingen einen schönen Spazierweg um die Stadt bekommen sollten. Diese Begründung wird auch bis heute kolportiert. Ich glaube sie aber nicht.

Das das Wohlergehen der Professoren die wirkliche Motivation der Stadt war, ist eine sehr zweifelhafte Begründung. Die Uni ist 1732/34 gegründet worden und war schnell ein Erfolg. Für das Jahr 1745 sind ungefähr 600 Studenten überliefert, die an der Georgia Augusta studierten. Für die damalige Zeit waren das viele. Das akademische Niveau war hoch, die Bezahlung gut und eine Professur in Göttingen brachte zudem eine echte akademische Reputation mit sich. Ich denke nicht, dass die Stadt es nötig hatte, sich bei den Professoren beliebt zu machen. Zumal war die Universität keine Angelegenheit der Stadt, sondern des Staates. Sie hatte ein eigenes Bürgerrecht. Auch wenn Göttingen mittelbar profitiert haben mag: Die Stadt und die Universität waren formal zwei nebeneinander bestehende Angelegenheiten (die allerdings ohneeinander nicht konnten).

Ich vermute für den Erhalt des Walls einen anderen Grund, den man allerdings nicht öffentlich eingestehen wollte: Geld.

Die Beseitigung des Stadtwalls dürfte sehr teuer gewesen sein. Das Geld wollte die Stadt Göttingen sich sparen. Die Stadt konnte einfach auch außerhalb des Walls weiter ausgebaut werden. Die Befestigung der Stadt sollte keine weiteren Kosten nach sich ziehen. Aber ob der Wall stehen blieb oder beseitigt wurde, war eigentlich egal. An einigen Stellen ist er verschwunden, aber der größte Teil steht noch bis heute.

Schild an der Linde

Wie dem auch sei, der Wall blieb und ist bis heute ein wunderbarer Spazierweg rund um die Stadt. Die Stadt hat ihn mit Linden bepflanzt und so begrünt. Die älteste, heute noch erhaltende Linde ist um das Jahr 1765 gesetzt worden. Sie dürfte also noch aus der Zeit der „Demilitarisierung“ beziehungsweise „Entfestigung“ des Stadtwalls stammen.

Diese Linde ist der einzige Baum, der aus dieser Zeit erhalten geblieben ist. Sie kann ihren Stand allerdings nur dank vieler menschgemachter Unterstützung halten. Aber sie lebt und gedeiht prächtig. Dass man auf so ein altes Wesen gut aufpasst, finde ich gut.

Übrigens ist der Stadtwall heute als Naturdenkmal ausgewiesen. Er gehört zum Landschaftsschutzgebiet Nordöstliche Göttinger Hochflächen. Die Linde hat als Bestandteil des Stadtwalls damit sogar ein eigenes amtliches Kennzeichen: Naturdenkmal ND GÖ-S 93. Das ist doch auch was.

Selbst habe ich den größten Teil meiner Studienjahre in Göttingen verbracht. Ich gebe zu: An dieser Linde bin ich oft vorbeigekommen, ohne groß über sie nachzudenken. Warum auch, wenn mich Sorgen vor der nächsten Klausur, Nachwirkungen der letzten Party oder andere Alltäglichkeiten beschäftigt haben. Heute finde ich, dass diese Linde wohl eine der schönsten Attraktionen des Göttinger Stadtwalls ist.

Sie ist ganz einfach zu finden. Wenn Du aus Richtung des Bahnhofs nach rechts auf den Wall gehst, kommst Du hin. Sie steht kurz vor dem Bismarckhäuschen auf der Seite, die dem Inneren der Stadt zugewandt ist.

Wenn Du dort bist, dann halte doch einen Moment an. Ich finde, es lohnt sich diesen wunderschönen und alten Baum einmal in Ruhe anzusehen. Ich denke darüber nach, was alles in Göttingen so passiert ist, seit er seine Wurzeln an dieser Stelle des Stadtwalls ausgestreckt hatte. Es waren schreckliche Zeiten dabei wie die Kriege und auch die Herrschaft der Nazis. Aber alles das ging vorbei. Der Baum steht noch und ist immer noch grün.

Ein solch alter Baum gibt uns Menschen die Zuversicht, dass das Leben über alles Übel auf der Welt Bestand hat. Ich finde, das ist ein sehr tröstlicher Gedanke.

Der Mythos von der Linde

Die Linde ist ein Baum, der schon bei den alten Germanen eine besondere Bedeutung hatte. Sie verehrten ihn als einen Baum, der ihrer Göttin Freya geweiht war. Linden galten als der Sitz guter Geister. Freya war die Göttin der Liebe, des Glücks, der Fruchtbarkeit und des guten Haustandes. Zusammengefasst kann man sagen, dass es bei Freya um das Wohlergehen der Menschen ging.

Die Germanen stellten sich vor, dass Bäume und Menschen miteinander verbunden und vor allem „von gleichem Wesen“ waren. In neuheidnischen Kulten kommt es deshalb vor, dass ein neuer Gläubiger „seinem“ Baum vorgestellt wird, mit dem er dann Zeit seines Lebens verbunden bleibt.

Allerdings gibt es auch Schattenseiten der Linde. Kann sie den Menschen schützen, kann sie auch Schutz von ihm abhalten. Deutlich wird das in der Sigfried-Saga. Als Siegfried im Blut des Drachen badet, das ihn vor Verletzungen schützen soll, fällt ein Lindenblatt zwischen seine Schulterblätter. Es hält das Drachenblut davon ab, die Haut an dieser Stelle zu benetzen. Hier bleibt Siegfried verwundbar. Und Hagen von Tronje Siegfried tötete, befand dieser sich unter einer Linde.

Wo Germanen lebten und Linden wuchsen, hatte dieser Baum eine besondere Bedeutung. Er mag vergleichbar gewesen sein mit dem Omphalos der alten Griechen. Hier trafen die Menschen sich zum Thing und besprachen alle Angelegenheiten, die ihre Gemeinschaft betrafen. Die Linden galten als ein Ort der Wahrheit, Gerechtigkeit, Klarheit und Entschlossenheit, hier spielten Mitgefühl und göttliches Wissen eine große Rolle. Unter Linden empfingen die dazu berufenen Menschen Signale aus der Geisterwelt, der Mythos der Linde war den heidnischen Germanen sehr wichtig.

Das ist mit der Christianisierung nicht verschwunden, auch wenn alle Götzenstatuen und anderen heidnischen Symbole zerstört worden sind. Statt der Göttin Freya waren diese Bäume nunmehr Maria geweiht, der Mutter Jesu. Manche Baumheiligtümer wurden als Marienlinden weiter verehrt. Die Religion wechselte, die Linde blieb.

Ob man in Göttingen von diesen alten Mythen wusste, als man entschied, den Stadtwall mit Linden zu befassen? Ganz wundern würde mich das nicht. Ich habe das aus den mir zugänglichen Quellen nicht klären können.

Otto von Bismarck und die Linde auf dem Stadtwall

Der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck hat 1833/34 in Göttingen studiert.

Seine Zeit in Göttingen muss Bismarck sehr genossen haben. Die erste Zeit lebte er in der Wohnung des Hauswirts und Bäckers Justus Friedrich Schumacher. Die heutige Adresse ist Rote Straße 27. Mit den Studien nahm Bismarck es nicht so genau. Er genoss seine Freiheiten, war Mitglied des heute noch bestehenden Corps Hannovera und soll recht trinkfreudig gewesen sein.

Bismarckhäuschen (Januar 2024)
Bismarckhäuschen (Januar 2024)
Irgendwann reichte es ihm in der Stadt und er bezog eine neue Wohnung. Ganz freiwillig war der Umzug nicht. Bismarck ist mit den Obrigkeiten in Göttingen des Öfteren in Konflikt geraten. Das ist auch dadurch gut nachzuvollziehen, dass der spätere Eiserne Kanzler als Student sogar in Karzerhaft kam.

Seine neue Bleibe befand sich in einem alten Turm der Befestigungsanlage am Wall, der erhalten geblieben war. Dieser trägt heute den Namen Bismarckhäuschen und ist ein kleines Museum. Das Bismarckhäuschen liegt an der äußeren Seite des Stadtwalls, gehört also nicht mehr zur Innenstadt. Mit seinen Umtrieben dort war Bismarck nicht mehr in Gefahr, von der Universitätsgerichtsbarkeit belangt zu werden. Andere berichten, dass man ihn als „Radaubruder“ ausdrücklich aus der Stadt verbannt hätte. Er habe sie nur noch betreten dürfen, um seinen Studien nachzugehen. Daran mag etwas Wahres sein. Profaner ist wohl eine andere Erklärung: Vom Häuschen am Wall kam Bismarck schnell zum Leinekanal, in dem er regelmäßig gebadet hat. Das Leben hier war für ihn hygienischer als in der Roten Straße.

Die alte Linde befindet sich ganz in der Nähe des Bismarckhäuschens. Du musst auf dem Wall nur in Richtung Bahnhof gehen, dann kommt sie alsbald auf der rechten Seite.

Ich habe an einigen Stellen für sie die Bezeichnung Bismarcklinde gelesen. Fakt ist, dass Otto von Bismarck oft an ihr vorbeigekommen sein dürfte. Das war bei Bismarck nicht anders als bei jedem anderen Menschen, der auf dem Stadtwall in Göttingen spazieren geht. Mehr mit ihm zu tun hatte dieser Baum aber nicht.

Tipp für einen Besuch in Göttingen

Wenn Du auf dem Stadtwall nur die Linde sehen möchtest, dann sollten Dir die Informationen reichen, die Du auf dieser Seite lesen kannst. 

Blick vom Wall über Göttingen
Blick vom Wall über Göttingen
Möchtest Du mehr über den Wall, seine Historie und die Geschichten um die Sehenswürdigkeiten des Walls wissen, dann gibt es eine Führung, die ich Dir gerne empfehle.

Unter dem Motto von der Bastion zur Promenade geht es einmal um die Altstadt herum. Ihr erfahrt nicht nur etwas über die Sehenswürdigkeiten am Wall, dazu gibt es auch viele Anekdoten. Es lohnt sich wirklich, diese Tour zu machen.

Mit dieser Empfehlung schließe ich meinen Beitrag zur alten Linde auf dem Göttinger Stadtwall ab.


Dienstag, 2. Januar 2024

Wiesbaden: Reste von Ruinen am Fasanerieweg

Stell Dir vor, Du gehst durch die Gegend. Auf einmal stößt Du auf etwas, das Du an dieser Stelle nicht erwartet hast. Eine echte archäologische Sensation?

Wiesbaden - Nähe Fasanerieweg - es sieht römisch aus, ist es aber nicht: Teil einer Ruine - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
keine römische Ruine, sondern ein modernes Relikt

So ging es mir bei einem Gang durch den Wald in der Nähe des Fasaneriewegs in Wiesbaden. 

Auf einmal stand ist vor einem Stein, der ganz klar behauen war. Habe ich hier das Kapitell einer Hinterlassenschaft der Römer gefunden?

Ganz klar: Wiesbaden war in römischer Zeit besiedelt. Die Römer wussten die heißen Quellen zu schätzen, und im Umland wurde Wein angebaut. Haben wir hier etwas aus dem repräsentativen Teil einer Villa Rustica vor uns?

Ganz klar nein. In der Nähe des Fundorts dieses Steins war früher ein Schießstand, der in den 1920er Jahren von der Reichswehr eingerichtet worden war. Dazu gibt es auf einem Blog eine ganze Menge Bilder. Egal wen ich befragt habe: Man sagte mir, dass dieser Stein Teil eines Gebäudes, das zur Schießanlage gehörte. Also sprechen wir über die 1920er Jahre, nicht über die römische Antike. In der Tat sind die Reste der Schießanlage nicht weit. Das kann man alles noch gut sehen. Ich finde, sowas ist auch eine spannende Geschichte.

Also: Immer schön die Augen auf. Das gilt auch und gerade heutzutage. Am Wegesrand tauchen immer wieder interessante Kleinigkeiten auf, wie dieser behauene Stein. Und dahinter kann sich durchaus eine Story verbergen, die weit über das hinausgeht, was man zuerst einmal sieht.