Ich habe Euch im Mai einige Funde vorgestellt, die Heinrich Schliemann in Mykene gemacht hat: Eine Maske aus Gold, ein Siegelring aus Gold und ein Dolch mit der Szene einer Löwenjagd.
Der Siegelring aus Tiryns |
Neben dem eingangs erwähnten Siegelring ist im Archäologischen Nationalmuseum in Athen ein weiterer Siegelring aus Gold ausgestellt.
Dieser Siegelring wurde nicht in Mykene gefunden, sondern in Tiryns. Datiert ist er auf das 15. Jahrhundert vor Christus.
Ihr seht eine Szene mit Figuren, die mir zunächst ägyptisch vorgekommen sind. Vier vogelhafte Gestalten mit Löwenkopf bringen Geschenke zu einer ganz links sitzenden Gestalt. Diese allerdings sieht klassisch minoisch aus. Also nix mit Ägypten. Allerdings bestanden Handelsbeziehungen, und ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Kunststile sich gegenseitig beeinflusst haben.
Dargestellt ist ganz sicher eine Ritualszene. Ganz links sitzt eine Gestalt, bei der es sich um einen Hohepriester handeln könnte. Die Gestalt stützt die Füße auf einen Hocker. Sie trägt ein langes Gewand, das zu einem religiösen Würdenträger passen könnte. Sie trägt einen Hut und hebt mit dem rechten Arm einen Gegenstand an, der wie ein Räuchergefäß aussieht. Der linke Arm schwebt über den Beinen. Vielleicht handelt es sich bei der Haltung des linken Arms um ein Symbol: Die Vermittlungsfunktion des Priesters zwischen Göttern und Menschen.
Bei den vier Figuren dürfte es sich um Dämonen handeln. Aus der Zeit sind weibliche Dämonen mit Eselsköpfen bekannt. Solche sind hier wohl dargestellt. Esel wurden in der Region um Nafplio verehrt. Der Sage nach hatte ein Esel die dortigen Bewohner das Beschneiden des Weinstocks gelehrt.
Dieser Ring ist vollständig aus Gold gearbeitet. Er wurde 1915 im Nordosten der Zitadelle gefunden. Mit einem Gewicht von 82,95 Gramm ist er sehr schwer für einen Ring und ganz sicher eines der besonders wertvollen Goldfunde, die im Archäologischen Nationalmuseum gezeigt werden.