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Mittwoch, 22. Juni 2022

Ein Siegelring aus Gold, gefunden in Tiryns

Ich habe Euch im Mai einige Funde vorgestellt, die Heinrich Schliemann in Mykene gemacht hat: Eine Maske aus Gold, ein Siegelring aus Gold und ein Dolch mit der Szene einer Löwenjagd.

Ein in Tiryns gefundener Siegelring aus Gold, ausgestellt im Archäologischen Nationalmuseum in Athen
Der Siegelring aus Tiryns
Diese kleine Reihe über Goldobjekte möchte ich heute fortsetzen.

Neben dem eingangs erwähnten Siegelring ist im Archäologischen Nationalmuseum in Athen ein weiterer Siegelring aus Gold ausgestellt. 

Dieser Siegelring wurde nicht in Mykene gefunden, sondern in Tiryns. Datiert ist er auf das 15. Jahrhundert vor Christus.

Ihr seht eine Szene mit Figuren, die mir zunächst ägyptisch vorgekommen sind. Vier vogelhafte Gestalten mit Löwenkopf bringen Geschenke zu einer ganz links sitzenden Gestalt. Diese allerdings sieht klassisch minoisch aus. Also nix mit Ägypten. Allerdings bestanden Handelsbeziehungen, und ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Kunststile sich gegenseitig beeinflusst haben.

Dargestellt ist ganz sicher eine Ritualszene. Ganz links sitzt eine Gestalt, bei der es sich um einen Hohepriester handeln könnte. Die Gestalt stützt die Füße auf einen Hocker. Sie trägt ein langes Gewand, das zu einem religiösen Würdenträger passen könnte. Sie trägt einen Hut und hebt mit dem rechten Arm einen Gegenstand an, der wie ein Räuchergefäß aussieht. Der linke Arm schwebt über den Beinen. Vielleicht handelt es sich bei der Haltung des linken Arms um ein Symbol: Die Vermittlungsfunktion des Priesters zwischen Göttern und Menschen.

Bei den vier Figuren dürfte es sich um Dämonen handeln. Aus der Zeit sind weibliche Dämonen mit Eselsköpfen bekannt. Solche sind hier wohl dargestellt. Esel wurden in der Region um Nafplio verehrt. Der Sage nach hatte ein Esel die dortigen Bewohner das Beschneiden des Weinstocks gelehrt.

Dieser Ring ist vollständig aus Gold gearbeitet. Er wurde 1915 im Nordosten der Zitadelle gefunden. Mit einem Gewicht von 82,95 Gramm ist er sehr schwer für einen Ring und ganz sicher eines der besonders wertvollen Goldfunde, die im Archäologischen Nationalmuseum gezeigt werden.

Mittwoch, 25. Mai 2022

Der Dolch mit der Szene einer Löwenjagd

Im Blog befinden wir uns auf einer kleinen Gold-Reise. Erst eine goldene Totenmaske, dann ein Ring aus Gold. Heute führt sie uns zu einer Löwenjagd. 

aus Mykene: Bronzedolch mit einer in Gold gearbeiteten Löwenjagd. - Foto von F. Roland A. Richter
Bronzedolch mit Löwenjagd: Ein Löwe kämpft, zwei Löwen fliehen

Diese ist auf einem Dolch zu sehen, die Einlegearbeiten aus Gold sind von der Handwerkskunst her echt beeindruckend.

Detail der Löwenjagd im antiken Mykene: Ein Jäger wurde vom Löwen getötet
Detail: Ein Löwe tötet einen Jäger
Der Dolch wurde wahrscheinlich nie zum Kampf genutzt, sondern es diente mehr dekorativen oder kultischen Zwecken. Er selbst ist aus Bronze, neben Gold sind noch Silber und Elektron verarbeitet. Dieser Zierdolch wird in das 16. Jahrhundert vor Christus datiert. Ihr könnt ihn im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen, die Inventarnummer ist 394.

Die Waffe stammt aus dem Schachtgrab IV. Das ist eine Gemeinsamkeit mit dem Ring mit der Jagdszene, den ich gestern vorgestellt hatte. 

Einige Details: Auf dem Schild eines Jägers sehe ich Muster, die an ein Rinderfell erinnern. Die drei dunklen Flächen auf dem zweiten Schild links vom Löwen sind etwas dunkler als das Schwert. Hier wurde mit Farbeffekten gearbeitet, um das Gezeigte lebendig zu machen. Gewänder, Bewaffnung und auch der Löwe sind mit feinen Linien ausgearbeitet.

Jäger und Löwen kämpfen miteinander
Jäger und Löwen kämpfen miteinander
Mich beeindruckt, wie fein die Einlegearbeiten ausgeführt sind. Die Szene wirkt auf mich lebendig, der Handwerker war ein echter Meister. Dieser Dolch ist sicherlich eines der schönsten Artefakte, die Heinrich Schliemann bei seinen Ausgrabungen in Mykene gefunden hat.

Dass die Löwenjagd für die Jäger mit großen Risiken verbunden war, sieht man vor dem Löwen. Dort liegt ein Jäger, der dem Löwen zum Opfer gefallen ist. Die Jäger arbeiten mit Lanzen, die das Tier auf Distanz halten.

Bis in die Antike lebten Löwen in Griechenland und dem südlichen Balkan. Die letzte mir bekannte Erwähnung gibt es bei Pausanias im 2. Jahrhundert n.Chr. Er gab allerdings an, dass die Löwen im Gebirge lebten. Das passt nicht zu ihrem natürlichen Lebensraum. Sicher ist allerdings, dass es zur Zeit der Entstehung dieses Dolchs in Griechenland noch Löwen gab.

Dienstag, 24. Mai 2022

Ein Siegelring aus Gold, gefunden in Mykene

Heute zeige ich Euch einen Siegelring aus Gold. Er zeigt eine Jagdszene. Die Form nennt man einen Schildring.

Archäologisches Nationalmuseum Athen, Inventurnummer 240: Ring aus Gold, gefunden in Mykene - er zeigt eine Jagdszene
Der Ring mit der Jagdszene
Der Ring wurde im Schachtgrab IV in Mykene gefunden. Dort lag er zwischen einem männlichen und einem weiblichen Skelett. Wem von beiden er gehörte, ist unklar.

Zur Jagdszene: Ein Wagen wird von zwei Pferden gezogen. Es gibt einen Wagenlenker und einen Schützen, der mit Pfeil und Bogen einen Hirschen erlegt.

Ich persönlich finde die Darstellung der Waffe interessant. Pfeil und Bogen gehörten als Fernwaffen zur Standardausrüstung mykenischer Krieger. Das ist in bildlichen Darstellungen auf Gefäßen nachgewiesen. Aus Funden weiß man, dass die Technik des Baus von Kompositbögen bereits bekannt war: Holz, Horn und Sehen wurden verleimt. Es liegt nahe, dass solche leistungsfähigen Bögen nicht nur militärisch, sondern auch bei der Jagd eingesetzt wurden. Typisch für einen Kompositbogen wäre allerdings eine Gegenkrümmung an den Enden, die der Abbildung auf dem Siegenring fehlt. Da der abgebildete Bogen aber relativ klein ist, kann angenommen werden, dass es sich um einen Kompositbogen handelt.

Ich schätze das Alter dieses Ringes zwischen 1600 v.Chr. und 1500 v.Chr. Das ist aber nur eine Vermutung von mir. In den mir zugänglichen Quellen habe ich dazu leider nichts gefunden.

Die Werkstatt, in der dieser Ring gefertigt wurde, wird nach einer jüngeren Ansicht in Mykene verortet. Nach überwiegend vertretener Meinung stammt er aus Kreta. Er mag als Raub, Handelsware oder ein Geschenk nach Mykene gekommen sein.

Ich habe mir die Inventurnummer dieses Ringes mit 240 notiert. Wenn Ihr ihn sehen möchtet, geht ins Archäologische Nationalmuseum in Athen. Wenn ich das nächste Mal dort bin, versuche ich auf jeden Fall, ein etwas besseres Foto zu machen.

Dort wird noch ein zweiter Ring Kampfszene gezeigt. Dessen Inventarnummer ist 241. Beide Ringe sind in der Deutschen Fotothek zu sehen.

Die meisten mykenischen Siegel waren aus Halbedelsteinen wie etwa Karneol, Achat und Jaspis oder in späterer Zeit aus Steatit und Glas gefertigt. Gold, wie bei diesem Ring, ist schon ein sehr besonderes Material.

Übrigens sind die meisten goldenen Siegel aus der mykenischen / minoischen Zeit nicht massiv. Sie bestehen aus dickem Blech. Der Goldschmied hat das Bild durch Gravieren, Ziselieren oder Treibarbeit hergestellt. Diese Techniken kamen auch bei massiven Siegeln zum Einsatz. Sie wurden nicht gegossen. Ein Trick bei den Schilden der Ringen war, unedles Metall oder Silber zu verwenden. Das wurde mit einer starken Goldfolie überzogen, was die Herstellungskosten senkte und optisch erst einmal wie ein massiver Schild aussah.

Ihr könnt diesen Ring und andere Funde von Heinrich Schliemann im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen.

Montag, 23. Mai 2022

Eine Maske aus Gold

Heinrich Schliemann hat in Mykene mehrere Totenmasken aus Gold gefunden. Die berühmteste ist die des Agamemnon. Die zeige ich Euch heute nicht. Natürlich war das mit Agamemnon eine Wunschfantasie Schliemanns, weil dessen Maske die schönste des Fundes war.

Da ich ein gewisses Faible für Sachen habe, die nicht ganz vorne im Rampenlicht stehen, bekommt Ihr die Maske des Agamemnon heue nicht zu sehen. Meine Wahl seht Ihr unten auf dem Foto.

Totenmaske aus Gold, gefunden in Mykene. Sie ist zu sehen im Archäologischen Nationalmuseum in Athen.
Die Totenmaske aus Gold
Die Maske könnt Ihr im Archäologischen Nationalmuseum in Athen sehen. Das Museum datierte die Maske um ca. 1600 v.Chr.

Zu sehen ist ein Mann mit sehr vollen Lippen. Wer er war, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Zumindest wichtig muss er für seine Zeitgenossen gewesen sein. Denn ansonsten hätten sie das Gold für etwas anderes verwendet als eine Totenmaske. Möglicherweise war es für die Hinterbliebenen eine hohe religiöse Verpflichtung, aufgrund derer sie beim Verblichenen eine Totenmaske aus Gold gefertigt haben.

Zeigt die Maske jemand aus dem von Homer geschilderten "verfluchten Atridengeschlecht"? Darin, einem Toten eine Goldmaske mit ins Grab zu geben, kann man sicherlich den Ausdruck eines gewissen Machtbewusstseins sehen.