Sonntag, 20. September 2015

Griechenland wird es schaffen!

In Griechenland wird gewählt. Wie es ausgeht, kann ich nicht prognostizieren. In den Umfragen führt mal Syriza, in anderen Umfragen liegt die Nea Dimokratia vorne.

Beide Parteien versprechen, mit Europa noch einmal über die Konditionen des letzten Rettungsprogrammes verhandeln zu wollen. Und damit belügen sie das Volk.

Athen - Syntagma Platz - Menschen gehen über den zentralen Platz der griechischen Hauptstadt - Foto von F. Roland A. Richter - www.frar.com
Menschen in Athen
Die Vereinbarungen sind von den Parlamenten verabschiedet worden, auch von dem Griechenlands. Ich kann mir nicht vorstellen, dass verantwortliche Politiker dieses Paket wieder aufschnüren. Das wissen die Griechen aber auch. Wenn Griechenland es schaffen wird, passiert das nicht wegen, sondern trotz der Politik.

Viele Menschen sind verzweifelt, weil die wirtschaftliche und soziale Situation sehr ernst ist.

Aber die meisten Griechen sind Optimisten. Das spürt man an vielen Kleinigkeiten.

Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass momentan viele Leute ihre Häuser renovieren. Das tut nur jemand, der an eine Zukunft für sich und seine Familie glaubt.

Ein Volk, das an seine Zukunft glaubt, wird sie haben. Das ist, was ich in Griechenland bemerke. Daher meine Prognose, dass Griechenland die Krise hinter sich lassen wird.

Wie schnell es geht, weiß ich aber nicht. Das hängt auch davon ab, dass mit der Wahl Politiker an die Macht kommen, denen das Wohl des Landes wichtiger ist als das ihrer Klientel. Wir werden sehen.

Freitag, 14. August 2015

Überlegungen zu Griechenland, Teil 2

Wir leben im Zeitalter der sozialen Medien. Im Bekanntenkreis habe ich von gestandenen Akademikern im höheren Lebensalter schon öfters gehört, dieses oder jenes sei so oder so. Auf die Frage hin, woher sie ihre Kenntnis von Sachverhalten haben, bekam ich zur Antwort: "es stand im Internet". Bohrt man nach, findet man dann als eigentliche Quelle Beiträge, in denen es keinen namentlich benannten Verfasser gibt oder Seiten ohne Impressum. Ob die Sachen, die dort stehen, dann der Wahrheit entsprechen oder vielleicht eben auch nicht, kann niemand sagen. Aber diese älteren Bekannten denken, das sei so seriös recherchiert wie es in der Druckpresse in ihren jüngeren Lebensjahren noch der Fall gewesen sein mag. Und auf der Basis bilden sie sich ihre Meinung. Erschreckend für Bildungsbürger, die in ihrer Wissenschaft oft sogar über einen Doktortitel verfügen.

Meinungsbildung, das funktioniert im Zeitalter der sozialen Medien. Sehr gut sogar, und vor allem bei geistigen Spießern wie oben beschrieben.

Bei uns in den Medien spricht die BILD von den Abzock-Griechen. Im Vorfeld der letzten Wahlen forderte die WELT, man müsse Athen mit dem Rauswurf aus dem Euro drohen. Was für ein Demokratieverständnis dahinter steht, gibt mir ein Rätsel auf. Vermutlich handelt es sich um ein fehlendes. Mindestens genauso beleidigend ist öffentlich zur Schau getragenes Mitleid mit den Griechen.

Das deutsche Parlament im Reichstag in Berlin - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Das deutsche Parlament im Reichstag in Berlin
Das bleibt nicht ohne Wirkung. Mir ist klar, dass all dieser geschriebene und in der Öffentlichkeit gesagte Unsinn in Deutschland rein innenpolitische Gründe hat. Ich habe persönlich den Eindruck, dass die Bundesregierung die eigenen Abgeordneten und das Volk belügt. Das wird langsam auch öffentlich deutlich. Die Welt versucht zu erklären, weshalb Angela Merkel ihr Versprechen zur Einbindung des IWF wohl brechen wird. Eine Transferunion wird entgegen aller Zusagen und rechtlichen Regeln jetzt wohl geschaffen. Auch hier springt die WELT Angela Merkel mit einem apologetischen Kommentar bei. Aber man nimmt all das in Griechenland sehr wohl zur Kenntnis.

All diese deutsche Innenpolitik belastet das Verhältnis zwischen deutschen und griechischen Menschen als Individuen nur wenig. So meine Erfahrung. Die mache ich vor allem in Griechenland, wo die Menschen es noch gewohnt sind, mit dem Gegenüber zu reden und sich dann eine Meinung über diese Person zu bilden und nicht, weil man ihnen in den Medien vorgegeben hat, man müsse so oder so denken.

Aber auch hier gibt es Beispiele dafür, wie die Wirkweise sozialer Medien in der Krise wie Gift zwischen den Völkern wirkt.
Das griechische Parlament am Syntagma Platz in Athen - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Das griechische Parlament am Syntagma Platz in Athen

Im Griechenland-Blog legt Giorgos Charvalias dar, weshalb die Deutschen nicht die Freunde der Griechen sind. Das klingt relativ moderat, und die Leserkommentare zeigen, dass viele seine Ansicht zumindest verstehen. Auf der griechischen Seite dimokratianews wird der Autor schon deutlicher, was in in den Deutschen sieht: Eroberer, Touristen und Reisende. Wo früher die Wehrmacht den Besitz physisch eroberte, treten heute die Touristen auf und halten Griechenland auf ihren Fotos fest. Schließlich wird auch auf eine historische Kontinuität germanischer Griechenlandfahrer weit vor Adolf Hitler hingewiesen: Schon die Heruler und auch die Westgoten hätten große Zerstörungen in Athen hinterlassen.

Giorgos Charvalias ist nicht typisch für die mir bekannten Griechen. Einige wissen immerhin um die Rolle deutscher Freiwilliger im Kampf für die Unabhängigkeit von den Osmanen Anfang der 1820er Jahre. Die Philhellenen gingen aus ehrlicher Begeisterung für diese Bestrebungen in ein Griechenland, dass sie nicht wirklich kannten. Sie kämpften, die Freiheit wurde bekanntlich auch errungen.

Die damaligen Philhellenen kannten so etwas wie das Internet überhaupt nicht. Die heutigen Griechen interessiert in ihrer großen Mehrheit nicht, was "das Internet" über eine Person oder ein ganzes Volk sagt. Das ist alles erfreulicher als der bildungsbürgerliche deutsche Spießer von heute, der begeistert jeder Propaganda aufsitzt und sie als eigene Meinung übernimmt in der Ansicht, besonders gut informiert zu sein.

Nicht nur unsere Freiheit, sondern auch unsere Idee von Europa droht zerstört zu werden, wenn Propagandisten wie BILD und WELT in Deutschland oder Giorgos Charvalias in Griechenland die Meinung des Volkes wirklich bestimmen.

Es ist wie auf meinem Bild oben: Es wird nur ein Ausschnitt der Statue gezeigt, und der Hintergrund bleibt verschwommen. Mich macht so etwas skeptisch. Ich hoffe, Euch auch.

Überlegungen zu Griechenland, Teil 1

Solidarität heißt handeln - fahrt nach Hellas in den Urlaub. So war die Überschrift meines Blogbeitrags vom 18.03.2015. Und im Juni hatte ich mitgeteilt, dass ich in diesem Jahr nach Griechenland fahren werde. Solidarität heißt nun einmal, dass man handeln muss und nicht immer nur Taten von anderen erwarten kann.

kaputter  Steg, der ins Meer führt, als Symbol für Kaputtes in Griechenland - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Mancher Weg in Griechenland ist kaputt
Ich hatte eine wunderschöne Zeit auf Korfu, dort war ich in Molos in einem Hotel. Das Bild zu diesem Blogeintrag ist am Hotelstrand entstanden. Dort führt ein Steg weit ins Meer hinaus, der jedoch kaputt ist. Die Fundamente sind teils abgerutscht, der Holzsteg weist viele fehlende Bretter auf. Man muss balancieren, um voran zu kommen. Auf die kaputte Insel im Hintergrund, deren Fundamente teils ebenfalls abgerutscht sind, kommt man zu Fuß jedoch nicht. Das ganze habe ich hier in einer wunderschönen Abendstimmung fotografiert, wie ich sie nur in Griechenland finde.

Auf Korfu habe ich viele sehr hart arbeitende Menschen getroffen. Es ist schlicht ungerecht, wenn in den deutschen Medien teils pauschal von "faulen Griechen" gesprochen wird. Die gibt es natürlich schon, zum Beispiel im öffentlichen Dienst. Dort sind viele Leute aus politischen Gründen (z.B. Sicherung von Pfründen, Versorgung der politischen Klientel) untergebracht worden, die nicht wirklich arbeiten. 

Aber ich finde nicht, dass wir Deutschen das Recht haben, uns darüber aufzuregen. Trotz Agenda 2010 gibt es bei uns immer noch viele Menschen, die sich im Netz der sozialen Sicherungssysteme eingerichtet haben und die überhaupt nicht vorhaben, durch Steuern oder durch sozialversicherungspflichtige Arbeit ihren Teil zur Finanzierung des Staates beizutragen.

Mein Foto kann man als ein Symbol für die Lage in Griechenland sehen. Vieles ist kaputt, diese Brücke sicherlich auch durch Mängel bei der Bauausführung. Aber die sind von denjenigen zu vertreten, welche die Arbeit geplant und angeleitet haben. Nicht von denjenigen, die sie weisungsgemäß ausgeführt haben. 

Faul sind diese Menschen ganz sicher nicht. Ich habe die Griechen im Gegenteil als sehr fleißig wahrgenommen. Das griechische Volk an sich ist in diesem Sinne schön wie sein Land, besonders in der Abenddämmerung.

Freitag, 31. Juli 2015

Griechenland: Die Bundesregierung belügt die Abgeordneten und das Volk

Eine Bedingung für die deutsche Zustimmung zu den jüngsten "Rettungsmaßnahmen" für Griechenland ist, dass das griechische Staatsvermögen in einen Treuhandfonds übertragen wird. Auf diese Weise sollen, so wurde verkündet, 50 Milliarden Euro zusammenkommen. Diese dienen dazu, die hellenische Schuldenlast zu tilgen.

Der Reichstag in Berlin, in dem der Bundestag seinen Sitz hat - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Der Bundestag: Wird hier gelogen?
Bereits jetzt kommt heraus, dass wir alle zu diesem Punkt belogen werden.

Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten haben recherchiert, dass der Fonds der KfW gehören soll. Chefs sind Wolfgang Schäuble und Sigmar Gabriel. Wenn das stimmt halte ich das für kritisch. Denn die Vermögenswerte, welche dorthin transferiert werden sollen, gehören nun einmal dem griechischen Staat. Ein Beitrag auf der Seite Gevestor bestätigt diesen Skandal.

Gleichzeitig berichtete die FAZ, dass die Zahl von 50 Milliarden Euro schlicht eine Erfindung ist, um die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zur Zustimmung zu bewegen. Das scheint jetzt durch den IWF bestätigt zu werden, der eine Werthaltigkeit von allenfalls 1,5 Milliarden annimmt.

Mir scheint, dass die deutsche Regierung hier Abgeordneten und Volk mit der Zahl von 50 Milliarden Euro kräftig Sand in die Augen streut. Unabhängig von Zielen, Strategien und (vielleicht ja auch guten) Absichten geht das so nicht. Die Lüge der Regierung zerstört Vertrauen in demokratische Institutionen. Dieser Preis erscheint mir zu hoch.

Freitag, 24. Juli 2015

Tipps für die Reise nach Griechenland

Der Trubel um Griechenland hat uns in den Medien in der letzten Zeit ja sehr beschäftigt. 

die griechische Fahne - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Leider ist es so, dass manche jetzt statt ins Land der Hellenen woanders hin fahren. Besonders die Berichte über Schwierigkeiten mit dem Bargeld oder mit Kartenzahlungen dürften abschrecken.

Selbst bleibe ich bei meiner Ankündigung vom Juni, dass ich dieses Jahr auf jeden Fall nach Griechenland fahren werde.

Verbraucherschützer aus Österreich haben unter verbraucherrecht.at gute Hinweise für Reisende veröffentlicht. Die können auch bundesdeutsche Touristen gut gebrauchen. Daher weise ich an dieser Stelle auf die Tipps hin. Die Welt hat vor einiger Zeit ein Video veröffentlicht, in dem Touristen über ihre Erfahrungen in Griechenland berichten. Und die sind durchweg gut.

Meine Erfahrung ist, dass die Griechen strikt zwischen der Politik und den Politikern auf der einen Seite und den normalen Menschen auf der anderen Seite unterscheiden. Über meine Erfahrungen werde ich berichten.

Freitag, 10. Juli 2015

Petros Markaris zur Situation in Griechenland

Die FAZ hat heute ein Interview mit Petros Markaris veröffentlicht. Darauf möchte ich Euch hinweisen.
Athen, Hauptstadt Griechenlands
Athen, Hauptstadt Griechenlands

Der
bekannte Schriftsteller weist darauf hin, dass Griechenland einerseits kein kompromissorientiertes Land sei.

Zum anderen leide es sehr an der jahrzehntealten Klientelwirtschaft. Er meint, dass die vielen Arbeitslosen derzeit aus der privaten Wirtschaft, aus dem Mittelstand stammen. Nach meiner Beobachtung stimmt es. Im Staat und dort, wo die Klientel der alten Parteien nach wie vor das Sagen hat, gibt es weiter Beschäftigung. Bezahlen muss das der Mittelstand, der inzwischen ausgeblutet ist. Für die Zukunft Griechenlands sieht er nur eine Chance:
Die Parteien müssen zu Reformen gezwungen werden, die auch ihre Klientel treffen, und zwar schmerzhaft.
Wer mehr über die Hintergründe der Probleme in Griechenland erfahren möchte, dem empfehle ich Markaris Buch Finstere Zeiten.

Dienstag, 7. Juli 2015

Die große Reinigung beginnt

Katharsis (κάθαρσις) ist ein griechisches Wort. Es bedeutet Reinigung. Das, was nach dem Votum der Hellenen jetzt beginnt ist der Zusammenbruch unseres ökonomischen Systems. 

die griechische Fahne - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Manche sehen es als Reinigung an, wenn "der Kapitalismus" verschwindet und "der Neoliberalismus" nichts mehr zu sagen hat.  Das Weltfinanzkapital, Kapitalisten und andere Feinde sollen vernichtet werden. Und die Vernichtung der Feinde kann nur durch eine Revolution erfolgen. Diese muss die Strukturen des von den USA dominierten weltweitern Finanzkapitals hinwegfegen.

Und die linken Politiker Europas haben festgestellt, dass der fehlkonstruierte Euro ein gerade zu perfekter Hebel ist, um da anzusetzen.

Nur... Revolution findet nicht statt, wenn es den Menschen gut geht. Und noch geht es den meisten Menschen in Europa gut. Denjenigen, denen es nicht gut geht, gibt Europa Hoffnung. Zerstört man den Euro, geht es vielen nicht mehr gut und sie beziehen aus Europa keine Hoffnung mehr. Das erst wird den Boden für die Revolution bereiten, die alle Hoffnungen der Menschen im Sozialismus bündelt.

Natürlich war das mit dem Frieden lange Zeit eine unsichere Angelegenheit. Zwei Blöcke standen auf unserem Kontinent militärisch gegeneinander. Einer trat für die Werte des kapitalistischen Westens an. Der andere für die des Sozialismus. Blöd nur für dessen Fans, dass der Sozialismus pleite ging und dass die in ihm lebenden Menschen ihn abstreifen konnten. Griechenland bietet jetzt den perfekten Ansatz, um den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Dies aus folgenden Gründen:
  1. Griechenland ist überschuldet. Es wird seine Verbindlichkeiten niemals voll bedienen können. Die Ehrlichkeit, das in vollem Ausmaß den Bürgern zu vermitteln hat die Politik in ganz Europa nicht gehabt.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Frau Merkel und Herr Schäuble uns erklären, dass jeder hier lebende Mensch mit 1.000 Euro dabei ist. Und ich rede jetzt nicht nur von den Steuerzahlern, der arbeitenden Bevölkerung. Auch jedes neugeborene Kind, jeder neu ankommende Migrant und jeder Mensch aus sozial schwachen Schichten ist mit dabei.
  2. Griechenland kann nicht aus dem Euro ausgeschlossen werden. Die Währungsgemeinschaft ist vom Fundament her "unumkehrbar" - das Ausscheiden eines Staates aus ihr ist schlicht nicht vorgesehen. Vielleicht kann ein Staat freiwillig ausscheiden. Nie aber kann er dazu gezwungen werden.
  3. Der Euro wie jede westliche Währung bezieht seinen Wert daraus, dass die Menschen auf die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft vertrauen. Das ist bei Griechenland nicht möglich. Woher soll das Vertrauen kommen? Daher, dass die korrupten Eliten auch von der neuen Regierung nicht wirklich zur Kasse gebeten werden?
    Wenn man aber in einer Gemeinschaft einem Mitglied nicht vertrauen kann, und die anderen Mitglieder sich von diesem nicht trennen, kann kann man nur gegen alle Mitglieder misstrauisch sein. Das gilt auch für die Gemeinschaft der Euro-Staaten.
    Das Misstrauen gegen die Regierung Griechenlands wird so zum Misstrauen gegen alle Regierungen. Und das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Wert der Währung.
  4. Die Politiker der anderen Staaten haben ihren Bürgern jahrelang vorgegaukelt, dass man Griechenland helfen müsse, Geld geben, auf die Rückzahlung von Schulden verzichten... und jetzt geht das Drama immer weiter. Mit dem Drama von Hellas ist ein Verlust an Glaubwürdigkeit der politischen Eliten verbunden.
    Podemos in Spanien und der Front National in Frankreich stehen bereit, sie zu beerben.
  5. Die politischen Eliten haben mehr und mehr Angst, von aufkommenden Skeptikern verdrängt zu werden. Und diese Angst bestimmt zunehmend ihr Handeln.
    Vergessen wir nicht: Die Parteien, die heute in Griechenland die Regierung stellen, sind sehr jung. Ihre Wahl war eine Abwahl des Establishments, welches Griechenland durch Misswirtschaft und Korruption erst in seine Lage gebracht hat.
Nach der letzten Parlamentswahl in Griechenland habe ich die These aufgestellt, dass mit  ihr das Ende der politischen Eliten in Europa eingeläutet wird. Darin sehe ich mich jetzt bestätigt. Die griechische Regierung hat ein Theaterstück mit Bravour aufgeführt, dem die ganze Welt inklusive dem eigenen Volk auf den Leim gegangen ist.

Zunächst ging es einmal darum, Zeit zu gewinnen. Fünf Monate lang wurde verhandelt. Immer neue Vorschläge. Die Europäischen Partner haben sich sehr bewegt und auch viele Fehler, die bislang gemacht worden waren, erkannt. Sie sind Griechenland entgegen gekommen. Das ganze lief allerdings mit viel Klamauk ab. Dass Frau Lagarde wieder mit Erwachsenen sprechen wollte, ist nur ein Bonmont. Als IFW-Chefin muss sie sich nachsagen lassen, dass ihre Politik komplett gescheitert ist.

Letzter Verhandlungsstand: Die Griechische Regierung schlägt nicht ein, sondern setzt ein Referendum an und empfiehlt dem Volk, mit Nein zu stimmen. Das griechische Wort όχι ist in den Wortschatz ganz Europas eingegangen.

Vielen Menschen geht es in Griechenland sehr schlecht. Sie haben in der Krise viel verloren. Die Regierung führt - rechtzeitig vor der Abstimmung - Kapitalbeschränkungen an, die die gefühlte Lage dramatisieren und verschlimmern. Der Kampf um die Abstimmung wird sehr emotional geführt. Den Griechen geht es darum, Europa ein Signal zu geben, dass es so nicht weitergehen kann. Sie stimmen mit όχι. Europa ist ratlos.

Tsipras und Varoufakiks haben ein durchschaubares Spiel gespielt: Good cop, bad cop. Nach dem für die Regierung erfolgreichen Referendum geht sie politisch gestärkt in die Gespräche. Varoufakis geht. Er wurde durch Tsakalotos abgelöst, was den Insititutionen ein Entgegenkommen signalisieren sollte. Die Medien zumindest fallen nicht darauf hinein.

Ob die Politiker es tun, werden wir sehen. Die Eurogruppe will Griechenland eine neue Chance geben. Die wievielte Deadline jetzt anberaumt wird, kann ich gar nicht mehr zählen. Ich befürchte aber Schlimmes. Inhaltlich hat sich das Spiel aber nicht verändert, nur weil in der Mannschaft einer ausgetauscht wurde. Die Spitzen Europas verbreiten aber Optimismus, dass die Situation jetzt geklärt werde.

Was ist das Ergebnis des ganzen Theaters? Es wird weiter verhandelt. Diese Tatsache kann niemand bestreiten.

Es wird nicht auf die Einhaltung der geschlossenen Verträge und Vereinbarungen gepocht. Diese erscheinen so nur noch als unverbindliche Handlungsmöglichkeit der Beteiligten. Damit muss man sagen, dass ein Preis für die Rettung Griechenlands die Erkenntnis sein kann, dass die Europäischen Verträge nicht das Papier wert sind auf dem sie stehen.

Ob mit oder ohne Ergebnis verhandelt wird, ist daher fast schon egal. Der Wille der Regierung, in Griechenland substantielle Veränderungen durchzusetzen, ist gar nicht da. Griechenland wird also nicht alles liefern was es müsste. Das ist jetzt schon einigen klar. Die Solidarität in Europa beginnt bereits zu bröckeln.

Wohin geht die Reise? Ich denke, jetzt beginnt eine Entwicklung, die von den Mächtigen und Ängstlichen unseres Kontinents nicht mehr aufgehalten werden kann. Weil sie zu weich sind und zu schwach, um auf die Einhaltung elementarer Spielregeln untereinander zu bestehen, die man in Europa ja vereinbart hat. Damit ist klar, dass diese Regeln nichts wert sind.

Diese Entwicklung fürchte ich, denn sie wird viel Leid und Elend mit sich bringen. Um die Furcht zu überwinden, müssen die Dinge aber beim Namen genannt werden. Die Zeit der Reinigung ist gekommen. Wohin sie führt, kann niemand sagen. Aber es wird nichts bleiben, wie es war.

Gott schütze Griechenland! Gott schütze uns alle!

Freitag, 3. Juli 2015

Jakob Augstein lügt. Will er auch Griechenland versklaven?

Jakob Augstein ist fleißiger Kolumnist bei Spiegel Online. Jetzt hat er allerdings ein Gesicht gezeigt, über das man nur entsetzt sein kann.

Er kündigte jetzt auf Spiegel Online an, dass er am kommenden Sonntag in Griechenland mit "Nein" stimmen werde.

die griechische Fahne - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Das finde ich lustig, denn er ist kein Bürger der Hellenischen Demokratie und damit auch nicht berechtigt, sich in Griechenland an der Wahl zu beteiligen. In der Überschrift hat er damit schon mal gelogen. Er wird gar nicht mit "Nein" stimmen - eben weil er nicht wahlberechtigt ist.

Vermutlich ging es ihm darum, seine Gesinnung zu zeigen. "Im Zweifel links", so ist seine Devise. Da ist Gesinnung in der Überschrift vermutlich wichtiger als die Wahrheit. Für mich ist das eine Lüge.

Was man ihm lassen muss sind einige Punkte, die er argumentativ anführt. Alexis Tsipras hat Griechenland und Europa aufgerüttelt. Allerdings hat Tsipras diverse seiner Wahlversprechen gebrochen. Eines davon war, die alten Eliten zur Kasse zu brechen. In diese Richtung hat er noch nicht einmal den Versuch eines Schrittes unternommen. Für eine kritische Betrachtung des Herrn Tsipras hatte Jakob Augstein vermutlich aber keinen Platz in seiner Kolumne, keine Zeit - oder es passte nicht in die vorrangig zu zeigende linke Gesinnung.

In einem Absatz hat Herr Augstein dann aber eine Gesinnung durchblicken lassen, die mich entsetzt:
In Griechenland geht es nicht um Verschuldung - sondern darum, einen Staat zu gründen. Das europäische Engagement in Griechenland wird Jahrzehnte dauern. Der Verlust an Selbstbestimmung, den die Griechen beim Neuaufbau ihres Gemeinwesens erdulden müssen, ist nur zu rechtfertigen, wenn man ihnen Aussicht auf eine bessere Zukunft gibt.
Ich fasse das mal in meinen eigenen Worten zusammen. Herr Augstein fordert einen Verlust an Selbstbestimmung für die Griechen, verursacht durch die Europäische Union.

Er hätte Recht wenn er auf eine ineffiziente Verwaltung hinweist. Er hätte Recht, wenn er auf die Ungerechtigkeit hinweist, dass etwa 2/3 des Landes auf Kosten von 1/3 der arbeitenden Menschen leben. Und er hätte Recht wenn er sagen würde, dass die Gesellschaft in Griechenland eine verkrustete Klientelwirtschaft ist, die nun an ihr fiskalisches Ende gekommen ist. Das sagt er so deutlich aber nicht.

Was er fordert ist ein "Verlust an Selbstbestimmung". Herr Augstein, wollen Sie die Griechen durch die Europäische Union besetzen und versklaven lassen? Ich glaube es ja nicht - ich hoffe nicht. Aber vielleicht blitzt hier eine wahre linke Gesinnung durch, die im Zweifel gegen die Freiheit und für staatliche Lenkung ist. Mich entsetzt das.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Ich reise nach Griechenland - das ist meine Konsequenz aus der Krise!

Es scheint, als wenn für das Land der Hellenen der Marsch weiter in Richtung άβυσσος geht

die griechische Fahne - Foto von Roland Richter (Wiesbaden) - www.roland-richter.de
Am Montag waren die Gespräche mit zunächst optimistischen Signalen beendet worden. Der IWV hat nachgerechnet, der jüngste Vorschlag aus Athen ist durchgefallen. Die Begründung ist, dass die Vorschläge der griechischen Regierung auf Steuerschätzungen und damit verbundenen Versprechen aufgebaut sind. Und das hat es schon in der Vergangenheit gegeben und ist nie eingehalten worden. Alexis Tsipras fühlt sich jetzt ungerecht behandelt


Details zum Streit werden aus einem Dokument deutlich, welches das Wall Street Journal online gestellt hat. Ich hoffe sehr, die verantwortlichen Politiker in Brüssel und Athen werden eine vernünftige Lösung finden!

Meine Konsequenz: Im Herbst werde ich nach Griechenland reisen. Das ist meine Konsequenz, die ich aus dem ganzen politischen Desaster ziehe. Die Politik, die Europäische Union und der unselig fehlkonstruierte Euro können mich von den Griechen nicht entzweien! Ταξιδεύω στην Ελλάδα!

Freitag, 19. Juni 2015

Griechenland - der Marsch in den Abgrund?

Ich habe in den letzten Tagen den Eindruck gewonnen, dass Griechenland in den Abgrund rast. Gestern sind die Gespräche der Euro-Finanzminister ohne Einigung beendet worden. Die Europäische Zentralbank befürchtet Engpässe beim Bargeld. Das ist beides sehr ernst zu nehmen.

Griechenland: ist das Ende nach? Steht das Land am Abgrund? Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden)
Schließlich gibt es die Meldung, dass ein vom griechischen Parlament eingesetzter Ausschuss zum Ergebnis gekommen ist, die Schulden des Landes seien illegal und müssten deshalb nicht zurück gezahlt werden. Die letztere Meldung kann ich nicht ernst nehmen. Es kann sein, dass die griechischen Regierungen nicht legal gehandelt haben, als sie im Ausland Schulden aufgenommen haben. Das ist ein Problem, über das die Griechen in ihrem Land sprechen und entscheiden müssen. Sie haben aber das Geld erhalten und müssen es grundsätzlich zurück zahlen. Im Außenverhältnis sind innerstaatliche Rechtsverstöße ohne rechtliche Wirkung.

Letzten Endes scheint mir das ein politisches Ablenkungsmanöver zu sein, wie es doch recht typisch ist für die griechische Politik. Man kommt intern nicht mehr zurecht, also muss ein äußerer Feind her auf den mit dem Finger gezeigt werden kann. Das Spiel ist leider sehr durchschaubar.

Ich bedauere, dass die neue griechische Regierung so dermaßen versagt. Ich habe hier im Blog das Ergebnis der letzten Wahl analysiert. Für mich steht fest, dass die beiden Regierungsparteien das klare Mandat ihrer Wähler bekommen haben, mit den alten Eliten aufzuräumen. Das haben sie nicht getan. Alexis Tsipras scheint weiter zu machen, wie die abgewählten Eliten gewirtschaftet haben. Auch unter seiner Regierung muss man sich mit den Themen Vetternwirtschaft und Korruption beschäftigen. Dabei hatte gerady Syriza beidem den Kampf angesagt. Gebrüllt haben die Löwen, das war es dann aber auch. Und werden diejenigen, die vom alten System profitiert und sich unglaubliche Vermögen geschaffen haben heute zur Kasse gebeten? Fehlanzeige.

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist ein Papiertiger, ihn zu verkünden war vermutlich nie ernst gemeint. Die Gerichte haben die Maßnahmen scheinbar weitgehend abgeblockt - Syriza unternimmt dagegen nichts.

Mir scheint, die griechische Regierung fährt eine Taktik, die sich aus dem in der Spieltheorie bekannten Feiglingsspiel ableitet. Mit Giannis Varoufakis hat sie einen Ökonomen an Bord, der Spieltheoretiker ist. Das Manager-Magazin meint, dass seine Strategie aufgehen könne. Mir scheint, die griechische Regierung droht damit, größtmöglichen Schaden in Europa anzurichten, wenn ihre politischen Forderungen nicht erfüllt werden. Dass es möglicherweise viel größeren Schaden anrichtet, wenn man Griechenland über alle bisherigen roten Linien hinweg entgegen kommt, ist das Dilemma. Wie die europäische Politik damit umgeht, kann ich nicht prognostizieren.

Wir werden sehen, wie die Sache sich weiter entwickelt. Ich hoffe nur, dass die Griechen selbst die Kraft aufbringen ihre Regierung daran zu hindern, das Land komplett in den Abgrund zu steuern.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Wie geht es weiter mit Griechenland?

Wie es mit Griechenland und seinen Geldproblemen weitergeht, weiß wohl niemand so recht. Weder die Regierung in Hellas noch die Verantwortlichen bei den internationalen Gläubigern. Was ich in der letzten Zeit in den Medien lese, macht mich ratlos.

Griechenlands Fahne - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Griechenlands Fahne
Ein großes Problem der alten Regierungen ist die Klientelversorgungspolitik. Man spricht auch von Klientelversorgungspolitik. Im Januar wies die Zeit darauf hin, dass die Regierung Tsipras dagegen so gut wie nichts unternommen habe. Jüngste Meldungen deuten darauf hin, dass Tsipras nun in die Verhaltensmuster seiner Vorgänger verfallen ist. Vetternwirtschaft und damit untrennbar verbunden auch Korruption werden auch ein Thema für seine Regierung.

Das ist schade. Indem sie die alten Eliten abgewählt haben, haben die beiden Regierungsparteien von den Wählern ganz klar das Mandat erhalten, mit den alten Strukturen aufzuräumen.

Jetzt braucht die Regierung Geld. Es scheint fast egal zu sein woher. Offenbar überlegt man eine Beteiligung bei der BRICS-Entwicklungsbank. Hier käme man kurzfristig an neue Kredite. Ich fände das nicht gut, denn auch die wollen zurück bezahlt sein. Und die BRICS-Entwicklungsbank wird neue Forderungen an Strukturreformen stellen, die den politischen Spielraum der Regierung in Athen weiter einschränken.

Ebenso sickern Presseberichte durch, wonach die Einführung einer Parallelwährung überlegt wird. Positiv finde ich dabei, dass man überhaupt über so etwas jenseits aller ideologischen Positionen nachdenkt. Allerdings wird das wieder nur die kleinen Leute treffen, die Renten beziehen oder die ihr Geld noch auf Banken in Griechenland haben. Wenn man das wirklich durchsetzen möchte, müsste man dafür sorgen, dass auch alle Gelder von Griechen im Ausland umgestellt werden. Denn die Eliten haben ihr Vermögen schon längst dorthin transferiert.

Was immer Tsipras tut: er scheint mit einer Volksbefragung zu liebäugeln. Das finde ich gut und richtig. Denn dann muss die Regierung klar sagen wohin die Reise geht - und sich dazu das ausdrückliche Mandat des Volkes holen. Ich glaube, anders wird es nicht gehen.

Von den Ankündigungen vor der Wahl Tsipras ist wenig übrig geblieben. Der normale Grieche hat derzeit nur die Möglichkeit zu beten und auf Gott zu vertrauen. Der scheint mir die einzig wirklich verlässliche Kraft im Land der Hellenen zu sein.

Dienstag, 7. April 2015

Das irre Geschrei der Politik entzweit die Menschen in Deutschland und Griechenland nicht!

Im März habe ich schon gesagt, dass so viele Deutsche nach Griechenland fahren wie noch nie. Solidarität heißt handeln, die Menschen fahren trotz politischem Geschrei um Reparationen und Unfähigkeit in der Schuldensituation in dieses schöne Land.

Hotelstrand auf Korfu
Jetzt berichtet der Spiegel, dass im letzten Jahr insgesamt 22 Millionen Touristen in Griechenland gewesen seien. Die Deutschen stellen mit 11% dabei die größte Gruppe. Persönlich bin ich stolz einer von ihnen gewesen zu sein.

Das finde ich schön und ich freue mich, dass es heuer so weiter gehen wird.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Euch auf zwei Berichte in Medien der letzten Tage hinweisen. Einmal gibt es in der FAZ einen Reisebericht über die Menschen im Gegenlicht. Und die Studentin Charlotte Gaschke berichtet in der Welt von ihren Erfahrungen im Studienjahr in Hellas. Absolut lesenswert!

Eines ist für mich klar: das irre Geschrei der Politik in Deutschland und in Griechenland berührt die Menschen nicht wirklich. Es entzweit Deutsche und Griechen nicht voneinander. All diese Führer in ihren tollen Ämtern mögen dem Wahlvolk befehlen was sie wollen - die große Mehrheit folgt ihnen nicht. Irgendwie beruhigt mich das sehr.

Mittwoch, 18. März 2015

Griechenland: Solidarität heißt handeln - fahrt nach Hellas in den Urlaub

Von wegen keine Solidarität: die Deutschen mögen Griechenland.
Der Hafen von Kokkari - Foto von Birgit Bauer
Der Hafen von Kokkari
Foto von Birgit Bauer

Mir geht die teilweise Stimmungsmache gegen die Griechen wegen Schulden und angeblicher Faulheit schon länger gegen den Strich. Und zwar ganz gewaltig. Das sei aber nur am Rande angemerkt.

Die FAZ berichtet heute, dass die Deutschen Griechenland mögen. Und das zeigen sie durch eine klare Entscheidung, über die nicht diskutiert werden kann: sie fahren dorthin in den Urlaub. Die Fakten sprechen halt für sich.

Damit ist für mich auch klar, dass jene Kräfte, die Deutsche und Griechen gegeneinander aufhetzen wollen, nicht gewinnen werden. Diese Kräfte nehme ich in deutschen Medien und Politikerkreisen wahr. Und es muss gesagt werden: ganz schlimm auch in griechischen Medien und Politikerkreisen.

Die Entscheidung der Deutschen, nach Hellas in den Urlaub zu fahren, ist aus meiner Sicht ein klarer Stinkefinger in Richtung der Hetzer in Medien und Politik. Und das zu Recht!

Montag, 26. Januar 2015

Griechenland - Europas Ende, Europas Hoffnung?

Griechenland hat gewählt. Dass die neue Partei Syriza als Wahlsieger gilt, haben unsere Medien schon berichtet.

Griechenlands Fahne - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Das Land wurde bislang im Wechsel von Nea Dimokratia und der PASOK regiert. In diesen Parteien haben sich die Oligarchen organisiert, diese Parteien haben Griechenland unter sich aufgeteilt. Beide Parteien haben zusammen jetzt etwas mehr als 30% der Stimmen erhalten.

Interessant ist, einen Blick auf die Parteien zu werfen, die überhaupt gewählt wurden:
Mit anderen Worten: 46,9 Prozent der Stimmen gingen an Parteien, die in der jüngsten Zeit der Krise gegründet worden sind. 32,6 Prozent gingen an die beiden Parteien des alten Systems. 11,8 Prozent gingen an Kommunisten und die Nazis der Goldenen Morgenröte - diese Stimmen kann man für die Zukunft des Landes getrost vergessen und außer Acht lassen.

Die Griechen haben eine klare Wahl getroffen: sie haben das politische Establishment abgewählt und neue Kräfte an die Macht gelassen.

Gestern habe ich den jüngsten Entscheid der EZB kommentiert, die küftig marode Staatsanleihen aufkaufen wird. Dabei handelt es sich nach meiner Meinung ausschließlich um den Versuch, die bisherigen politischen Eliten in der Eurozone zu stützen. Die Wahl in Griechenland zeigt, dass dieser Versuch in dem von seinen Eliten geradezu ausgeplünderten Land gescheitert ist.

Mit dieser Wahl bricht das Ende der bisherigen politischen Eliten in Europa an. Die EZB wird das mit ihren Maßnahmen nicht verhindern können, der Knall wird am Ende nur noch schlimmer werden. Wir können nur hoffen, dass unsere sozialen Sicherungssysteme das überleben. Sicher bin ich mir da inzwischen nicht mehr.

Hoffnung macht, dass die Wähler in Griechenland auf Eigenständigkeit setzen, auf ihr eigenes Land. Ob eine neue Regierung, die vermutlich unter der Führung der Syriza gebildet werden wird, alle in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt, muss sich aber noch zeigen. Da wurde viel versprochen, was mit den internationalen Verpflichtungen des griechischen Staates nicht zusammenpasst.

Wir leben in Zeiten der Veränderungen. Die kommen auch für die Politik, und zwar langfristig in allen europäischen Ländern. Das ist meine Hoffnung, die ich aus der Wahl in Griechenland ziehe.

Dienstag, 6. Januar 2015

Griechenland ist toll - wer etwas anderes sagt, der lügt!

Griechenlands Fahne
Griechenlands Fahne
Die Medien überbieten sich gerade. FOCUS meint, der Ausstieg Griechenlands aus dem Euro würde Deutschland und die Deutschen 72 Milliarden Euro kosten.

Schaut Euch mal den Link zu Focus an. Er beginnt:

http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/70-milliarden-in-gefahr-teures-grexit-so-viel-wuerde-deutschland-der-austritt-griechenlands-kosten....

Da war noch von 70 Milliarden die Rede. Offenbar hat man noch etwas drauflegen wollen. Und die Rede ist von "Gefahr" und was es kostet...

Die Konkurrenz von der Welt kann mehr. Dort heißt es, "uns" würde der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone ganze 80 Milliarden Euro kosten.

Wer bietet mehr?

Im November berichtete die Süddeutsche, dass Griechenland endlich mehr Steuern einnehme als der Staat Geld ausgebe. Dabei kommt immerhin ein Kernfehler der "Sanierungen" im Land der Hellenen raus: die Zeche zahlt der sprichwörtliche kleine Mann. Jobs gehen verloren, die Renten werden zusammengestrichen, das Gesundheitssystem funktioniert nicht gut, in Bildung wird nicht investiert. Relativ ungeschoren kommt die reiche Elite davon.

Mir ist völlig klar, dass die Menschen in so einer Situation aufbegehren. Ob es rechte Spinner sind wie die Goldene Morgenröte oder eher doch seriöse, aber sehr national argumentierende Linkspopulisten wie Syriza. Natürlich bekommen diese Kräfte Zulauf von enttäuschten Menschen, die ins Nichts fallen und die einfach nur in ihrem eigenen Land eine Zukunft haben möchten.

Wer immer in Griechenland nach der nächsten Wahl die Regierung stellt: sie wird sich an das geltende Recht halten. Und dazu gehören auch Verträge, die einzuhalten sind. Man kann nicht einfach sagen "ich zahle meine Schulden nicht mehr" - auch wenn die Lügenonkel in Politik und Medien mit durchaus verschiedenen Hintergedanken dieses Szenario an die Wandmalen. Und die Lügentanten verstehen, das Szenario noch zu kolorieren.

Wer profitiert eigentlich von der aktuellen Panikmache? In Athen breche die Börse ein, so die Welt. Und der Spiegel meint, dass wegen dieser Möglichkeit international gestern schon die Börsen "eingebrochen" sein sollen.

Wer glaubt, dass Griechenland an der Bewertung deutscher Unternehmen an der deutschen Börse maßgeblich ist? Ich nicht!

Und: wer hat an den fallenden Kursen verdient? Und welchen Einfluss haben diese Kreise auf unsere Medien? Unsere Medien verlieren zu dieser nahe liegenden Frage keine Silbe.

Es gibt keine Fakten, welche die aktuelle Panikmache rechtfertigen! Nur "Meinungen" oder "Annahmen" oder "Prognosen" - nicht mal echter Glaube.

Selbst ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ist eine Katastrophe, sondern eine Chance für das Land der Hellenen. Kluge Menschen wie Hans-Werner Sinn sehen und sagen das auch. Damit ist das Szenario - wenn man ehrlich ist - auch eine Chance für ganz Europa!

Insofern bin ich recht ruhig. Was immer Griechenland machen wird: im Euro bleiben oder eine eigene Währung wieder einführen: ich wünsche dem Land, dass es sich erholt. Und das wird es!

Die Panikmache von (durchaus außergriechischen) Eliten stört mich nicht. Diese Leute wollen nicht wahr haben, dass die Menschen von Europa profitieren und nicht an ihm leiden sollen. Der Euro hat leider das Potential, unseren Kontinent mehr zu spalten als zu einen. Er ist ein feuchter Altmännertraum, der mit gewaltigen handwerklichen Fehlern initiiert wurde und verwaltet wird.

Klar ist: abgeschafft wird die Gemeinschaftswährung nicht. Sie ist dafür schlicht zu groß und inzwischen zu etabliert. Es werden aber möglicherweise einige Länder eigene Wege gehen.

Ich hoffe, dass die Krise irgendwann ausgestanden ist. Und dass die dann im Euro verbliebenen Länder die Währung solide und stabil halten können. Wenn das klappt, werden andere Länder langsam dazukommen. Aber nur, wenn es von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen her passt.

Ganz ehrlich: Griechenland ist  toll! Wer etwas anderes behauptet und mit Ängsten der Menschen in Deutschland Politik macht, ist ein Demagoge. Solche Leute lügen mit jeder Silbe. Hört nicht auf sie!

Und ich werde vermehrt nach Griechenland fahren. Mein Urlaubsgeld zumindest zum Teil dort zu lassen ist meine Investition in das Land der Hellenen!

Freitag, 17. Oktober 2014

Bürgersteig in der Straßenmitte - möglich ist das

In Perissa auf der Insel Santorin habe ich etwas gesehen, das mir bislang so noch nicht aufgefallen ist: ein Bürgersteig in der Straßenmitte.

Perissa: Bürgersteig in der Straßenmitte
Bürgersteig in der Straßenmitte
Rechts und links führt die Bebauung bis unmittelbar an die Straße heran. Für Fußgänger ist auf dem (nicht sehr langen) Straßenabschnitt zwischen Uferpromenade und Kirche kein Platz. Den hat man in der Straßenmitte geschaffen.

Viele Fußgänger laufen trotzdem auf der Straße. Optimal finde ich die Lösung nicht. Und ich kann mir vorstellen, dass die Straßenbehörde die eigenen Bauvorschriften "großzügig" ausgelegt hat - normalerweise ist eine Bebauung bis unmittelbar an die Straße auch in Griechenland nicht erlaubt. Man sieht sie trotzdem allerorten.

Was ich aber interessant fand ist der pragmatische Umgang mit der Situation. Durch die Schaffung des erhöhten Gehwegs in der Straßenmitte wurde für Fußgänger hier noch ein sicherer Durchgang geschaffen.

Dienstag, 2. September 2014

Görlitz / Zgorzelec: der Glaube sichert eine Brücke

Ich befand mich vorgestern und gestern in Görlitz. Natürlich bin ich auch mal rüber gegangen in den östlichen Teil, der auf polnisch Zgorzelec heißt und zur Republik Polen gehört. Beide bilden gemeinsam eine Europastadt, was ich schon für sich als sehr bemerkenswert empfinde.

Der Pontifex als Namensgeber der Brücke - Eine Oderbrücke in Görlitz, die von Polen nach Deutschland führt, ist nach Papst Johannes Paul II benannt - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Der Pontifex als Namensgeber der Brücke
Sehr schön fand ich, dass die beide Städte verbindende Stadtbrücke nach Papst Johannes Paul II benannt ist. Das war mir noch nicht bekannt. Auf beiden Seiten der Neiße habe ich auf der Straße übrigens sowohl deutsche als auch polnische Sprache vernommen. Die Leute gehen einfach hin wo sie möchten, ohne dass es Vorbehalte gibt oder nennenswerte Probleme. 

Ich glaube, Johannes Paul II hätte es gefallen, dass eine beide Stadtteile verbindende Brücke nach ihm benannt ist. Und ich denke, er hält seine segnende Hand über alle Menschen, die sich auch darüber freuen. 

Dazu noch eine Kleinigkeit: Der Papst trägt den Ehrentitel Pontifex Maximus. Der Bischof von Rom hat ihn von den heidnischen Römern übernommen, bei denen höchste Autoritäten diesen Titel führten. Wörtlich übersetzt bedeutet dieser Titel "größter Brückenbauer". Ich finde, das passt zu kaum einem Papst so gut wie zu Johannes Paul II.

In Europa haben wir diesem Mann für die friedliche Entwicklung unendlich viel zu verdanken. Daher hat es mich besonders gefreut, über die nach ihm benannte Brücke zu gehen.

Sonntag, 1. Juni 2014

Irland: Anschnallpflicht im Fernbus

In Irland müssen sich die Reisenden in Fernbussen anschnallen.


Irland: im Fernbus weist ein Schild darauf hin, dass die Reisenden sich anschnallen müssen - Foto von Roland Richter - www.frar.com
Hinweis auf die Anschnallpflicht im Bus
Bei meinem letzten Irland-Aufenthalt habe ich das Land auch per Fernbus bereits. Das System ist dort sehr gut ausgebaut.

Mir ist aufgefallen, dass für die Gäste im Bus eine Anschnallpflicht besteht. In Deutschland benutze ich meist nur die Linienbusse, in denen Fahrgäste auch stehen. Für Reisebusse gibt es diese Pflicht aber schon länger.

Die Gurtpflicht für neue Reisebusse wurde in Deutschland schon 1999 gesetzlich verankert. Auf EU-Ebene gibt es eine solche Pflicht seit 2006. Ältere Fahrzeuge sind jedoch von der Pflicht ausgenommen, so dass man sich hier nicht anschnallen muss (und, wenn die Busse nicht nachgerüstet sind, auch nicht kann).

Trotzdem ist das Thema immer mal wieder in der Presse, insbesondere nach schweren Unfällen.


Mittwoch, 28. Mai 2014

Irland - Hinweise auf den Linksverkehr für Fußgänger

Linksverkehr in Irland: Eine Herausforderung für Fußgänger aus anderen Ländern. 

Hinweisschild auf den Linksverkehr für Fußgänger - gesehen vor eine Hotel in Killarney - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Hinweisschild vor eine Hotel in Killarney
Vorgestern habe ich darauf aufmerksam gemacht, wie Besucher vom Kontinent in Dublin an Fußgängerüberwegen darauf aufmerksam gemacht werden, doch in die richtige Richtung zu gucken.

Vor einem Hotel in Killarney sah ich das nebenstehende Hinweisschild. Die Gäste können sich Mietwagen direkt in das Hotel bringen lassen. Man sollte annehmen, dass die dann auch wissen, dass in Irland der Linksverkehr gefahren wird.

Ich fragte mich schon, zu welchen Unfällen es mit Fußgängern in Dublin gekommen sein mag,dass man die Hinweise auf den Straßen gegeben hat. Aber auch bei dem Hotel muss einiges passiert sein, sonst hätte man das Hinweisschild nicht aufgestellt.

Montag, 26. Mai 2014

Irland: Rücksichtnahme auf Besucher vom Kontinent

In Irland nimmt man Rücksicht auf Fußgänger, die aus anderen Ländern Europas kommen: Hinweise an Fußüberwegen helfen ihnen, in die richtige Richtung zu gucken um Autos zu sehen.


Dublin: Warnhinweis an Fußgängerüberweg - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Dublin: Warnhinweis an Fußgängerüberweg
Ich war in der vergangenen Woche für einige Tage in Irland. Dort fährt man wie auch in Großbritannien im Linksverkehr. Für uns Besucher vom Kontinent ist das etwas ungewöhnlich.

Im letzten Jahr sind mir in Dublin ja schon die etwas anderen Fußgängerampeln aufgefallen.

Für den Besucher aus einem Land mit Rechtsverkehr ist der Warnhinweis an den Fußgängerüberwegen hilfreich. Zumindest in Dublin habe ich doch die deutliche Warnung "look right" auf den Straßen gesehen. Ich finde das gut. 

Samstag, 26. Oktober 2013

Griechenland und die sozialen Sicherungssysteme

Auf Spiegel Online ist heute ein Artikel von Fragkiska Megaloudi veröffentlicht worden, der sich mit Griechenland und der Lage des Mittelstandes befasst. Er ist sehr interessant zu lesen, daher weise ich auf ihn hin.

Das Parlament am Syntagma Platz in Athen
Das Parlament am Syntagma Platz in Athen
Dabei geht es mir nicht (nur) um Griechenland, sondern auch um uns. Die Situation in Griechenland verdeutlicht Gefahren, die auch in Deutschland bestehen: das denkbare Zusammenbrechen der sozialen Sicherungssysteme.

Mich interessiert an dieser Stelle nicht, dass die Lage viele Griechen von Europa entfremdet hat, das sie für die Lage (mit) verantwortlich machen. Ich will nicht diskutieren, ob der Euro eine Mitverantwortung an der Krise hat, oder ob er lediglich die Missstände mit sichtbar gemacht und ihre Wirkung katalysiert hat.

Fragkiska Megaloudi berichtet vom Geschäftsinhaber Giorgos Koutsogiannis, der mit folgenden Worten zitiert wird:
Ich kann mir meinen Krankenkassenbeitrag nicht mehr leisten. Also zahle ich einfach nicht mehr.
Megaloudi berichtet, dass fünf Jahre der Rezession Griechenlands Mittelschicht ausgezehrt haben. Seit 2009 sei das Haushaltseinkommen um fast 30 Prozent gesunken. Die Arbeitslosenquote liege bei 27 Prozent.

Der eigentliche Knaller des Berichts liegt bei den Auswirkungen der Krise auf die sozialen Sicherungssysteme Griechenlands. Megaloudi schreibt:
Rund 65 Prozent der Beiträge zur Sozialversicherung werden inzwischen nicht mehr gezahlt - weil Bürger wie der Ladenbesitzer Koutsogiannis es sich nicht mehr leisten können. Allein bei der größten Sozialversicherung des Landes entstand so im vergangenen Jahr ein Loch von acht Milliarden Euro.
Rechnen wir diese Zahlen mal auf Deutschland hoch. Griechenland hat ca. 10 Millionen Einwohner, so das Ergebnis der Volkszählung 2011. Deutschland hat ca. 80 Millionen Einwohner, so das Statistische Bundesamt für 2013.

Unter dem Begriff Sozialversicherung fasst man Kranken-, Pflege-, Unfall-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung zusammen. In Deutschland erfolgt die Finanzierung überwiegend aus Beiträgen, zum Teil auch aus Steuermitteln. Insbesondere bei der Rentenversicherung haben wir ein Umlagesystem. Die laufenden Einnahmen werden dafür verwendet, Ansprüche zu bezahlen.

Es soll bitte keiner glauben, in Deutschland wäre alles prima nur weil unsere Eliten sich nicht so maßlos selbst bedient haben wie in anderen Ländern. Auch wir haben erhebliche strukturelle Probleme. Die fehlende Nachhaltigkeit unserer Sicherungssysteme ist so ein Problem. Ich bin kein Fan einer ausschließlichen Kapitaldeckung - auch die hat erhebliche Risiken. Aber ein gesunder Mix tut not.

Ich will nicht völlig schwarz malen. Aber hier ein Zahlenspiel ausgehend von dem Szenario, dass 65% der Beitragseinnahmen nicht mehr gezahlt werden. Mein Beispiel ist die gesetzliche Rente.

Im Monat gibt die gesetzliche Rentenversicherung ca. 16 MRD € für Rentenleistungen aus. Dieses Geld wird im Umlageverfahren finanziert. Das heißt, wenn die Einnahmen wegbrechen, um 65% wie in Griechenland, gibt es ein Problem. Dann werden nicht mehr monatlich 16 MRD € eingenommen, sondern nur noch ca. 6 MRD €. Man hat keine 16 MRD € mehr, die zur Auszahlung der Renten verwendet werden können. Und nein, auch über den Steuertopf kann man das in so einer Situation nicht ausgleichen. Das Geld ist schlicht nicht da.

Dass es zu Rentenkürzungen in so einer Krise kommen muss, verstehe ich. Aber ein System zu belassen, das den Rentnern aufgrund fehlender Einnahmen nur noch 35% ihrer Rentenansprüche auszahlen kann, halte ich in höchstem Maße für fahrlässig.

Was Griechenland angeht, darf Europa es nicht im Stich lassen. So meine Meinung. Das mögen in Deutschland politisch wohlfeile Worte sein. Aber gesagt werden müssen sie. Weil sie richtig sind.

Aber: wir müssen dringend auch bei uns die Hausaufgaben machen. Wir sind die größte Volkswirtschaft in Europa. Und erkennbare Missstände dürfen wir nicht so anbrennen lassen, dass sie Europa wirklich erschüttern und das  Vertrauen unserer Bürger in unser politisches System nachhaltig zerstören können.

Es scheint, dass sich derzeit Union und SPD zu einer großen Koalition mit so nie gekannter politischer Macht zusammentun. Ich hoffe, sie nutzen diese Gelegenheit die Dinge in Deutschland zum Guten zu wenden und unsere sozialen Sicherungssysteme nachhaltig und damit zukunftssicher zu machen.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Rudolf Diesel: Visionär, Erfinder und tragischer Mensch

Rudolf Diesel ist heute als Erfinder des nach ihm benannten Motors bekannt. Er hat noch mehr Erfindungen gemacht und war auch ein gesellschaftlicher Visionär.


Rudolf Diesel
Quelle: Wikipedia
Am 29.09.1913 starb Rudolf Diesel. Offiziell Selbstmord, aber das ist bis heute nicht abschließend geklärt. Die Welt brachte zum 100. Jahrestag seines Ablebens einen sehr gut zu lesenden Nachruf. Auf sein tragisches Ableben und die Möglichkeit, dass da jemand nachgeholfen haben könnte, bin ich erstmalig durch einen Roman von Andreas Eschbach (Ausgebrannt) aufmerksam geworden. Das aber nur am Rande.

Rudolf Diesel ist heute bekannt für seinen Motor, der in Verkehrsmitteln aller Art bis heute sehr gute Dienste leistet. 

In unserer Umweltdiskussion sind Dieselmotoren in Kfz eher als Umweltsünder verschrieen, da sie Feinstaub produzieren. Die Diskussion um Diesels Erfindung ist da nicht ganz fair, denn auch Direkteinspritzer-Ottomotoren dürfen nach meiner Meinung als Umweltterroristen bezeichnet werden.

Sein Start ins Leben war nicht einfach. Er lebte mit seinen Eltern in Paris, das er bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges in Richtung London verlassen musste. Da die wirtschaftlichen Verhältnisse dort nicht gut waren, ging er zu einem Onkel nach Augsburg. Dort konnte er Abitur machen, später studierte er und war auch Mitglied einer Studentenverbindung.

Zu Anfang seines Berufslebens war Rudolf Diesel in der Kältebranche tätig. Sein erstes Patent erhielt er für die Herstellung von Klareis in Flaschen. Ich habe das bis vor kurzem nicht gewusst, und finde diese eher unbekannte Seite des großen Erfinders interessant.

Diesel hatte  aber noch eine andere Seite. Solidarität empfand er als etwas sehr wichtiges. Seine Ideen dazu hat er in einem Buch über Solidarismus dargelegt. Letzten Endes ist das der genossenschaftliche Gedanke, der ihm sehr wichtig schien.

Rudolf Diesel ist ein sehr vielschichtiger Mann gewesen, dem wir bis heute einiges zu verdanken haben.

Donnerstag, 12. September 2013

Griechenland: Rentenkasse vor dem Absturz

Aus Griechenland gab es in den vergangenen Jahren viele schlimme Meldungen. Jetzt kommt die Nachricht hinzu, dass die sozialen Sicherungssysteme in Folge der Wirtschaftskrise vor dem Kollaps stehen.
Athen: Das Parlament am Syntagma Platz
Athen: Das Parlament am Syntagma Platz
Die Welt meldet, dass die hellenische Rentenkasse vor dem Absturz stehe. Das ist nicht drastisch formuliert, wenn Rentenkürzungen bis zu 30% drohen, trifft das Wort "Absturz" die Sache auf den Kern.

Die Gründe in Hellas sind, dass in Folge der Wirtschaftskrise viele arbeitslos sind und deswegen keine Beiträge zahlen. Viele Menschen arbeiten schwarz - auch dadurch entgehen den Sozialkassen Einnahmen.

Wie bei uns ist die Rentenkasse in Griechenland im Umlagesystem finanziert. Und Griechenland zeigt im kleinen und drastischen Beispiel, wohin die Reise geht wenn die Basis der Beitragszahler (oder deren Leistungsfähigkeit) zusammenschmilzt.

Donnerstag, 15. August 2013

Fußgängerampeln mal anders

Fußgängerampeln funktionieren in Irland anders als in Deutschland. Spannend ist, wie sicher sie die Menschen über die Straßen führen.

Ich habe im Juli einige Tage in Dublin Urlaub gemacht und dabei etwas gesehen, über das ich mehr erstaunt war als über die Fähigkeit der Iren, wirklich alles was mit Mobilität zu tun hat im Linksverkehr zu betreiben: deren Fußgängerampeln.

Grüne Ampel in Irland 

Darf man gehen, ist die Ampel grün wie auch bei uns.

grün: Du darfst gehen auch wenn Du noch nicht auf der Straße bist
grün

Gelbe Ampel in Irland 

Dann gibt es eine Gelb-Phase. Wer auf der Straße ist, darf noch fertig rübergehen. Wer die Straße noch nicht betreten hat, sollte stehen bleiben.

gelb: Du darfst gehen, wenn Du schon auf der Straße bist. Bist Du noch nicht auf der Straße, warte bis wieder grün ist.
gelb


Rote Ampel in Irland 

Rot bedeutet, man soll stehen bleiben. Die Autos haben viel schneller als bei uns ihr grün, so daß man sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf der Straße befinden sollte. Aber es gibt einen Countdown der anzeigt, wann die Ampel wieder auf grün umspringt.

Das Resultat ist ähnlich wie bei uns: die Fußgänger werden sicher über die Straße geleitet. Aber die Herausforderung wurde in Irland etwas anders gemeistert als bei uns.

rot: nix da mit gehen, bleib stehen.
rot


Forderung: Vereinheitlicht die Regeln zu Ampeln in Europa 

Es wird immer mal wieder darüber gesprochen, ob man die Verkehrsregeln in Europa nicht komplett vereinheitlichen sollte. Politisch spricht dagegen, dass damit die Mitgliedsstaaten ein Souveränitätsrecht an Brüssel abgeben müssten, das ihnen noch geblieben ist. Man muss auch nicht alles gleichmachen. Aber voneinander lernen wie man Dinge auch machen kann, und dann die beste Lösung heraussuchen, das fände ich nicht schlecht.