Auf dem Forum Romanum in Rom stehen die Ruinen des Tempels der Vesta. Das ist ein ganz besonderes Gebäude mit einer Wirkung, die bis in unsere Gegenwart reicht.
|
Der Tempel des Vesta auf dem Forum Romanum |
Dieser Tempel ist sehr alt. Der erste Tempelbau wurde auf Initiative von Numa Pompluns errichtet, des sagenhaften zweiten Königs von Rom. Er regierte von 715 v.Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 672 v.Chr.
Der Tempel hatte die Form einer Hütte. Das sollte an die ersten Behausungen der Römer erinnern.
Im Inneren des Tempel brannte ein ewiges Feuer. In der Mitte des Dachs war eine Öffnung, so dass der Rauch abziehen konnte.
Es gab sechs Priesterinnen der Vesta. Sie wurden im Alter von sechs bis 10 Jahren berufen und dienten der Göttin mindestens für 30 Jahre. In der Spätantike waren es sieben Priesterinnen.
|
Der Innenhof des Hauses der Vestalinnen |
Die Priesterinnen lebten im Haus der Vestalinnen. Das lag gleich neben dem Tempel.
Sie waren der Göttin geweiht und mussten keusch bleiben. In gewisser Weise erinnert ihr Lebensstil an den der christlichen Nonnen oder Diakonissen, die wir ja heute noch kennen.
Die Hauptaufgabe der Vestalinnen war, das ewige Herdfeuer zu hüten. Erlosch dieses, galt das als großes Unglück für die Stadt Rom. Die dafür verantwortliche Priesterin wurde hart bestraft.
Im Tempel wurden die Penaten des römischen Staates aufbewahrt. Das waren die Schutzgötter der Vorräte. Ihr Altar war der Herd des Hauses. Das ist auch der Grund, weshalb die Vestalinnen darauf achten mussten, dass der Herd nicht erlischt. Einmal im Jahr, am 1. März, wurde das Feuer neu entfacht.
Auch wurden verschiedene Gegenstände aufbewahrt, die Aeneas (angeblich) aus Troja mitgebracht hatte. Er war zudem als Aufbewahrungsort wichtiger Dokumente sehr beliebt. Denn der Tempel galt als unantastbar, die Dokumente waren sicher.
Der alte Tempel wurde mehrfach zerstört. Das letzte Feuer brannte ihn im Jahr 191 ab. Unter dem Kaiser Septimius Severus wurde ein neues Gebäude errichtet, dessen Ruinen wir heute noch sehen. Die Leitung des Baus hatte Julia Domna, die Ehefrau des Kaisers.
Die heutige Form stammt allerdings aus dem Jahr 1930. Damals hat man die gefundenen Ruinen wieder zu dem zusammengefügt, war wir heute noch sehen. Wie der Tempel in der Antike ausgesehen hat, konnte inzwischen sehr gut rekonstruiert werden. Details seht Ihr auf der Seite des digitalen Forum Romanum.
Die römische Göttin Vesta
In der römischen Mythologie war Vesta die Göttin von Heim und Herd. Sie war die keusche Hüterin des heiligen Feuers, das sorgsam gehütet werden musste. In ihrer mythologischen Bedeutung war sie vergleichbar mit der Göttin Hestia in der Mythologie der Griechen. Ob der Kult der Vesta aus dem Kult der Hestia abgeleitet ist oder ob beide eine gemeinsame "mythologische Vorfahrin" hatten, ist nicht bekannt.
Jedenfalls hatte der Kult der Vesta in Rom seinen zentralen Ort in diesem Tempel. In der Antike beging man den Jahresanfang am 1. März. Und am 1. März wurde das Feuer der ewigen Flamme neu entzündet. Das erfolgte entweder mit einem Hohlspiegel, oder das Feuer wurde durch das Bohren in das Holz eines fruchttragenden Baums entflammt.
Für den Erhalt des Feuers war immer eine Vestalin verantwortlich. Ging das Feuer aus, galt das als großes Unglück für die Stadt Rom. Die für das Feuer verantwortliche Vestalin wurde durch den Pontifex Maximus hart bestraft.
Der Tempel der Vesta und die USA
Eingangs habe ich erwähnt, dass dieser Tempel eine Wirkung bis in die heutige Zeit hat. Genau genommen geht es um das ewige Feuer, das in ihm brennt und das das Wohlergehen des römischen Staates bedeutet. Diese Symbolik wurde in den USA aufgegriffen. Im Kapitol in Washington sollte ein ewiges Licht für das Wohlergehen der Republik brennen. Das wurde aber alsbald wieder aufgegeben, da die meisten Menschen diese Symbolik nicht verstanden haben. Das Geld haben die USA sich gespart.
Der Tempel der Vesta in der Serie those about to die
Vielleicht hat ja der eine oder die andere von Euch die Serie those about to die gesehen.
Hier kommt der Tempel der Vesta mehrfach vor, da die Tochter einer der zentralen Figuren eine Vestalin ist.
Die Priesterin ist als kleines Mädchen von ihren Eltern zu den Vestalinnen gegeben worden. Das kann sein. Die Priesterinnen kamen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren aus aristokratischen Familien zu den Vestalinnen. Das kann also sein.
Den in der Serie zu sehenden Tempelbau konnte ich mit den heutigen Ruinen nicht in Übereinstimmung bringen. Das passt aber. Denn der Tempel ist sechsmal durch Feuer zerstört worden. Man hat ihn immer wieder aufgebaut. Die heutige Form stammt aus dem Jahr 191. Die heutige Form hat maßgeblich Julia Domna beeinflusst, die Frau des Kaisers Septimius Severus. Im Laufe der Jahrhunderte war der Tempel viel stärker zerstört als wir es heute sehen. 1930 hat man ihn aus gefundenen Ruinen wieder so gut aufgebaut wie es ging und den damaligen Vorstellungen entsprach.
Dann gibt es in der Serie die Begebenheit, dass die ewige Flamme erlischt. Die Hohepriesterin der Vesta wurde zur Strafe öffentlich zu Tode gepeitscht. Mir ist eine solche konkrete Begebenheit aus der Regierungszeit von Vespasian, Titus oder Domitian nicht bekannt. Allerdings haben die Römer an die Vestalinnen geradezu übermenschliche moralische Anforderungen gestellt. Bei geringfügigen Dienstvergehen konnten sie ausgepeitscht werden. Wenn eine andere Priesterin als die Hohepriesterin für das Erlöschen der Flamme verantwortlich war, wäre diese bestraft worden. Ein Auspeitschen bis zum Tode war möglich, da das Erlöschen des Feuers als sehr schlimm galt.