Posts mit dem Label Paläozoologie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Paläozoologie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 18. August 2025

Ichthyosaurus

Der Ichthyosaurus lebte während des Unterjura, also vor etwa 201 bis 190 Millionen Jahren. In gewisser Weise kann man sagen, dass er ein "Europäer" ist. Fundorte seiner Fossilien liegen in Belgien, Deutschland, England und der Schweiz. Vermutlich starb er infolge klimatischer Veränderungen aus. 

Der Ichthyosaurus gehört zur Gruppe der Ichthyosaurier. Diese Reptilien waren vollständig an das Leben im Wasser angepasst. Sowohl die Gattung als auch der Ichthyosaurus selbst beziehen ihren Namen aus der griechischen Sprache. Das Wort ichthys (ἰχθῦς) bedeutet Fisch und sauros (σαῦρος) bedeutet Echse.

Die Ichthyosaurier sind keine Dinosaurier. Ihre Gattung gehört zu den Meeresreptilien, die sich aus Amphibien entwickelt haben, die im frühen Trias lebten.


So lebte der Ichthyosaurus

Der Ichthyosaurus war ein hochspezialisierter Meeresräuber. Er bevorzugte Küsten- und Tiefseegebiete. Seine Lebensweise ist ähnlich der heutiger Delfine. Ich finde, dass er einem Delfin auch etwas ähnlich sieht. Beide Meeresbewohner sind aber nicht miteinander verwandt.

Ichthyosaurus
Ichthyosaurus
(generiert von ChatGPT)
Wie genau der Ichthyosaurus lebte, wissen wir bislang nicht. Dafür gibt es zu wenige Funde. Indizien legen nahe, dass er möglicherweise in Rudeln gelebt hat.

Die Wissenschaft hat klären können, dass Ichthyosaurier ihre Jungen lebend zur Welt gebracht haben. Das ist belegt durch Fossilien, bei denen Jungtiere im Körper ihres Elterntiers konserviert sind. 

Der Ichthyosaurus konnte 3 m lang werden. Das größte gefundene Exemplar brachte es auf stolze 3,30 m. Forscher schätzen, dass der Ichthyosaurus zwischen 10 und 15 Jahre alt geworden sein könnte.

Der Ichthyosaurus war ein Jäger. Ernährt hat er sich von Fischen, Weichtieren und kleinen Meeresreptilien. Das ist durch Fossilienfunde im Bauchraum belegt.

Wie bereits erwähnt, gehörte der Ichthyosaurus zur Gattung der Ichthyosaurier. Die wies deutlich größere Vertreter auf als ihn, die auch Jäger waren. Nicht nur große Ichthyosaurier bedrohten den Ichthyosaurus. Auch der Pliosaurier machte Jagd auf ihn.


Fossilienfunde des Ichthyosaurus

Fossilien des Ichthyosaurus hat man bisher ausschließlich dort gefunden, wo heute der Kontinent Europa liegt. Daraus kann man aber nicht schließen, dass er nur hier gelebt hätte. Die Fundsituation ist zu schwach, um belegbare Aussagen zu seinem Lebensraum machen zu können. 

Das erste komplette Skelett eines Ichthyosaurus hat ein erst 12 Jahre altes Mädchen namens Mary Anning im Jahr 1811 gefunden. Das war an der Jurassic Coast im Süden Englands. Der Fossile Beach bei Lyme Regis ist bis heute bekannt für seine vielen Fossilien. Im Jahr 1812 fand sie dann das restliche Skelett. Sie gilt damit als der erste Mensch, der ein vollständiges Skelett eines Ichthyosaurus gefunden hat.

Für Mary Anning war dieser Fund entscheidend für den weiteren Lebensweg. Sie blieb fasziniert von den Tieren der Urzeit und gilt als eine der ersten Paläontologinnen überhaupt.

Wer die Funde von Mary Anning sehen möchte, sollte im Natural History Museum in London und im Oxford University Museum of Natural History vorbeischauen. Auf der Seite des Museums von Oxford gibt es auch interessante Informationen zu Mary Anning.


Mein Fazit

Der Ichthyosaurus ist ein marines Reptil des Jura. Ich finde die Ähnlichkeit zu den heutigen Delfinen wirklich frappierend. Dinosaurier sind ein spannender Aspekt der Paläontologie. Das gilt auch für andere Tiere aus ihrer Zeit wie den Ichthyosaurus.

Ein Bonmot am Rande: Joseph Victor von Scheffel schrieb ein Gedicht Der Ichthyosaurus. Es wird nach der Weise des Loreley-Liedes gesungen und steht bis heute im Allgemeinen Deutschen Kommersbuch.

Ansonsten hat er es nur bedingt in die Hitlist der populären Urzeittiere geschafft. In naturkundlichen Produktionen der BBC über die Urwelt taucht er immer wieder mal als ein Beispiel für maritime Reptilien auf.


Veröffentlichungen zu Ichthyosauriern

Auch wenn Ichthyosaurier vielleicht keine Popstars der modernen Unterhaltungskultur sind, sind sie doch für die wissenschaftliche Forschung von Interesse.

Hier sind einige wissenschaftliche Publikationen über Ichthyosaurus (und nahe Verwandte). Durch Klick auf den jeweiligen Link könnt ihr ein Abstract und dort ggf. auch die Veröffentlichung selbst aufrufen.

  1. Dean R. Lomax & Judy A. Massare
    Two new species of Ichthyosaurus from the lowermost Jurassic (Hettangian) of Somerset, England
    2017, Papers in Palaeontology
  2. Dean R. Lomax & Sven Sachs,
    On the largest Ichthyosaurus: A new specimen of Ichthyosaurus somersetensis containing an embryo
    2017, Acta PalaeontologicaPolonica
  3. Feiko Miedema, Dylan Bastiaans, Torsten M. Scheyer et al.
    A large new Middle Jurassic ichthyosaur shows the importance of body size evolution in the origin of the Ophthalmosauria
    2024, BMC Ecology andEvolution
  4. Henrik Stöhr & Ingmar Werneburg
    The Tübingen collection of ichthyosaurs from the Lower Jurassic (Lower Toarcian) Posidonienschiefer Formation of Württemberg: a historical and curatorial perspective
    2022, Palaeodiversity
  5. Marta S. Fernández, Lisandro Campos, Agustina Manzo & Evangelos Vlachos
    Bone Connectivity and the Evolution of Ichthyosaur Fins
    2024, Diversity
  6. Michael W. Maisch, Achim G. Reisdorf & Rudolf Schlatter
    A large skull of Ichthyosaurus (Reptilia: Ichthyosauria) from the Lower Sinemurian (Lower Jurassic) of Frick (NW Switzerland)
    2008, Swiss Journal ofGeosciences
  7. Nathan Bardet & Marcelo Fernández
    A new ichthyosaur from the Upper Jurassic lithographic limestones of Bavaria
    2015, Journalof Paleontology
  8. Torsten M. Scheyer & Markus Moser
    Survival of the thinnest: rediscovery of Bauer’s (1898) ichthyosaur tooth sections from Upper Jurassic lithographic limestone quarries, south Germany
    2011, Swiss Journal ofGeosciences
  9. Valentin Fischer et al.
    New ophthalmosaurid ichthyosaurs from the European Lower Cretaceous demonstrate extensive ichthyosaur survival across the Jurassic–Cretaceous boundary
    2012, PLoS ONE

Wenn Du Dich für den Ichthyosaurus und seine Gattungsgenossen interessierst, kommst Du hier auf den wissenschaftlich aktuellen Stand der Forschung.

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Paläobotanik

Paläobotanik nennen wir die Wissenschaft, die sich mit fossilen Pflanzen beschäftigt.

Hier spielen zwei Themen eine Rolle. Das ist einmal die Paläontologie, die sich mit dem Leben in vergangenen Erdzeitaltern befasst. Die andere Disziplin ist die Chorologie. Das ist die Lehre vom Verbreitungsraum des Gegenstands einer Forschungsdisziplin. Bei der Paläobotanik geht es daher nicht nur um die Frage, welche Pflanzen es früher gab. Es geht auch darum, wann und wo sie existierten.

Fossiles Blatt in Ölschiefer - Rolands History Channel
Fossiles Blatt in Ölschiefer

Pflanzen sind mit die ältesten Lebewesen, die es auf der Erde gibt. Die ältesten Vertreter dieser Spezies sind vermutlich Grünalgen, die vor circa 460 Millionen Jahren entstanden sind. Pflanzen entstanden zunächst im Wasser, besiedelten dann aber das Land. Die ersten Landpflanzen waren vermutlich Moose.

Vor etwa 380 bis 360 Millionen Jahren, im Oberdevon, kamen die ersten Samenpflanzen auf. Diese entwickelten sich rasant und eroberten unseren Planeten. Im darauffolgenden Erdzeitalter Karbon (vor 360 bis 298 Millionen Jahren) war die Erde von dichten Wäldern geprägt. Diese wurden zu Steinkohle, was diesem Erdzeitalter seinen Namen gab. Die Wälder nennt man auch Steinkohlenwälder.

Die paläobotanischen Zeitabschnitte werden so, wie auch die der Paläozoologie bezeichnet. Ihre Grenzen in beiden Disziplinen stimmen aber nicht immer überein. Denn die Entwicklung der Tierwelt richtete sich immer nach der Entwicklung der Pflanzen.

Man kann sogar sagen, dass die Evolution der Tiere von der Evolution der Pflanzen abhing und immer noch abhängt.

1941 hat der Geologe Kurd von Bülow vorgeschlagen, sich für die Grenzziehung der Erdzeitalter an der Entwicklung der Pflanzen zu orientieren. Das hat sich in Deutschland durchgesetzt, nicht jedoch in der englischsprachigen Wissenschaft. Denn häufig fehlen fossile Pflanzenteile als Zeitmarker, es gibt aber tierische Fossilien. Diese werden dann herangezogen, um die Erdzeitalter festzulegen. Insofern kann es zwischen der deutschen und der englischsprachigen Literatur zu geringfügigen Abweichungen bei den Erdzeitaltern kommen.

In meinem Blog und im Paläontologie-Kanal auf YouTube beschäftige ich mich auch mit den Pflanzen aus früheren Erdzeitaltern. Ich finde es aber auch interessant, sich die Nutzbarmachung der Pflanzen durch den Menschen anzuschauen. Die Kultivierung und Entwicklung der Landwirtschaft bedeutet für mich das Ende des Zeitraums, der für die Paläobotanik interessant ist. Der Anfang dieses Zeitraum geht freilich zurück zu den Anfängen des Lebens auf der Erde.

Diesen Beitrag könnt Ihr auch auch meinem YouTube Kanal für Paläontologie anhören.