Posts mit dem Label römische Götter werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label römische Götter werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 15. Juni 2025

Jupiter

Jupiter ist der oberste Gott im römischen Pantheon. Er ist der Herrscher über Himmel und Blitz, der Garant von Ordnung, Recht und Staat. Als Vater der Götter und Menschen nimmt er eine zentrale Rolle in der römischen Religion ein. Er war nicht nur der mächtigste aller römischen Götter, sondern auch das religiöse und politische Rückgrat der römischen Republik und des Imperiums. Sein Kult prägte die Identität Roms tiefgreifend. 


Jupiters Herkunft und Familie

Jupiter entstammt der ersten Generation römischer Götter. Seine Eltern sind Saturnus und Ops. Seine Geschwister sind andere zentrale Götter des Pantheons: Juno, Neptun, Pluto, Ceres und Vesta. 

Jupiter
(Bildquelle: Wikipedia)

Seine Schwester Juno war zugleich auch seine Frau. Das hielt Jupiter aber nicht davon ab, sich anderen Frauen zuzuwenden. Er hatte zahlreiche Liebschaften.

Einige der zentralen Gottheiten sind seine Kinder. Minerva wurde aus seinem Kopf gehört. Als Göttin der Weisheit zog sie ins römische Pantheon ein.

Der Kriegsgott Mars ist ein Sohn mit Juno. 

Weitere Götter sind auch seine Kinder. Einer war Vulcanus, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst. 

Mit der sterblichen Alcmene zeuge er Herkules, der damit ein Halbgott war. 

Und mit Latona zeugte er die Gottheiten Apollo und Diana. 

Eine Geliebte war Io. Die Priesterin wurde in eine Kuh verwandelt, um sie vor dem Zorn der eifersüchtigen Juno zu verbergen.

Jupiter hatte wirklich viele Liebschaften und Nachkommen. Das illustriert seine Rolle als Allvater und Symbol göttlicher Fruchtbarkeit und Macht.


Das hat Jupiter erlebt

In der römischen Mythologie ist Jupiter ein aktiver, herrschender und oft moralisch richtender Gott. Seine Erlebnisse sind sagenhaft.

Als erstes möchte ich den Konflikt mit seinem Vater. Saturnus hatte seine anderen Kinder verschlungen. Jupiter stürzte ihn und befreite seine Geschwister. Damit begann die Herrschaft der neuen Göttergeneration.

Dem schloss sich auch der erste Krieg an, nämlich der gegen die Titanen. Jupiter kämpfte gemeinsam mit seinen Brüdern Neptun und Pluto gegen die alten Götter. Er besiegte sie, damit begann die neue göttliche Ordnung. Nach ihrem Sieg teilten sie sich die Welt untereinander auf. Neptun herrschte über das Meer, Pluto über die Unterwelt und Jupiter über den Himmel.

Auf der Erde avancierte Jupiter zu ihrem Wächter. Er bestrafte Eidbrecher, Lügner und Gewalttäter. Jupiter galt als moralisches Gewissen der Weltordnung.

Wir haben schon gesehen, dass Jupiter es mit der ehelichen Treue zu seiner Frau Juno nicht so hatte. Liebesabenteuer gab es immer wieder. Dabei verwandelte er sich in Tiere wie einem Stier oder Adler oder in Naturgewalten wie Regen. Auch seine Liebesgeschichten symbolisieren göttliche Allmacht. Man kann sie aber auch kritisch sehen, wenn man selbst ein anderes Idealbild von der Ehe hat.

Insgesamt spiegelt Jupiter den römischen Idealtypus eines mächtigen Herrschers wieder. Ihm ist Gerechtigkeit wieder. Jupiter trägt aber durchaus auch menschliche Züge, die auch Schwächen und Fehler beinhalten.

Das Ende der Verehrung des Jupiter kam durch das Christentum gegen Ende des. 4. nachchristlichen Jahrhunderts. Unter Kaiser Theodosius I. löste es die bisherige Staatsreligion im Römischen Reich ab. Die Verehrung des Jupiter wurde so beendet.


Jupiters Stellung und Aufgaben im römischen Pantheon

Unangefochten war Jupiter war das Oberhaupt der römischen Götterwelt. Seine Zuständigkeiten waren vielfältig und zentral:

Die Menschen sahen in ihm ihren himmlischer Vater. Jupiter war ihr höchster Gott. Sein Titel war Iuppiter Optimus Maximus, was bedeutet: „Der beste und größte“.

Jupiter war der Gott des Himmels, des Lichts und des Wetters. Von ihm gingen Blitz und Donner aus, die Instrument seiner Herrschaft waren. Schlug der Blitz irgendwo ein und richtete Schaden an, dann hatte Jupiter für die betroffenen Menschen vermutlich seine Finger im Spiel.

Was für die Menschen galt, galt auch für den römischen Staat. Jupiter war der Schutzpatron erst der römischen Republik und dann des Imperium Romanum. Die Römer haben keine politische oder militärische Entscheidung getroffen, ohne zuvor Jupiters Zustimmung durch besondere Priester zu erfragen. 

Schwüre wurden bei Jupiter abgelegt. Er war in jeder Hinsicht die höchste Autorität.

Als Träger der göttlichen Gerechtigkeit war Jupiter der moralische Richter über alles. Er war der Hüter von Gesetz und Ordnung. Man kann sagen, dass das bei all seinen Fehlern doch eine irrwitzige Rolle sei, welche die Menschen ihm zubilligten. Letzten Endes war das aber wichtig dafür, dass sich die Akzeptanz eines Rechtsstaates mit zur Entscheidung befugten Gerichten entwickeln konnte. Mussten die Menschen charakterliche Fehler des obersten göttlichen Richters hinnehmen, weil sie einfach zu ihm gehörten, dann konnte das bei menschlichen Richtern nicht  anders gehandhabt werden. Entscheidend war, dass sie ihren Job bei der Rechtsprechung gut machten.

Zwar war Jupiter kein expliziter Kriegsgott. Aber er spielte schon eine Rolle bei Krieg und Sieg. Er war der Gott der Feldherren. Sie ehrten ihn bei Siegen und mit Triumphzügen.

Blitz und Donner sind Naturgewalten, und die kamen für die Menschen oft unvorhersehbar. So hat sich auch eine Zuständigkeit Jupiters für Omen und Weissagungen entwickelt. Besonders Blitzzeichen galten als göttliche Botschaften Jupiters.


Tempel des Jupiter

Der wichtigste Tempel des Jupiter befand sich auf dem Kapitol in Rom. Geweiht im Jahr 509 v.Chr. war er das Zentrum der römischen Religion und auch ein politisches Herzstück der Republik.

römischer Denar mit Bild des Jupiter-Tempels
römischer Denar mit Bild des Jupiter-Tempels
(Bildquelle: Wikipedia)
Der Jupiter-Tempel auf dem Kapitol ist heute nicht mehr zu sehen. Er ist mehrfach abgebrannt und wurde immer prächtiger wieder aufgebaut.

Als im Jahr 80 n.Chr. ein großes Feuer Rom zerstörte und auch den Jupiter-Tempel, ließ der Kaiser Domitian ihn wieder aufbauen. Jetzt wurden sowohl das Dach als auch die Türen vergoldet. 

Das führte zum Ruin des Gebäudes, nachdem das Christentum die bisherige Staatsreligion abgelöst hat. Ab dem 5. Jahrhundert begannen erst Heermeister, dann Eroberer damit, alles Gold zu entfernen. Das Gebäude war immer noch beeindruckend, der Tempel verfiel jedoch mit der Zeit. 

Im 16. Jahrhundert wurden seine Reste überbaut, der genaue Standort geriet in Vergessenheit. Durch Ausgrabungen im 19. Jahrhundert hat man ihn aber wieder zweifelsfrei lokalisieren können.

Andere Jupiter-Tempel

Natürlich gab es im römischen Reich noch viele andere Tempel, die Jupiter geweiht waren. Einige von ihnen möchte ich kurz vorstellen.

Der Jupiter-Tempel in Baalbek zählt zu den beeindruckendsten Relikten römischer Architektur im Nahen Osten. 

Baalbek: Jupiter-Tempel
Baalbek: Jupiter-Tempel
(Bildquelle: Google Maps)

Er wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und über mehrere Jahrhunderte hinweg ausgebaut, wobei er seinen Höhepunkt in der kaiserzeitlichen Blüte des Römischen Reiches erreichte. Innerhalb des ursprünglichen Komplexes waren über 50 massige Säulen eingeplant, von denen heute noch sechs monumentale Säulen – teils fast 20 Meter hoch – das Bild der Ruinen prägen. Zudem können Besucher die Überreste eines Altarhofs sowie eine imposante Treppe bestaunen.


In der Nähe von Rom liegt das archäologische Gelände von Ostia Antica. Die ehemalige Hafenstadt Roms verlandete und wurde deshalb aufgegeben. Aus diesem Grund konnte hier eine echte römische Stadt ausgegraben werden, die nicht in späteren Zeiten überbaut wurde. Der Jupiter-Tempel von Ostia wurde vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet, als Ostia ein sehr wichtiger Handels- und Militärhafen war. Markante Strukturen der Tempelanlage sind bis heute erhalten geblieben, vor allem die Fundamente und einzelne Säulen. Dieser Jupiter-Tempel ist Teil des archäologischen Parks von Ostia Antica.

Der Jupiter-Tempel in Palmyra war einst ein strahlendes Beispiel römischer Sakralarchitektur. Er diente als zentrales religiöses Heiligtum der antiken Oasenstadt. Der Tempel ist in mehreren Bauphasen errichtet worden, wobei sein markantes Erscheinungsbild vor allem in der Zeit zwischen 80 und 120 n. Chr. Gestalt annahm. Älteste Fundamentreste verweisen auf eine Bautätigkeit schon in der Zeit des Hellenismus. Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs ist der Tempel leider massiv beschädigt worden. Am 30. August 2015 zündeten Kämpfer des IS Sprengstoff, um das Bauwerk zu zerstören. Nur noch die imposante Außenmauer blieb erhalten. Trotz der Zerstörung geben die Ruinen faszinierende Einblicke in die antike Baukunst.

In Split steht der Diokletian-Palast, in dem es auch ein Jupiter geweihtes Heiligtum gab. Der Tempel wurde gemeinsam mit dem Palast zwischen 295 und 305 n. Chr. errichtet. Damals errichtete Kaiser Diokletian seinen hier seinen Ruhesitz. Heute ist das die Taufkapelle des Heiligen Johannes. Man kann also sagen, dass das frühere Jupiter-Heiligtum auch heute noch ein religiöser Ort ist.

Schließlich nenne ich noch den Jupiter-Tempel von Timgad in Algerien. Er ist ein beeindruckendes Relikt römischer Sakralarchitektur, das sich in dieser einst blühenden Kolonie Roms erhalten hat. Er wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Heute kannst Du Überreste des Tempels erkunden. Du siehst solide Fundamentreste, einzelne Säulenfragmente und die markanten Umrisse des ursprünglichen Bauwerks.

Diese Tempel zeigen, wie weit der Kult des Jupiter im römischen Reich verbreitet war. 


Jupiters Name

Für uns Deutsche ist klar, das wir Jupiter mit einem J am Anfang und nur einem P in der Mitte schreiben. Das war bei den Römern aber nicht so eindeutig, schon weil sie statt des heutigen J den Buchstaben I benutzten.

Der Genitiv von Iupiter ist Iovis, was im Deutschen auch als Jovis geschrieben werden kann.

Auch gab es beim Namen des Gottes eine gewisse Entwicklung. Die hat damit zu tun, dass Jupiter kein originär römischer Gott ist. Dass er dem Zeus im Pantheon der Griechen entspricht, ist auch kein Zufall. Tatsächlich wurde dieser Gott wohl von den Menschen verehrt, bevor es Römer und Griechen überhaupt gab.

Das schließe ich aus seinem älteren Namen Diēspiter. Dieser setzt sich aus dies (lateinisch dies „Tag“) und pater (lateinisch „Vater“) zusammen. Sein alter römischer Name bedeutet also "Vater des Tages". Und er weist uns auch auf die viel älteren Indogermanen hin, die diesen Gott wohl schon verehrt haben. Auf altindisch heißt der vergleichbare Gott Dyaus pitar.

Wie aber wurde der Tagesvater Diēspiter zu Jupiter oder - in der lateinischen Schreibweise - zu Iupiter? Das Iu seine Wurzel im indogermanischen Wort *diu, was so viel wie "hell" bedeutet. Bei den indogermanischen Vorfahren der Römer brachte er wohl nicht nur per Tageslicht oder Blitz das Licht auf die Erde. Er war überhaupt der Lichtbringer. Damit war "hell" eine der Haupteigenschaften von Diēspiter. Für "unter offenem Himmel" haben die Römer auch sub Iove gesagt. Dann liegt es nahe, den Gott Diēspiter nicht nur auf den Tag, sondern auf die Helligkeit bezogen zu benennen. Aus Diēspiter wurde deshalb Iupiter oder Iuppiter.

Interessanterweise kann man aus römischen Inschriften nachvollziehen, dass die Aussprache des Götternamens Jupiter sich in der Antike verändert haben muss. Die Römer haben auf ihren Inschriften meist Abkürzungen benutzt, bei Jupiter war es I.O.M. Das steht für IVPITER OPTIMUS MAXIMUS.

Manchmal haben sie Namen aber auch ausgeschrieben. In der Schreibung haben sie die Buchstaben I und J bzw. die Buchstaben U und V nicht unterschieden. Nur haben die Römer keine Betonungszeichen benutzt. Zunächst schrieben sie IVPITER, ab der Zeitenwende gibt es aber auch die Schreibweise IVPPITER. Daher kann man annehmen, dass die Römer den Gott bis Christi Geburt als [ˈjuːpiter] ausgesprochen haben, und danach [ˈjup:iter]. 

Entsprechend vielschichtig sind die Schreibweisen, die man heute auch in wissenschaftlichen Texten findet. Das aber ist ein anderes Thema. Ich denke, als interessierte Laien machen wir mit der Schreibung als Jupiter nichts verkehrt.


Entsprechungen in anderen Kulturen

Im Pantheon der Griechen entspricht Zeus dem römischen Jupiter. Beide sind Götter des Himmels und oberste Herrscher über das Pantheon.

Jupiter und seine Entsprechungen in anderen Kulturkreisen
Jupiter und seine Entsprechungen in anderen Kulturkreisen
Jupiter und Zeus sind jedoch nicht identisch. Das mag mit dem Volkscharakter der Römer und Griechen zu tun haben. Die Römer hatten nur einen Staat, ihre Republik und später das Imperium. Die Griechen hatten verschiedene Stadtstaaten, die Poleis. Diese kämpften mal miteinander, mal waren sie verbündet. Diesem Treiben machte erst Alexander der Große ein Ende, der alle unterwarf. Aber da war Zeus schon fest im griechischen Pantheon etabliert. Die Vorstellung von ihm hatte sich in Griechenland verfestigt.

Jupiter ist rational, staatsbezogen und er repräsentiert den römischen Idealstaat. Er steht für Ordnung, Recht und Disziplin. Zeus dagegen ist emotionaler und wird in seinen Geschichten etwas persönlicher. Er ist eine Vaterfigur. Seine Beziehung zu anderen Göttern und vor allem Göttingen steht häufig auf "es ist kompliziert", und in den Beziehungen zu den Menschen ist das nicht viel anders.

In Ägypten verehrte man Amun-Ra als Gott des Himmels, des Königtums und des Lichts.

Dem indogermanischen Kulturkreis zuzuordnen ist der persische Ahura Mazda. Er ist der Schöpfergott und der Gott der Weisheit.

Bei den Indern habe ich Dyaus pitar bereits erwähnt. Nach den Forschungen Peter von Bradkes soll er der höchste Gott bei den Vorfahren der Inder gewesen sein. 

Bei den alten Indern selbst war es Indra, der als Gott des Donners, Himmels und Krieges mit Jupiter zu vergleichen war. Sein Vater war der Himmel (Dyaus), seine Mutter war die Erde (Prithivi). Indra entthronte seinen Vater, stürzte die alte Ordnung und erlangte die Herrschaft über die Welt. Das erinnert doch sehr an Jupiter und sein Verhältnis zu Saturnus und an den Kampf mit den Titanen. Im heutigen Hinduismus gibt es Indra noch, wenngleich er nicht mehr die zentrale Rolle spielt. Aber im Gegensatz zu Jupiter wird er noch verehrt. Das ist doch was.

Bei den Germanen kann man Jupiter wohl mit Donar gleichsetzen, den wir auch unter seinem Namen Thor kennen. In der Rolle einer Vaterfigur sehe ich aber auch eine große Ähnlichkeit zu Odin.

Diese Parallelen zeigen, dass Jupiter eine sehr alte Gottheit sein muss. Sie wurde im gesamten Verbreitungsgebiet der Indogermanen in Asien und Europa verehrt. So wie die einzelnen Stämme der Indogermanen sich zu eigenen Völkern entwickelten, entwickelte sich auch die jeweilige Gottheit weiter. Das erklärt die Unterschiede.

Freilich waren die alten Ägypter keine Indogermanen. Dennoch hatten sie mit Amun-Ra einen Gott, den die Menschen der Antike mit Jupiter gleichzusetzen versuchten. Ob das ein Wunschdenken der damaligen Menschen war oder ob das ein Indiz dafür sein könnte, dass die Verehrung eines solchen Gottes bis in die Zeiten gemeinsamer Vorfahren zurückreicht, vermag ich nicht zu entscheiden. Darüber nachzudenken, bleibt jedem selbst überlassen. 


Das schrieben antike Autoren über Jupiter

Vieles von dem, was wir heute wissen, stammt aus antiken Quellen. 

In Vergils Aeneis tritt Jupiter mehrfach als lenkender Gott auf. Er ordnet das Schicksal Roms, bestätigt die Herrschaft des Aeneas und verkörpert die göttliche Ordnung.

Jupiter erscheint in zahlreichen Mythen: Mal ist er ein strenger Richter (Stichwort: Sintflut),  mal tritt er als als Liebhaber (Io, Europa, Semele) in Erscheinung. Er ist allmächtig, was den Lesern durch Geschichten von seinen Verwandlungen deutlich gemacht wird.

In einen politischen und religiösen Kontext stellt Livius ihn in Ab urbe condita. Das gilt besonders in Bezug auf den Bau des Kapitolinischen Tempels und Schwurhandlungen.

Cicero interpretiert Jupiter in De Natura Deorum als philosophisches Prinzip und als Verkörperung göttlicher Vernunft. Er macht ihn also zu einem für die Menschen vorbildhaften Prinzip und nimmt ihn so aus seiner Rolle als real waltende Gottheit. 

Seneca betrachtet Jupiter in seinen Naturales Quaestiones als metaphysisches Prinzip des Kosmos.

Das zeigt, wie vielfältig Jupiter schon in der Antike gesehen wurde. Es gab nicht die für alle verbindliche Sicht auf Jupiter. Aber als Oberhaupt des Pantheons der Staatsreligion war die gesellschaftlich verbindliche Interpretation Jupiters auch eine Frage der Macht. Diesen Punkt muss man sehen.


Welche Bedeutung hat Jupiter noch heute?

Jupiter ist auch heute noch in unserer Sprache präsent. Unser Wort "jovial" bezeichnet einen Menschen, der heiter und großzügig ist. Es leitet sich vom Genetiv für Jupiter ab, der Iovis oder in anderer Schreibweise Jovis lautete. So galten in der Antike Menschen, die unter dem Zeichen des Jupiter geboren wurden.

Auch am Nachthimmel können wir mit etwas Glück und einem guten Teleskop einen Blick auf ihn werfen. Der größte Planet in unserem Sonnensystem heißt Jupiter. In der Astrologie gilt Jupiter als Planet des Glücks und der Weisheit. 

Als Namensgeber für Schiffe, eine Rakete, eine Zeche oder Musikinstrumente ist Jupiter ebenfalls beliebt. Auch taucht er in Comics und anderen Produkten der Popkultur auf. 


Jupiter ist die ewige Verkörperung göttlicher Ordnung

Jupiter war und bleibt der Inbegriff von Herrschaft, Ordnung und himmlischer Macht. Als oberster Gott der Römer vereinte er religiöse Ehrfurcht mit politischer Legitimität und kultureller Identität. Seine Mythen, Tempel und Symbole wirken bis heute nach – in der Sprache, den Sternen und unserem kollektiven Bewusstsein.

Du kannst also ganz jovial sagen, dass Jupiter in gewisser Weise immer noch bei uns ist. Nur halt nicht mehr als Gottheit, die von den Menschen im westlichen Kulturkreis noch verehrt wird.

Montag, 24. Februar 2025

Mercurius: Götterbote und Schutzgott der Händler

Den Gott Mercurius nennen wir auf Deutsch Merkur. Im römischen Pantheon ist er die Entsprechung zum griechischen Gott Hermes. Er ist der Gott der Diebe, des Handels und der Reisenden. Zugleich fungiert er als Götterbote. Er trägt entweder einen Petasos oder einen Flügelhelm. Neben diesen Kopfbedeckungen sind seine Symbole der Stab und Flügelschuhe. In der rechten Hand hält er oft auch einen Geldbeutel, was für das gute Ergebnis des Handels steht.

Der römische Gott Mercurius

Sowohl die Römer als auch die Etrusker haben Mercurius verehrt. Die Geschichten um ihn sind ganz ähnlich wie die des griechischen Gottes Hermes. 

Kopf des Mercurius
(zu sehen in der Abgusssammlung Göttingen)

Ich gehe davon aus, dass es sich im Wesentlichen um ein und dieselbe Gottheit handelt und dass diese wesentlich älter ist, als Griechen, Römer oder Etrusker.

Für die Römer war Mercurius wichtig, da es ohne ihn Rom vielleicht nicht gegeben hätte. Bekanntlich gelang es dem trojanischen Aeneas, seiner untergehenden Heimatstadt zu entfliehen und nach Westen zu fliehen. Er und seine Gefährten hatten die Mission vor Augen, irgendwo eine neue Heimat zu finden. Allerdings haben sie dieses Ziel nicht allzu sehr verfolgt. So kam es, dass Mercurius dem Aeneas erschien und ihn daran erinnerte, dass er eine Stadt gründen solle. So kam es auch. Aeneas und seine Gefährten gründeten Alba Longa, die Mutterstadt der späteren Stadt Rom. So Römer sagen es so: Ohne Mercurius kein Rom. Also verehrten sie ihn.

Im Rom befand sich der Mercuriustempel im Circus Maximus zwischen den Hügeln Aventin und Palatin. Heute gibt es keine archäologischen Nachweise mehr für diesen Tempel. Von Ovid und anderen wissen wir aber von ihm. Und auf einem Sesterz des Marcus Aurelius ist ein Tempel dargestellt, bei dem es sich möglicherweise um den des Mercurius handelt.

Mercurius war der Sohn des Jupiter, des obersten römischen Gottes. Seine Mutter Maia war eine der Plejaden. Diese göttliche Abstammung verlieh ihm eine besondere Position unter den Göttern, die ihn zu einer Vielzahl von Aufgaben und Verantwortungen führten. Zahlreiche Mythen ranken sich um Mercurius und zeigen seine listige Natur und seine Fähigkeit, sich aus kniffligen Situationen zu befreien. Eine berühmte Geschichte erzählt, wie er als Neugeborener eine Herde Rinder stahl und dennoch mit seinem Charme und seiner Klugheit ungeschoren davonkam. Ich denke, hier kann man seinen Charakter als charmanten Trickser ganz gut erkennen. 

Der Bote der Götter

Mercurius war als Bote der Götter für seine Schnelligkeit bekannt und für seine Fähigkeit, zwischen den Welten der Götter und der Welt der Menschen zu vermitteln. Er trug seinen Helm und Sandalen, die ihm mit ihren Flügeln eine übermenschliche Geschwindigkeit verliehen. Als Bote brachte er wichtige Nachrichten zu den Menschen. Er führte aber auch die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt. Diese Rolle machte ihn zu einem unverzichtbaren Vermittler und Beschützer der Kommunikation zwischen den Welten.

Einen Tag des Mercurius gibt es bis heute

Der Feiertag des Mercurius war der 15. Mai, der Mercuriustag. Dieser Tag war besonders wichtig für Händler und Reisende. In Rom gingen sie zu einer dem Mercurius geweihten Quelle, die sich an der Porta Capena befand. Sie opferten dem Gott im nahen gelegenen Tempel und besprengten an der Quelle sowohl das eigene Haus als auch die eigenen Waren mit dem geweihten Wasser. Möglicherweise hat sich dieser Brauch bis heute erhalten, wenn Priester Weihwasser auf Sachen spritzen und diese segnen.

Nach ihm wurde aber auch ein Wochentag benannt, und zwar der in der römischen Zählung vierte Tag. Das ist heute der dritte Wochentag, der auf Deutsch Mittwoch heißt. In einigen romanischen Sprachen klingt der römische Mercurii dies aber bis heute nach. Mittwoch heißt auf Italienisch mercoledì, auf Französisch mercredi, auf Spanisch miércoles und auf Rumänisch miercuri. Mit dem Albanischen kenne ich noch eine Nicht-Romanische Sprache, in der Mercurius erhalten geblieben ist. Der Mittwoch heißt auf Albanisch e mërkurë.

Dank dem römischen Schriftsteller Tacitus hat Mercurius aber auch Eingang in die Wochennamen einiger germanischer Sprachen gefunden. Tacitus setzte Mercurius mit dem Gott Wodan / Odin der Germanen gleich. Das klingt in einigen Sprachen bis heute nach. So heißt Mittwoch auf Englisch wednesday und im Schwedischen onsdag. Auch wenn man den Mittwoch im Grunde genommen als Odinstag bezeichnet, liegt die Wurzel der Benennung dieses Tags doch bei Mercurius.

Der Name des Mercurius

Ich möchte kurz auf den Namen des Gottes zu sprechen kommen. Er geht auf das lateinische Wort merx zurück, das laut Langenscheidt mit Ware oder Sache übersetzt werden kann.

Mittwoch, 22. Januar 2025

Vulcanus: Gott des Feuers und der Schmiedekunst

Vulcanus ist im römischen Pantheon die Entsprechung zum griechischen Gott Hephaistos. Er ist der Gott der Vulkane, des Feuers und der Schmiedekunst. Seine Symbole sind neben Schmiedehammer und Schmiedezange die Handwerkerkappe Pilos.

Vulcanus im Louvre,
(Bildquelle: Wikipedia)

Oft stellen Künstler Vulcanus alt, kahlköpfig und hager dar. Er soll ein lahmes Bein gehabt haben. Auf Abbildungen aus der Antike sehen wir meist eine himmelblaue Filzhaube auf seinem Kopf. Als Gehilfen stehen ihm einäugige Zyklopen zur Seite. Er soll einen sehr schroffen Charakter gehabt haben, aber friedliebend und handwerklich sehr begabt gewesen sein.

 

Zu seinen Aufgaben gehört, Geschmeide und Waffen für die Götter und die Halbgötter zu schmieden. Für Jupiter hat er die Donnerkeile hergestellt, welche der oberste Gott auf die Erde werfen konnte. Die Menschen haben diese Donnerkeile mit den Blitzen von Gewittern identifiziert. Wer von einem Blitz getroffen wurde und das überlebt hat, galt als jemand, der in der Gunst der Götter steht.

 

Seine Eltern waren Jupiter und Juno. Vulcanus Geburt war unkonventionell: Juno brachte ihn in einem Anfall von Wut oder Eifersucht zur Welt, ohne dass Jupiter eingriff. Er war leicht deformiert, was ihm ein charakteristisches Aussehen verlieh. Das führte dann zu seiner Assoziation mit Feuer und Vulkanen.

 

Natürlich stand auch eine Frau an der Seite dieses Gottes, und zwar die italische Göttin Maia. Diese wurde schon in der Antike mit der griechischen Göttin Maia gleichgesetzt.

 

Zusammen mit anderen Gottheiten haben die Römer Vulcanus als Schützer gegen Feuersbrünste verehrt. Das führte zu seinem Beinamen Mulciber, also „Besänftiger“ der Feuersbrunst. Am 23. August fanden die Volcanalia statt, sein Festtag. Die Menschen brachten dem Gott Opfergaben dar, um ihn zu besänftigen und Schutz vor Brandgefahr und Vulkanausbrüchen zu suchen. Im Rom kannst Du auf dem Forum Romanum heute noch das Volcanal sehen, das wichtigste Heiligtum für Vulcanus im Imperium Romanum.

 

In der bildenden Kunst wird Vulcanus oft als Schmied mit Hammer dargestellt, der dem Jupiter die Donnerkeile fertigt. Seine Attribute sind Hammer, Zange, Schmiedeschurz und Amboss. Die Römer verorteten seine Schmiede unter dem Vulkan Ätna auf Sizilien oder unter der Insel Vulcano. Die liegt etwas nördlich von Sizilien und ist bis heute nach ihm benannt.


Der Name des Vulcanus

Auf Deutsch nennen wir ihn Vulkan oder Vulcan. Der lateinische Name Vulcanus leitet sich von der Ursprungsform Volcanus ab. Weiter überliefert sind Volchanus, Volganus und Volkanus.

Sein Name ist mit lateinischen Worten verwandt, die mit Blitzen in Verbindung stehen. So bedeutet fulgur auf Deutsch Blitz oder Wetterleuchten. Das Verb fulgere kann mit blitzen, strahlen oder glänzen übersetzt werden. Der Blitzschlag heißt auf Latein fulmen.

Eine andere Spur zum Namen des Gottes Vulcan führt nach Kreta. Einige meinen, er leite sich von dem in der Bronzezeit dort verehrten Gott Velchanos ab. Ich glaube das nicht. Zum einen wurde Velchanos in der Antike mit Zeus gleichgesetzt, dem im römischen Pantheon Jupiter entspricht. Zum anderen haben seine Anhänger ihn mit der Vegetation in Verbindung gebracht. Das passt nicht zu dem, wofür Vulcanus steht. 


Vulcanus in anderen Religionen

Schon in der Antike hat man Vulcanus mit dem griechischen Gott Hephaistos (Ἥφαιστος) gleichgesetzt. Es gibt auch die Hypothese, dass die Römer Vulcanus von den Etruskern übernommen haben, die einen Gott namens Velkʰans mit einer ganz ähnlichen Funktion kannten. Ich persönlich denke eher, dass Etrusker, Griechen und Römer eine Gottheit aus der Zeit der Indogermanen verehrten. 


Für diese These spricht, dass auch andere Völker in ihren Sagen einen Schmiedegott oder einen gottähnlichen menschlichen Schmid kannten. Da denke ich zum Beispiel an den Schmied Wieland aus der germanischen Sagenwelt. In der nordsyrischen Stadt Ugarit verehrte man mit Kotar ein handwerklich sehr begabtes Wesen, das weder Gott noch Mensch, dafür aber Schmied war. Das sind Indizien für eine sehr alte, gemeinsame Wurzel dieser Gottheiten und mythologischen Gestalten.

Montag, 20. Januar 2025

Saturnus

In der Mythologie der antiken Römer steht Saturnus ganz am Anfang der Götterwelt. In der Deutschen Sprache nennen wir ihn meist Saturn. Er war Gott des Ackerbaus und der Aussaht. Zugleich war Symbol des mythischen Goldenen Zeitalters. 

Saturnus verschlingt eines seiner Kinder
(von Peter Paul Rubens, 1636/38)
Schon früh haben die Menschen Saturnus mit dem griechischen Gott Kronos gleichgesetzt. 

Daher gibt es auch eine sehr vergleichbare Geschichte zu Saturnus. Er soll seinen Vater überwältigt und kastriert haben. Dann habe er seine eigenen Kinder gefressen. Dieser Mythos ist von verschiedenen Künstlern immer wieder aufgegriffen worden. Zu diesem Beitrag nehme ich daher ein Bild, das Peter Paul Rubens von diesem Geschehen gemalt hat. Besonders schön anzusehen ist das nicht.

Sein sechstes Kind war Jupiter. Diesem gelang es, sich zu wehren und Saturnus zu stürzen. 

Jetzt gibt es eine Abweichung zum Mythos der Griechen. Saturnus hatte eine Frau, die altrömische Götting Ops. Sie war zuständig für die Fruchtbarkeit und eine gute Ernte. Saturnus und Ops flohen nach Latium. 

Dort fanden Sie Zuflucht bei Janus, dem Gott des Anfangs und des Endes. Saturnus brachte den Einwohnern von Latium bei, wie man Äcker bestellte und eine gute Ernte einfahren konnte. So brachte er ihnen bei, wie sie sich versorgen konnten.

Die Verehrung des Saturnus durch die Römer

Entsprechend war der Gott Saturnus im antiken Rom sehr populär. Auf dem Forum Romanum errichteten sie einen beeindruckenden Tempel für Saturnus, dessen Ruinen wir heute noch sehen können. Er befindet sich am Fuß des kapitolinischen Hügels. Dort haben die Römer ihren Staatsschatz aufbewahrt. Einer anderen Gottheit wollten sie den wohl nicht anvertrauen.

Saturnus war auch die wohl fröhlichste und beliebteste Festivität der Römer geweiht, die Saturnalien. Die begannen in jedem Jahr am 17. Dezember und setzten sich über mehrere Tage fort. An den Saturnalien stand die Gesellschaftsordnung der Römer Kopf. Die Sklaven saßen bei Tische und wurden von ihren Herren bedient. Auf den Straßen wurde fröhlich und ausgelassen gefeiert. 

Am 23. Dezember war alles vorbei, so dass man am 25. Dezember die Feierlichkeit für Sol invictus (die unbesiegte Sonne) in Würde begehen konnte. In späteren Zeiten dehnten die Römer die Saturnalien aber bis zum 30. Dezember aus.

Ich denke, dass die Saturnalien sich in zwei Feierlichkeiten der Christen bis heute noch zu spüren sind. Einmal hat man die Geburt Christi auf den 25. Dezember datiert. Das machte den heidnischen Römern die Übernahme des neuen Glaubens vermutlich sehr leicht. Und alles, was ich über die Saturnalien weiß, erinnert mich doch sehr an den heutigen Karneval. Auch dort steht die Gesellschaftsordnung auf dem Kopf und alle Menschen feiern das.

Der Planet Saturn

Die Namensähnlichkeit des zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems mit Saturnus kommt nicht von ungefähr. Schon die Menschen der Antike kannten ihn. Saturn ist der in der Antike bekannte Planet, der sich von der Erde aus betrachtet am langsamsten bewegt. 

Samstag ist bis heute der Tag des Saturnus

Die Römer hatten einen neuntägigen Zeitraum der Marktwoche. Diesen nannten sie Nundinum. Das möchte ich mit "Neuntagezeitraum" übersetzen, was vielleicht nicht ganz genau ist. Aber vom Ergebnis her passt es.

Aber damals war allerdings die so genannte Inklusivzählung üblich. Sowohl der erste als auch der Schlusspunkt der Woche zählten jeweils als einer, so dass der erste dieser Tage faktisch doppelt gezählt war. Geht es um "morgen", würden wir in unserem Zählverständnis von "in einem Tag" sprechen. Die Römer haben den ersten Tag aber mitgezählt, so dass "morgen" für sie in zwei Tagen ist.

Wie dem auch sei: Der erste Tag des Nundinum war der Tag des Saturnus. Das hat sich in einigen Sprachen als Bezeichnung für den Samstag bis heute erhalten, so im Englischen (Saturday), im Albanischen (e shtunë) oder im Niederländischen (Zaterdag). 

Man kann also guten Gewissens sagen, dass der Samstag in einigen Sprachen bis heute der Tag des römischen Gottes Saturn ist.