Freitag, 6. Juni 2025

Wo lag Atlantis?

 Der sagenumworbene "Kontinent" Atlantis beschäftigt die Fantasie der Menschen, seit der griechische Philosoph Platon von ihm berichtet hat. Die Bergung eines Schiffswracks vor Sizilien im Oktober 2024 hat diese Phantasie erneut befeuert. Denn man hat ein Metall gefunden, bei dem es sich möglicherweise um Oreichalkos handelt. Dieses sagenumwobene Metall steht in Zusammenhang mit den Einwohnern von Atlantis.

Was wissen wir über Atlantis?

Atlantis ist ein mythisches Inselreich. Die ältesten uns bekannten Berichte gehen auf Platon zurück, der Atlantis in seinen Dialogen Kritias und Timaos beschreibt.

Atlantis
Atlantis (fiktive Darstellung)

Platon beschreibt Atlantis als ein mächtiges Reich, das vor rund 9000 Jahren existiert haben soll. Er lokalisiert es „jenseits der Säulen des Herakles“, was den Atlantik meinen könnte.

Die Hauptstadt Atlantis war rundum in konzentrischen Kreisen aufgebaut, Land und Wasser wechselten sich ab.

Die Bewohner von Atlantis lebten in einem streng geordneten Staat. Dieser wurde von Königen und einer sehr gut organisierten Verwaltung geführt. Ich persönlich vermute daher, dass Platon die Insel Atlantis als Idealbild beschrieben hat, das er seinen Zeitgenossen vorhielt.

Die Bevölkerung war in verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterteilt. Jeder hatte klar definierte Aufgaben. Das führte zu einem hohen Maß an technischer und architektonischer Leistung.

Obwohl das Reich anfangs als idealer Staat mit reicher Kultur und fortgeschrittener Technik galt, soll der Übermut der herrschenden Elite letztlich zu dessen Untergang geführt haben. Der Niedergang Atlantis wird als Warnung verstanden: Auch ein mächtiger Staat kann an Unmoral, Überheblichkeit und egoistischem Handeln zerbrechen.

Seit Platon von Atlantis berichtet hat, diskutieren die Menschen ob es die Insel wirklich gab oder ob sie doch nur eine Fiktion des berühmten Philosophen ist. Diese Debatte möchte ich an dieser Stelle nicht aufgreifen. Für diesen Blogbeitrag schließe ich mich der Ansicht an, dass der Mythos von Atlantis einen historischen Kern hat. Also kann man die Frage stellen, wo das Reich der Atlanter einst gelegen hat.

Thesen zur Lage des historischen Atlantis

Platon schreibt, das Atlantis größer als Libyen und Asien zusammen gewesen sein soll. Es soll schon 1000 Jahre vor der Gründung Ägyptens existiert haben. Die Hauptinsel lag außerhalb der Säulen des Herakles. Die Insel sei reich an Rohstoffen gewesen. Neben Gold und Silber nennt Platon ausdrücklich Oreichalkos, vermutlich eine Legierung von Kupfer und Zink. In Insel sei äußerst fruchtbar gewesen und habe aufgrund des Geschicks ihrer Bewohner zwei Ernten im Jahr ermöglicht. Um die Akropolis der Hauptstadt herum hätten sich drei ringförmige, konzentrisch angelegte Kanäle befunden.

Diese Beschreibung macht es uns nur vermutlich einfach, das historische Atlantis zu lokalisieren. Die Säulen des Herakles werden gemeinhin mit der Straße von Gibraltar verbunden, welche das Mittelmeer mit den Atlantik verbindet. Allerdings gibt es auch die (aus gutem Grund umstrittene) Meinung, dass die antiken Griechen auch die Durchfahrt vom Mittelmeer in das Schwarze Meer als Säulen des Herakles bezeichnet hätten. Die Vertreter dieser Meinung können sich auf Strabon berufen. Dieser Fachfrage möchte ich an dieser Stelle nicht nachgehen. Aber wir sehen hier schon, dass die Lokalisierung auf Basis der Schilderung von Platon so einfach doch nicht ist.

Das gilt auch für alle anderen von Platon genannten Kriterien. Dennoch will ich hier mal einige Thesen aufgreifen und kurz beleuchten.

Doñana-Nationalpark

In Andalusien haben Forscher 2011 im Doñana-Nationalpark Relikte gefunden, die zumindest in der Öffentlichkeit mit Atlantis in Verbindung gebracht werden. Darüber berichtet Sciencexx am 25. März 2011. Durch Tiefenradar und andere Vermessungsgeräte kamen Forscher zum Schluss, hier eine Siedlung gefunden zu haben, die zur Sage von Atlantis passen könnte.

2018 machte dann ein britisches Unternehmen mit der Behauptung Schlagzeilen, alles wiederfinden zu können, was je verloren gegangen, vergessen oder versteckt wurde. 2019 nimmt ein Bericht der Archaeology Review all das auseinander. Beim Bezug auf Atlantis ging es darum, Schlagzeilen zu machen. Fakten, die diesen Bezug belegen, gibt es nicht.

Aus diesem Grund halte ich nicht viel von der Lokalisierungshypothese im andalusischen Doñana-Nationalpark.

Santorin


Meine persönliche Lieblingsthese ist Santorin. Der Untergang einer bronzezeitlichen Zivilisation durch einen Vulkanausbruch ist belegt. 

Ruine eines Hauses in Akrotiri
Ruine eines Hauses in Akrotiri
(Bildquelle: Hellas Blog)
Die Ruinen von Akrotiri erinnern ein Stück weit an den Mythos von Atlantis.

Wir sehen die Reste einer Zivilisation, die bautechnisch wirklich etwas drauf hatte. Das passt alles zur Beschreibung von Platon.

Dann kommen noch zwei andere Dinge hinzu. Zum einen ist Santorin kreisrund um eine Caldera angeordnet. Das war schon zu Platons Zeiten so. Und Platon beschreibt, dass es auf Atlantis schwarzes, weißes und rotes Gestein gegeben habe. Das ist auf Santorin auch der Fall.

Gegen die Santorin-Hypothese spricht natürlich auch einiges. Die Insel liegt nicht jenseits der Säulen des Herakles, egal wo man diese nun verorten möchte. Und sie war auch nie so groß wie von Platon beschrieben.

andere bronzezeitliche Orte im östlichen Mittelmeer


In dem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch Lokalisierungsvorschläge zu anderen Kulturstätten der Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum gab. Am interessantesten finde ich die Verbindung zum Untergang von Helike, der in historischer Zeit passierte und Platon bekannt gewesen sein muss.

Azoren


Der Vorteil der Inselgruppe der Azoren hinsichtlich der Lokalisierung von Atlantis ist, dass sie definitiv weit draußen im Atlantik liegen. Weder die geografischen Gegebenheiten noch irgendwelche archäologischen Funde auf den Inseln geben dazu etwas belastbares her.

Das Schwarze Meer


Das Schwarze Meer ist gar kein so abwegiger Kandidat für die Lokalisierung von Atlantis. Ursprünglich war es gar nicht das Seegewässer, das wir heute kennen. Es handelte sich um einen großen Süßwassersee, der durch eine Landbrücke am Bosporus vom Mittelmeer getrennt war.

Hintergrund dessen ist, dass die letzte Eiszeit noch nachwirkte. Durch die Schmelze der Eispanzer stieg der Meeresspiegel an. Irgendwann - vermutlich vor etwa 8000 Jahren - floss es dann über die Enge am Bosporus in das Gebiet des Schwarzen Meeres ein.

Damals lebten hier durchaus Menschen. Deshalb wird dieses Ereignis auch gerne mit der Sintflut in Verbindung gebracht. Für den wissenschaftlichen Hintergrund lest bitte eine Veröffentlichung des MPI Bremen.

Am Grund des Schwarzen Meeres hat man Hinterlassenschaften menschlicher Aktivitäten gefunden. Hinweise auf eine Stadt die Atlantis gibt es bisher freilich nicht. Dennoch haben wir hier ein großes Gebiet, das von Menschen bewohnt war und vollständig vom Meer überflutet wurde. Was geologisch belegt ist, könnte auch in etwa zu den von Platon gemachten Zeitangaben passen.

Andere Lokalisierungshypothesen

Es gibt noch zahlreiche andere Thesen, wo Atlantis sich befunden haben könnte. Ich mag die Idee, dass es sich um Helgoland gehandelt haben könnte. Aber die ist vermutlich genauso den Wunschvorstellungen einiger entsprossen wir Lokalisierungsersuche in der Antarktis, in Indien oder dem Malaiischen Archipel. 







Sonntag, 1. Juni 2025

Tetradrachme mit dem Bild des Herakles

 Im Museum August Kestner in Hannover gibt es viele interessante Münzen aus der Antike zu sehen. Eine davon ist eine Tetradrachme, die unter Alexander dem Großen geprägt wurde. Sie zeigt das Bild des Herakles.

Die Münze ist aus Gold. Sie hat im Kestner Museum die Inventarnummer 1926.96 und wurde zwischen 336 v.Chr. und 323 v.Chr. geprägt.
Auf der Rückseite, die ich nicht sehen konnte, ist ein thronender Zeus dargestellt. Der Schriftzug ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ (ALEXANDROU, deutsch: Alexanders oder von Alexander) verrät uns, in wessen Namen dieses Geldstück geprägt worden ist.
Und dass Herakles auf der Münze zu sehen ist, ist auch kein Zufall: Alexanders Familie väterlicherseits führte diese griechische Heldengestalt in ihrer Ahnenreihe.
Wenn Du mehr über diese Münze erfahren möchtest, lies meinen Beitrag über sie im Hellas Blog.


Sonntag, 11. Mai 2025

Odysseus und Penelope: Eine Beziehung von Treue und Liebe?

Die Beziehung zwischen Odysseus und Penelope gehört zu den faszinierendsten und tiefgründigsten Aspekten der antiken griechischen Literatur. In Homers Odyssee stehen ihre Liebe, Treue und gegenseitige Anerkennung im Mittelpunkt, während die beiden getrennt voneinander Prüfungen bestehen müssen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Facetten dieser außergewöhnlichen Ehe anhand der epischen Texte und aktueller wissenschaftlicher Interpretationen.

Die Abwesenheit: Prüfungen und Loyalität

Odysseus' Reise nach Troja und die anschließende Irrfahrt zurück nach Ithaka stellen die Beziehung zu Penelope vor eine harte Bewährungsprobe.

Odysseus und Penelope
Odysseus und Penelope

Während Odysseus zwanzig Jahre lang die Rückkehr anstrebt, bleibt Penelope auf Ithaka zurück und muss die Belagerung durch die Freier aushalten. In der Odyssee wird Penelope als kluge und treue Gattin dargestellt, die auf eine kreative Weise ihre Ehe schützt.

Die berühmte List des Webens zeigt ihre Intelligenz: „Am Tage webte sie das große Gewebe, in der Nacht aber löste sie es wieder auf“ (Odyssee, Buch 2, Vers 94–95). Diese Taktik zeigt Penelopes strategisches Denken und ihre unerschütterliche Treue gegenüber Odysseus. Penelope wahrt ihre Autonomie und überlistet die gesellschaftlichen Erwartungen.

Heimkehr und Wiedererkennung: Der Test der Intimität

Die Wiedererkennungsszene zwischen Odysseus und Penelope gehört zu den emotionalen Höhepunkten der Odyssee. Trotz zahlreicher Prüfungen bleibt die emotionale Bindung der beiden ungebrochen. Odysseus, der sich als Bettler verkleidet nach Hause schleicht, wird nicht sofort erkannt. Erst als er das Geheimnis ihres Ehebetts preisgibt – ein fest verankerter Olivenbaum als Bettpfosten – bestätigt Penelope seine Identität: „Das Bett kann niemand verrücken, es ist ein Zeichen unserer Liebe“ (Odyssee, Buch 23, Vers 191–198).

Diese Szene symbolisiert nicht nur die Treue, sondern auch die geistige Verbundenheit der beiden. Die Forscherin Emily Wilson betont, dass diese Wiedererkennung weniger eine Prüfung für Odysseus als vielmehr für Penelope darstellt. Ihre Vorsicht zeigt, dass Liebe nicht blind ist, sondern über Jahre hinweg hinterfragt und neu verhandelt wird.

Penelopes Eigenständigkeit: Ein moderner Blick

Obwohl Odysseus im Zentrum des Epos steht, wird Penelope keineswegs nur als passive Gattin dargestellt. Als Penelope dem vermeintlichen Bettler von ihrem Traum erzählt, in dem ein Adler die Freier tötet, zeigt sie ihre Fähigkeit zur selbstständigen Interpretation. Der Traum wird zum Symbol ihrer inneren Stärke und ihrer Hoffnung auf Odysseus’ Rückkehr. „Der Adler, sagte ich, sei ein Zeichen der Heimkehr, doch auch die Gänse, die er erlegte, bedeuteten etwas“ (Odyssee, Buch 19, Vers 535–540).

Manche interpretieren diese Szene als Ausdruck weiblicher Subjektivität in einer von Männern dominierten Erzählwelt. Das kann man so sehen. Penelope schafft es, innerhalb der patriarchalen Strukturen ihre eigene Stimme zu finden und sich trotz ihrer Lage geistige Freiheit zu bewahren.

Das Bogenschießen: Der ultimative Beweis

Die Bogenschießprüfung stellt eine weitere Dimension von Penelopes strategischem Denken dar. Nur derjenige, der den Bogen von Odysseus spannen und einen Pfeil durch zwölf Axtköpfe schießen kann, darf ihr neuer Gatte werden. Diese Aufgabe zeigt nicht nur, wie schwer es ist, Odysseus zu ersetzen. Sie stellt gleichzeitig sicher, dass nur Odysseus selbst die Prüfung bestehen kann.

Diese Herausforderung ist mehr als ein physischer Test – sie symbolisiert die Unauflösbarkeit ihrer Ehe. Wie Wilson betont, zeigt sich hier die gegenseitige Verbundenheit auf einer symbolischen Ebene. Der Bogen ist eine Erweiterung von Odysseus' Identität, die nur er selbst vollführen kann.

Fazit: Eine Ehe auf Augenhöhe

Odysseus und Penelope verkörpern in der Odyssee ein Ideal, das weit über traditionelle Rollenbilder hinausgeht. Ihre Beziehung ist geprägt von gegenseitiger Anerkennung, Intelligenz und emotionaler Tiefe. 

Während Odysseus durch seine Abenteuer geprägt wird, bleibt Penelope durch ihre Klugheit und Standhaftigkeit seine ebenbürtige Partnerin. So bleibt das Bild dieser literarischen Ehe ein faszinierendes Sinnbild für die Balance zwischen Treue und Selbstbestimmung.

Heimkehr ins Herz: Ein Schlager über Penelope und Odysseus

Auf YouTube gibt es einen Schlager, der die Ehe von Odysseus und Penelope thematisiert. Klickt einfach auf den Link. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Angucken.


Donnerstag, 1. Mai 2025

Die Mühle von Karterados auf Santorin

Auf den Inseln der Kykladen gibt es einen Typ von Mühlen, den ich Euch heute vorstellen möchte. Ganz besonders auf Santorin prägen diese Mühlen die Silhouette einiger Orte.

Die Mühle von Karterados auf Santorin - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Die Mühle von Karterados
Ihr könnt diesen Mühlentyp auf dem Foto sehen. Es handelt sich um die Mühle von Karterados.

Es handelt sich um eine Windmühle. 

Sie haben einen dicken mit einem spitz zulaufenden Dach darauf. Dieser Typus hält die Hitze des Tages ab. Das war gerade in der Erntezeit wichtig, um die Mühle betreiben zu können.

Früher gab es auf Santorin viel Landwirtschaft. Das Getreide für die Brotproduktion ist auf der Insel selbst angebaut worden. Die scheinbar kleinen Flügel drehten sich im permanenten Wind, der auf dieser Hochseeinsel gehen kann. Insbesondere der teils kräftige Meltemi konnte so zur Herstellung von Mehl genutzt werden.

In Karterados hat man eine dieser Mühlen restauriert. Sie steht im Ortszentrum und ist ein wirkliches Schmuckstück. 


Mittwoch, 2. April 2025

Im Neuen Museum Berlin ist das Fotografieren der Nofretete verboten

Im Neuen Museum Berlin ist das Fotografieren erlaubt. Aber es gibt eine Ausnahme: Im Saal mit der Büste der Nofretete ist Fotografieren verboten.

Fotografieren verboten im Neuen Museum Berlin

In der Antikensammlung Berlin gibt es viele tolle und berühmte Artefakte.

Eines der wohl berühmtesten Stücke ist die Büste der Nofretete.

Nofretete lebte im 14. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten. Sie war die Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton. Mit ihm hatte sie sechs Töchter. Eine davon wurde übrigens die Frau des berühmten Pharaos Tutanchamun.

Nofretetes Name kann mit "Die Schöne ist gekommen" übersetzt werden. Archäologen rätseln, ob das vielleicht ein Hinweis auf eine Herkunft außerhalb von Ägyptens sein kann. Fakt ist, dass die Büste in Berlin eine wirklich schöne Frau zeigt.

Möglicherweise ist das der Grund, weshalb das Fotografieren im Saal mit der Nofretete-Büste verboten ist. 

Über die Geschichte der Büste stellt das Neue Museum gute Informationen auf seiner Homepage zur Verfügung. 


Montag, 17. März 2025

Diana mit Hunden aus Elfenbein

Im Liebieghaus Frankfurt gibt es eine wunderbare Elfenbeinsammlung. In ihr ist eine Schnitzerei zu sehen, welche die römische Göttin Diana mit zwei Hunden zeigt.

Diana mit zwei Hunden
Diana mit zwei Hunden

Die Figur wird der Schule von Leonhard Kern zugeschrieben. Er kam am 22. November 1588 (gregorianischer Kalender: 2. Dezember) in Forchtenberg zur Welt.

Leonhard Kern war ein bedeutender Bildhauer des Barock. Bekannt ist er für seine meisterhaften Kleinplastiken aus Elfenbein, Alabaster und Holz. 

Die Bildhauerei bei seinem Bruder Michael Kern. Michael war - wie auch der Vater - ein bedeutender Bildhauer und hatte seine Werkstatt in Würzburg.

Nach seiner Ausbildung reiste Leonhard nach Italien, wo er die Kunst der Renaissance studierte. Überwiegend hielt er sich in Rom auf. Allerdings ist auch bekannt, dass er einen Abstecher nach Nordafrika gemacht hat.

Als er 1614 nach Deutschland zurück kehrte, heiratete er zunächst Amalia Zöllner. Mindestens 14 Kinder hatte er mit ihr, viele von ihnen starben aber früh.

Zunächst arbeitete er wieder bei seinem Bruder in Würzburg, später am Hof des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz in Heidelberg. Aufgrund der Situation im Dreißigjährigen Krieg verlies er Heidelberg und ging nach Schwäbisch Hall. Dort gründete er 1620 eine eigene Werkstatt. 

Seine Werke stellten oft religiöse und mythologische Szenen dar. Sie waren hochgeschätzt und er machte ein kleines Vermögen. Von diesem konnte er sich sogar das Schlösschen von Tullau kaufen.

Am 4. April (gregorianischer Kalender: 14. April) 1662 starb Leonhard Kern in Schwäbisch Hall. 

Leonhard Kern Kunst zeigt eine außergewöhnliche handwerkliche Präzision. Sein Vermächtnis prägt die europäische Kleinplastik bis heute. Die Diana mit Hunden ist ein wunderbares Exemplar seines Könnens.

Die römische Göttin Diana

Diana war eine der wichtigsten Göttinnen der römischen Mythologie. Verehrt haben die Menschen sie als Göttin der Jagd, der Natur und des Mondes verehrt. 

Diana
Diana

Ihr griechisches Pendant ist Artemis. Aber die Römer sehen in ihr mehr noch als die Griechen eine besondere Verbindung zur Wildnis und zur Frauenwelt. 

Oft stellen die Bildhauer der Antike Diana mit Pfeil und Bogen dar. Sie ist Diana die Beschützerin der Wälder und der Tiere. 

Zudem gilt sie als Wächterin von Frauen in Geburt und Kindheit. 

Wird sie nicht mit Pfeil und Bogen dargestellt, begleiten sie entweder Hirsche oder Hunde.

Ihre unabhängige, furchtlose Natur hat sie zu einem Symbol der Stärke und Freiheit gemacht.

Die Hunde der Diana

In dieser Skulptur sehen wir Diana mit zwei Jagdhunden. 

Die Hunde der Diana
Die Hunde der Diana

Oft wird Diana in Begleitung von Hirschen oder Hunden dargestellt. Beide Tiere haben eine tief symbolische Verbindung zu ihrer göttlichen Identität.

Die Hirsche stehen für die ungezähmte Wildnis und die mystische Verbindung Dianas zur Natur. Als Hüterin der Wälder spiegeln Hirsche ihre Rolle als Beschützerin der Tierwelt wider. Zudem symbolisieren sie Anmut und Flucht vor Gefahr – Eigenschaften, die Diana als Göttin der Jagd meisterlich verkörpert.

Hunde hingegen repräsentieren Treue und Stärke, wesentliche Qualitäten für einen erfolgreichen Jäger. Sie zeigen die Verbindung zwischen Diana und ihren Anhängern, die sich oft ihrer Schutzkraft anvertrauten. In der Jagdmythologie dienen Hunde auch als Mittler zwischen Mensch und Natur – eine Rolle, die Diana perfekt verkörpert.

Diese Tiere sind also weit mehr als dekorative Begleiter: Sie illustrieren die komplexe und kraftvolle Beziehung Dianas zur Welt der und zu ihren Anhängern unter ihnen. 

Eine Darstellung der Göttin mit Hirschen oder Hunden verkörpert somit eine Harmonie zwischen Wildheit der Tiere und Kontrolle durch die Göttin, zwischen Freiheit und Schutz.

Montag, 10. März 2025

Goldene Schmuckscheibe mit Darstellung eines männlichen Kopfes

Im Archäologischen Museum Frankfurt seht Ihr eine goldene Schmuckscheibe aus Gold. 

Schmuckscheibe aus Gold aus dem heutigen Iran
Schmuckscheibe aus Gold aus dem heutigen Iran
Leider ist der Fundort dieser wundervollen Scheibe nicht bekannt. 

Wir wissen, dass sie aus dem Nordosten des heutigen Iran stammt. Gefertigt hat man sie gegen Ende des 2. Jahrtausends vor Christus oder zu Anfang des 1. Jahrtausends vor Christus.

Auf der Schmuckscheibe sehen wir einen männlichen Kopf. Wer das sein soll, ist leider auch nicht bekannt. 

Marlik heißt ein archäologischer Fundort im Norden des Iran. Er besteht aus mehreren Hügeln. In den Jahren 1961/62 ist hier ein Friedhof freigelegt worden, der gut 3000 Jahre unberührt geblieben war. Die Forscher haben mehrere tausend Kunstobjekte gefunden, davon einige hundert aus Gold. 

Weiter haben die Archäologen Tonfiguren gefunden, die Frauen und Männer zeigen. Ebenfalls gehören Kunstwerke aus Glas zu den Funden, ebenso sehr viel Werkzeug aus Metall. 

Leider kam es zu Diebstählen und Schmuggel. Das hatte ein Ende der Grabungen in Marlik zur Folge. 

In Deutschland kann man nicht viele der dort gefundenen Objekte sehen. Aus diesem Grund meine ich, dass die goldene Schmuckscheibe im Archäologischen Museum Frankfurt etwas ganz besonderes ist.