Sonntag, 15. Juni 2025

Jupiter

Jupiter ist der oberste Gott im römischen Pantheon. Er ist der Herrscher über Himmel und Blitz, der Garant von Ordnung, Recht und Staat. Als Vater der Götter und Menschen nimmt er eine zentrale Rolle in der römischen Religion ein. Er war nicht nur der mächtigste aller römischen Götter, sondern auch das religiöse und politische Rückgrat der römischen Republik und des Imperiums. Sein Kult prägte die Identität Roms tiefgreifend. 


Jupiters Herkunft und Familie

Jupiter entstammt der ersten Generation römischer Götter. Seine Eltern sind Saturnus und Ops. Seine Geschwister sind andere zentrale Götter des Pantheons: Juno, Neptun, Pluto, Ceres und Vesta. 

Jupiter
(Bildquelle: Wikipedia)

Seine Schwester Juno war zugleich auch seine Frau. Das hielt Jupiter aber nicht davon ab, sich anderen Frauen zuzuwenden. Er hatte zahlreiche Liebschaften.

Einige der zentralen Gottheiten sind seine Kinder. Minerva wurde aus seinem Kopf gehört. Als Göttin der Weisheit zog sie ins römische Pantheon ein.

Der Kriegsgott Mars ist ein Sohn mit Juno. 

Weitere Götter sind auch seine Kinder. Einer war Vulcanus, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst. 

Mit der sterblichen Alcmene zeuge er Herkules, der damit ein Halbgott war. 

Und mit Latona zeugte er die Gottheiten Apollo und Diana. 

Eine Geliebte war Io. Die Priesterin wurde in eine Kuh verwandelt, um sie vor dem Zorn der eifersüchtigen Juno zu verbergen.

Jupiter hatte wirklich viele Liebschaften und Nachkommen. Das illustriert seine Rolle als Allvater und Symbol göttlicher Fruchtbarkeit und Macht.


Das hat Jupiter erlebt

In der römischen Mythologie ist Jupiter ein aktiver, herrschender und oft moralisch richtender Gott. Seine Erlebnisse sind sagenhaft.

Als erstes möchte ich den Konflikt mit seinem Vater. Saturnus hatte seine anderen Kinder verschlungen. Jupiter stürzte ihn und befreite seine Geschwister. Damit begann die Herrschaft der neuen Göttergeneration.

Dem schloss sich auch der erste Krieg an, nämlich der gegen die Titanen. Jupiter kämpfte gemeinsam mit seinen Brüdern Neptun und Pluto gegen die alten Götter. Er besiegte sie, damit begann die neue göttliche Ordnung. Nach ihrem Sieg teilten sie sich die Welt untereinander auf. Neptun herrschte über das Meer, Pluto über die Unterwelt und Jupiter über den Himmel.

Auf der Erde avancierte Jupiter zu ihrem Wächter. Er bestrafte Eidbrecher, Lügner und Gewalttäter. Jupiter galt als moralisches Gewissen der Weltordnung.

Wir haben schon gesehen, dass Jupiter es mit der ehelichen Treue zu seiner Frau Juno nicht so hatte. Liebesabenteuer gab es immer wieder. Dabei verwandelte er sich in Tiere wie einem Stier oder Adler oder in Naturgewalten wie Regen. Auch seine Liebesgeschichten symbolisieren göttliche Allmacht. Man kann sie aber auch kritisch sehen, wenn man selbst ein anderes Idealbild von der Ehe hat.

Insgesamt spiegelt Jupiter den römischen Idealtypus eines mächtigen Herrschers wieder. Ihm ist Gerechtigkeit wieder. Jupiter trägt aber durchaus auch menschliche Züge, die auch Schwächen und Fehler beinhalten.

Das Ende der Verehrung des Jupiter kam durch das Christentum gegen Ende des. 4. nachchristlichen Jahrhunderts. Unter Kaiser Theodosius I. löste es die bisherige Staatsreligion im Römischen Reich ab. Die Verehrung des Jupiter wurde so beendet.


Jupiters Stellung und Aufgaben im römischen Pantheon

Unangefochten war Jupiter war das Oberhaupt der römischen Götterwelt. Seine Zuständigkeiten waren vielfältig und zentral:

Die Menschen sahen in ihm ihren himmlischer Vater. Jupiter war ihr höchster Gott. Sein Titel war Iuppiter Optimus Maximus, was bedeutet: „Der beste und größte“.

Jupiter war der Gott des Himmels, des Lichts und des Wetters. Von ihm gingen Blitz und Donner aus, die Instrument seiner Herrschaft waren. Schlug der Blitz irgendwo ein und richtete Schaden an, dann hatte Jupiter für die betroffenen Menschen vermutlich seine Finger im Spiel.

Was für die Menschen galt, galt auch für den römischen Staat. Jupiter war der Schutzpatron erst der römischen Republik und dann des Imperium Romanum. Die Römer haben keine politische oder militärische Entscheidung getroffen, ohne zuvor Jupiters Zustimmung durch besondere Priester zu erfragen. 

Schwüre wurden bei Jupiter abgelegt. Er war in jeder Hinsicht die höchste Autorität.

Als Träger der göttlichen Gerechtigkeit war Jupiter der moralische Richter über alles. Er war der Hüter von Gesetz und Ordnung. Man kann sagen, dass das bei all seinen Fehlern doch eine irrwitzige Rolle sei, welche die Menschen ihm zubilligten. Letzten Endes war das aber wichtig dafür, dass sich die Akzeptanz eines Rechtsstaates mit zur Entscheidung befugten Gerichten entwickeln konnte. Mussten die Menschen charakterliche Fehler des obersten göttlichen Richters hinnehmen, weil sie einfach zu ihm gehörten, dann konnte das bei menschlichen Richtern nicht  anders gehandhabt werden. Entscheidend war, dass sie ihren Job bei der Rechtsprechung gut machten.

Zwar war Jupiter kein expliziter Kriegsgott. Aber er spielte schon eine Rolle bei Krieg und Sieg. Er war der Gott der Feldherren. Sie ehrten ihn bei Siegen und mit Triumphzügen.

Blitz und Donner sind Naturgewalten, und die kamen für die Menschen oft unvorhersehbar. So hat sich auch eine Zuständigkeit Jupiters für Omen und Weissagungen entwickelt. Besonders Blitzzeichen galten als göttliche Botschaften Jupiters.


Tempel des Jupiter

Der wichtigste Tempel des Jupiter befand sich auf dem Kapitol in Rom. Geweiht im Jahr 509 v.Chr. war er das Zentrum der römischen Religion und auch ein politisches Herzstück der Republik.

römischer Denar mit Bild des Jupiter-Tempels
römischer Denar mit Bild des Jupiter-Tempels
(Bildquelle: Wikipedia)
Der Jupiter-Tempel auf dem Kapitol ist heute nicht mehr zu sehen. Er ist mehrfach abgebrannt und wurde immer prächtiger wieder aufgebaut.

Als im Jahr 80 n.Chr. ein großes Feuer Rom zerstörte und auch den Jupiter-Tempel, ließ der Kaiser Domitian ihn wieder aufbauen. Jetzt wurden sowohl das Dach als auch die Türen vergoldet. 

Das führte zum Ruin des Gebäudes, nachdem das Christentum die bisherige Staatsreligion abgelöst hat. Ab dem 5. Jahrhundert begannen erst Heermeister, dann Eroberer damit, alles Gold zu entfernen. Das Gebäude war immer noch beeindruckend, der Tempel verfiel jedoch mit der Zeit. 

Im 16. Jahrhundert wurden seine Reste überbaut, der genaue Standort geriet in Vergessenheit. Durch Ausgrabungen im 19. Jahrhundert hat man ihn aber wieder zweifelsfrei lokalisieren können.

Andere Jupiter-Tempel

Natürlich gab es im römischen Reich noch viele andere Tempel, die Jupiter geweiht waren. Einige von ihnen möchte ich kurz vorstellen.

Der Jupiter-Tempel in Baalbek zählt zu den beeindruckendsten Relikten römischer Architektur im Nahen Osten. 

Baalbek: Jupiter-Tempel
Baalbek: Jupiter-Tempel
(Bildquelle: Google Maps)

Er wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und über mehrere Jahrhunderte hinweg ausgebaut, wobei er seinen Höhepunkt in der kaiserzeitlichen Blüte des Römischen Reiches erreichte. Innerhalb des ursprünglichen Komplexes waren über 50 massige Säulen eingeplant, von denen heute noch sechs monumentale Säulen – teils fast 20 Meter hoch – das Bild der Ruinen prägen. Zudem können Besucher die Überreste eines Altarhofs sowie eine imposante Treppe bestaunen.


In der Nähe von Rom liegt das archäologische Gelände von Ostia Antica. Die ehemalige Hafenstadt Roms verlandete und wurde deshalb aufgegeben. Aus diesem Grund konnte hier eine echte römische Stadt ausgegraben werden, die nicht in späteren Zeiten überbaut wurde. Der Jupiter-Tempel von Ostia wurde vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet, als Ostia ein sehr wichtiger Handels- und Militärhafen war. Markante Strukturen der Tempelanlage sind bis heute erhalten geblieben, vor allem die Fundamente und einzelne Säulen. Dieser Jupiter-Tempel ist Teil des archäologischen Parks von Ostia Antica.

Der Jupiter-Tempel in Palmyra war einst ein strahlendes Beispiel römischer Sakralarchitektur. Er diente als zentrales religiöses Heiligtum der antiken Oasenstadt. Der Tempel ist in mehreren Bauphasen errichtet worden, wobei sein markantes Erscheinungsbild vor allem in der Zeit zwischen 80 und 120 n. Chr. Gestalt annahm. Älteste Fundamentreste verweisen auf eine Bautätigkeit schon in der Zeit des Hellenismus. Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs ist der Tempel leider massiv beschädigt worden. Am 30. August 2015 zündeten Kämpfer des IS Sprengstoff, um das Bauwerk zu zerstören. Nur noch die imposante Außenmauer blieb erhalten. Trotz der Zerstörung geben die Ruinen faszinierende Einblicke in die antike Baukunst.

In Split steht der Diokletian-Palast, in dem es auch ein Jupiter geweihtes Heiligtum gab. Der Tempel wurde gemeinsam mit dem Palast zwischen 295 und 305 n. Chr. errichtet. Damals errichtete Kaiser Diokletian seinen hier seinen Ruhesitz. Heute ist das die Taufkapelle des Heiligen Johannes. Man kann also sagen, dass das frühere Jupiter-Heiligtum auch heute noch ein religiöser Ort ist.

Schließlich nenne ich noch den Jupiter-Tempel von Timgad in Algerien. Er ist ein beeindruckendes Relikt römischer Sakralarchitektur, das sich in dieser einst blühenden Kolonie Roms erhalten hat. Er wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Heute kannst Du Überreste des Tempels erkunden. Du siehst solide Fundamentreste, einzelne Säulenfragmente und die markanten Umrisse des ursprünglichen Bauwerks.

Diese Tempel zeigen, wie weit der Kult des Jupiter im römischen Reich verbreitet war. 


Jupiters Name

Für uns Deutsche ist klar, das wir Jupiter mit einem J am Anfang und nur einem P in der Mitte schreiben. Das war bei den Römern aber nicht so eindeutig, schon weil sie statt des heutigen J den Buchstaben I benutzten.

Der Genitiv von Iupiter ist Iovis, was im Deutschen auch als Jovis geschrieben werden kann.

Auch gab es beim Namen des Gottes eine gewisse Entwicklung. Die hat damit zu tun, dass Jupiter kein originär römischer Gott ist. Dass er dem Zeus im Pantheon der Griechen entspricht, ist auch kein Zufall. Tatsächlich wurde dieser Gott wohl von den Menschen verehrt, bevor es Römer und Griechen überhaupt gab.

Das schließe ich aus seinem älteren Namen Diēspiter. Dieser setzt sich aus dies (lateinisch dies „Tag“) und pater (lateinisch „Vater“) zusammen. Sein alter römischer Name bedeutet also "Vater des Tages". Und er weist uns auch auf die viel älteren Indogermanen hin, die diesen Gott wohl schon verehrt haben. Auf altindisch heißt der vergleichbare Gott Dyaus pitar.

Wie aber wurde der Tagesvater Diēspiter zu Jupiter oder - in der lateinischen Schreibweise - zu Iupiter? Das Iu seine Wurzel im indogermanischen Wort *diu, was so viel wie "hell" bedeutet. Bei den indogermanischen Vorfahren der Römer brachte er wohl nicht nur per Tageslicht oder Blitz das Licht auf die Erde. Er war überhaupt der Lichtbringer. Damit war "hell" eine der Haupteigenschaften von Diēspiter. Für "unter offenem Himmel" haben die Römer auch sub Iove gesagt. Dann liegt es nahe, den Gott Diēspiter nicht nur auf den Tag, sondern auf die Helligkeit bezogen zu benennen. Aus Diēspiter wurde deshalb Iupiter oder Iuppiter.

Interessanterweise kann man aus römischen Inschriften nachvollziehen, dass die Aussprache des Götternamens Jupiter sich in der Antike verändert haben muss. Die Römer haben auf ihren Inschriften meist Abkürzungen benutzt, bei Jupiter war es I.O.M. Das steht für IVPITER OPTIMUS MAXIMUS.

Manchmal haben sie Namen aber auch ausgeschrieben. In der Schreibung haben sie die Buchstaben I und J bzw. die Buchstaben U und V nicht unterschieden. Nur haben die Römer keine Betonungszeichen benutzt. Zunächst schrieben sie IVPITER, ab der Zeitenwende gibt es aber auch die Schreibweise IVPPITER. Daher kann man annehmen, dass die Römer den Gott bis Christi Geburt als [ˈjuːpiter] ausgesprochen haben, und danach [ˈjup:iter]. 

Entsprechend vielschichtig sind die Schreibweisen, die man heute auch in wissenschaftlichen Texten findet. Das aber ist ein anderes Thema. Ich denke, als interessierte Laien machen wir mit der Schreibung als Jupiter nichts verkehrt.


Entsprechungen in anderen Kulturen

Im Pantheon der Griechen entspricht Zeus dem römischen Jupiter. Beide sind Götter des Himmels und oberste Herrscher über das Pantheon.

Jupiter und seine Entsprechungen in anderen Kulturkreisen
Jupiter und seine Entsprechungen in anderen Kulturkreisen
Jupiter und Zeus sind jedoch nicht identisch. Das mag mit dem Volkscharakter der Römer und Griechen zu tun haben. Die Römer hatten nur einen Staat, ihre Republik und später das Imperium. Die Griechen hatten verschiedene Stadtstaaten, die Poleis. Diese kämpften mal miteinander, mal waren sie verbündet. Diesem Treiben machte erst Alexander der Große ein Ende, der alle unterwarf. Aber da war Zeus schon fest im griechischen Pantheon etabliert. Die Vorstellung von ihm hatte sich in Griechenland verfestigt.

Jupiter ist rational, staatsbezogen und er repräsentiert den römischen Idealstaat. Er steht für Ordnung, Recht und Disziplin. Zeus dagegen ist emotionaler und wird in seinen Geschichten etwas persönlicher. Er ist eine Vaterfigur. Seine Beziehung zu anderen Göttern und vor allem Göttingen steht häufig auf "es ist kompliziert", und in den Beziehungen zu den Menschen ist das nicht viel anders.

In Ägypten verehrte man Amun-Ra als Gott des Himmels, des Königtums und des Lichts.

Dem indogermanischen Kulturkreis zuzuordnen ist der persische Ahura Mazda. Er ist der Schöpfergott und der Gott der Weisheit.

Bei den Indern habe ich Dyaus pitar bereits erwähnt. Nach den Forschungen Peter von Bradkes soll er der höchste Gott bei den Vorfahren der Inder gewesen sein. 

Bei den alten Indern selbst war es Indra, der als Gott des Donners, Himmels und Krieges mit Jupiter zu vergleichen war. Sein Vater war der Himmel (Dyaus), seine Mutter war die Erde (Prithivi). Indra entthronte seinen Vater, stürzte die alte Ordnung und erlangte die Herrschaft über die Welt. Das erinnert doch sehr an Jupiter und sein Verhältnis zu Saturnus und an den Kampf mit den Titanen. Im heutigen Hinduismus gibt es Indra noch, wenngleich er nicht mehr die zentrale Rolle spielt. Aber im Gegensatz zu Jupiter wird er noch verehrt. Das ist doch was.

Bei den Germanen kann man Jupiter wohl mit Donar gleichsetzen, den wir auch unter seinem Namen Thor kennen. In der Rolle einer Vaterfigur sehe ich aber auch eine große Ähnlichkeit zu Odin.

Diese Parallelen zeigen, dass Jupiter eine sehr alte Gottheit sein muss. Sie wurde im gesamten Verbreitungsgebiet der Indogermanen in Asien und Europa verehrt. So wie die einzelnen Stämme der Indogermanen sich zu eigenen Völkern entwickelten, entwickelte sich auch die jeweilige Gottheit weiter. Das erklärt die Unterschiede.

Freilich waren die alten Ägypter keine Indogermanen. Dennoch hatten sie mit Amun-Ra einen Gott, den die Menschen der Antike mit Jupiter gleichzusetzen versuchten. Ob das ein Wunschdenken der damaligen Menschen war oder ob das ein Indiz dafür sein könnte, dass die Verehrung eines solchen Gottes bis in die Zeiten gemeinsamer Vorfahren zurückreicht, vermag ich nicht zu entscheiden. Darüber nachzudenken, bleibt jedem selbst überlassen. 


Das schrieben antike Autoren über Jupiter

Vieles von dem, was wir heute wissen, stammt aus antiken Quellen. 

In Vergils Aeneis tritt Jupiter mehrfach als lenkender Gott auf. Er ordnet das Schicksal Roms, bestätigt die Herrschaft des Aeneas und verkörpert die göttliche Ordnung.

Jupiter erscheint in zahlreichen Mythen: Mal ist er ein strenger Richter (Stichwort: Sintflut),  mal tritt er als als Liebhaber (Io, Europa, Semele) in Erscheinung. Er ist allmächtig, was den Lesern durch Geschichten von seinen Verwandlungen deutlich gemacht wird.

In einen politischen und religiösen Kontext stellt Livius ihn in Ab urbe condita. Das gilt besonders in Bezug auf den Bau des Kapitolinischen Tempels und Schwurhandlungen.

Cicero interpretiert Jupiter in De Natura Deorum als philosophisches Prinzip und als Verkörperung göttlicher Vernunft. Er macht ihn also zu einem für die Menschen vorbildhaften Prinzip und nimmt ihn so aus seiner Rolle als real waltende Gottheit. 

Seneca betrachtet Jupiter in seinen Naturales Quaestiones als metaphysisches Prinzip des Kosmos.

Das zeigt, wie vielfältig Jupiter schon in der Antike gesehen wurde. Es gab nicht die für alle verbindliche Sicht auf Jupiter. Aber als Oberhaupt des Pantheons der Staatsreligion war die gesellschaftlich verbindliche Interpretation Jupiters auch eine Frage der Macht. Diesen Punkt muss man sehen.


Welche Bedeutung hat Jupiter noch heute?

Jupiter ist auch heute noch in unserer Sprache präsent. Unser Wort "jovial" bezeichnet einen Menschen, der heiter und großzügig ist. Es leitet sich vom Genetiv für Jupiter ab, der Iovis oder in anderer Schreibweise Jovis lautete. So galten in der Antike Menschen, die unter dem Zeichen des Jupiter geboren wurden.

Auch am Nachthimmel können wir mit etwas Glück und einem guten Teleskop einen Blick auf ihn werfen. Der größte Planet in unserem Sonnensystem heißt Jupiter. In der Astrologie gilt Jupiter als Planet des Glücks und der Weisheit. 

Als Namensgeber für Schiffe, eine Rakete, eine Zeche oder Musikinstrumente ist Jupiter ebenfalls beliebt. Auch taucht er in Comics und anderen Produkten der Popkultur auf. 


Jupiter ist die ewige Verkörperung göttlicher Ordnung

Jupiter war und bleibt der Inbegriff von Herrschaft, Ordnung und himmlischer Macht. Als oberster Gott der Römer vereinte er religiöse Ehrfurcht mit politischer Legitimität und kultureller Identität. Seine Mythen, Tempel und Symbole wirken bis heute nach – in der Sprache, den Sternen und unserem kollektiven Bewusstsein.

Du kannst also ganz jovial sagen, dass Jupiter in gewisser Weise immer noch bei uns ist. Nur halt nicht mehr als Gottheit, die von den Menschen im westlichen Kulturkreis noch verehrt wird.

Freitag, 6. Juni 2025

Wo lag Atlantis?

 Der sagenumworbene "Kontinent" Atlantis beschäftigt die Fantasie der Menschen, seit der griechische Philosoph Platon von ihm berichtet hat. Die Bergung eines Schiffswracks vor Sizilien im Oktober 2024 hat diese Phantasie erneut befeuert. Denn man hat ein Metall gefunden, bei dem es sich möglicherweise um Oreichalkos handelt. Dieses sagenumwobene Metall steht in Zusammenhang mit den Einwohnern von Atlantis.

Was wissen wir über Atlantis?

Atlantis ist ein mythisches Inselreich. Die ältesten uns bekannten Berichte gehen auf Platon zurück, der Atlantis in seinen Dialogen Kritias und Timaos beschreibt.

Atlantis
Atlantis (fiktive Darstellung)

Platon beschreibt Atlantis als ein mächtiges Reich, das vor rund 9000 Jahren existiert haben soll. Er lokalisiert es „jenseits der Säulen des Herakles“, was den Atlantik meinen könnte.

Die Hauptstadt Atlantis war rundum in konzentrischen Kreisen aufgebaut, Land und Wasser wechselten sich ab.

Die Bewohner von Atlantis lebten in einem streng geordneten Staat. Dieser wurde von Königen und einer sehr gut organisierten Verwaltung geführt. Ich persönlich vermute daher, dass Platon die Insel Atlantis als Idealbild beschrieben hat, das er seinen Zeitgenossen vorhielt.

Die Bevölkerung war in verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterteilt. Jeder hatte klar definierte Aufgaben. Das führte zu einem hohen Maß an technischer und architektonischer Leistung.

Obwohl das Reich anfangs als idealer Staat mit reicher Kultur und fortgeschrittener Technik galt, soll der Übermut der herrschenden Elite letztlich zu dessen Untergang geführt haben. Der Niedergang Atlantis wird als Warnung verstanden: Auch ein mächtiger Staat kann an Unmoral, Überheblichkeit und egoistischem Handeln zerbrechen.

Seit Platon von Atlantis berichtet hat, diskutieren die Menschen ob es die Insel wirklich gab oder ob sie doch nur eine Fiktion des berühmten Philosophen ist. Diese Debatte möchte ich an dieser Stelle nicht aufgreifen. Für diesen Blogbeitrag schließe ich mich der Ansicht an, dass der Mythos von Atlantis einen historischen Kern hat. Also kann man die Frage stellen, wo das Reich der Atlanter einst gelegen hat.

Thesen zur Lage des historischen Atlantis

Platon schreibt, das Atlantis größer als Libyen und Asien zusammen gewesen sein soll. Es soll schon 1000 Jahre vor der Gründung Ägyptens existiert haben. Die Hauptinsel lag außerhalb der Säulen des Herakles. Die Insel sei reich an Rohstoffen gewesen. Neben Gold und Silber nennt Platon ausdrücklich Oreichalkos, vermutlich eine Legierung von Kupfer und Zink. In Insel sei äußerst fruchtbar gewesen und habe aufgrund des Geschicks ihrer Bewohner zwei Ernten im Jahr ermöglicht. Um die Akropolis der Hauptstadt herum hätten sich drei ringförmige, konzentrisch angelegte Kanäle befunden.

Diese Beschreibung macht es uns nur vermutlich einfach, das historische Atlantis zu lokalisieren. Die Säulen des Herakles werden gemeinhin mit der Straße von Gibraltar verbunden, welche das Mittelmeer mit den Atlantik verbindet. Allerdings gibt es auch die (aus gutem Grund umstrittene) Meinung, dass die antiken Griechen auch die Durchfahrt vom Mittelmeer in das Schwarze Meer als Säulen des Herakles bezeichnet hätten. Die Vertreter dieser Meinung können sich auf Strabon berufen. Dieser Fachfrage möchte ich an dieser Stelle nicht nachgehen. Aber wir sehen hier schon, dass die Lokalisierung auf Basis der Schilderung von Platon so einfach doch nicht ist.

Das gilt auch für alle anderen von Platon genannten Kriterien. Dennoch will ich hier mal einige Thesen aufgreifen und kurz beleuchten.

Doñana-Nationalpark

In Andalusien haben Forscher 2011 im Doñana-Nationalpark Relikte gefunden, die zumindest in der Öffentlichkeit mit Atlantis in Verbindung gebracht werden. Darüber berichtet Sciencexx am 25. März 2011. Durch Tiefenradar und andere Vermessungsgeräte kamen Forscher zum Schluss, hier eine Siedlung gefunden zu haben, die zur Sage von Atlantis passen könnte.

2018 machte dann ein britisches Unternehmen mit der Behauptung Schlagzeilen, alles wiederfinden zu können, was je verloren gegangen, vergessen oder versteckt wurde. 2019 nimmt ein Bericht der Archaeology Review all das auseinander. Beim Bezug auf Atlantis ging es darum, Schlagzeilen zu machen. Fakten, die diesen Bezug belegen, gibt es nicht.

Aus diesem Grund halte ich nicht viel von der Lokalisierungshypothese im andalusischen Doñana-Nationalpark.

Santorin


Meine persönliche Lieblingsthese ist Santorin. Der Untergang einer bronzezeitlichen Zivilisation durch einen Vulkanausbruch ist belegt. 

Ruine eines Hauses in Akrotiri
Ruine eines Hauses in Akrotiri
(Bildquelle: Hellas Blog)
Die Ruinen von Akrotiri erinnern ein Stück weit an den Mythos von Atlantis.

Wir sehen die Reste einer Zivilisation, die bautechnisch wirklich etwas drauf hatte. Das passt alles zur Beschreibung von Platon.

Dann kommen noch zwei andere Dinge hinzu. Zum einen ist Santorin kreisrund um eine Caldera angeordnet. Das war schon zu Platons Zeiten so. Und Platon beschreibt, dass es auf Atlantis schwarzes, weißes und rotes Gestein gegeben habe. Das ist auf Santorin auch der Fall.

Gegen die Santorin-Hypothese spricht natürlich auch einiges. Die Insel liegt nicht jenseits der Säulen des Herakles, egal wo man diese nun verorten möchte. Und sie war auch nie so groß wie von Platon beschrieben.

andere bronzezeitliche Orte im östlichen Mittelmeer


In dem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch Lokalisierungsvorschläge zu anderen Kulturstätten der Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum gab. Am interessantesten finde ich die Verbindung zum Untergang von Helike, der in historischer Zeit passierte und Platon bekannt gewesen sein muss.

Azoren


Der Vorteil der Inselgruppe der Azoren hinsichtlich der Lokalisierung von Atlantis ist, dass sie definitiv weit draußen im Atlantik liegen. Weder die geografischen Gegebenheiten noch irgendwelche archäologischen Funde auf den Inseln geben dazu etwas belastbares her.

Das Schwarze Meer


Das Schwarze Meer ist gar kein so abwegiger Kandidat für die Lokalisierung von Atlantis. Ursprünglich war es gar nicht das Seegewässer, das wir heute kennen. Es handelte sich um einen großen Süßwassersee, der durch eine Landbrücke am Bosporus vom Mittelmeer getrennt war.

Hintergrund dessen ist, dass die letzte Eiszeit noch nachwirkte. Durch die Schmelze der Eispanzer stieg der Meeresspiegel an. Irgendwann - vermutlich vor etwa 8000 Jahren - floss es dann über die Enge am Bosporus in das Gebiet des Schwarzen Meeres ein.

Damals lebten hier durchaus Menschen. Deshalb wird dieses Ereignis auch gerne mit der Sintflut in Verbindung gebracht. Für den wissenschaftlichen Hintergrund lest bitte eine Veröffentlichung des MPI Bremen.

Am Grund des Schwarzen Meeres hat man Hinterlassenschaften menschlicher Aktivitäten gefunden. Hinweise auf eine Stadt die Atlantis gibt es bisher freilich nicht. Dennoch haben wir hier ein großes Gebiet, das von Menschen bewohnt war und vollständig vom Meer überflutet wurde. Was geologisch belegt ist, könnte auch in etwa zu den von Platon gemachten Zeitangaben passen.

Andere Lokalisierungshypothesen

Es gibt noch zahlreiche andere Thesen, wo Atlantis sich befunden haben könnte. Ich mag die Idee, dass es sich um Helgoland gehandelt haben könnte. Aber die ist vermutlich genauso den Wunschvorstellungen einiger entsprossen wir Lokalisierungsersuche in der Antarktis, in Indien oder dem Malaiischen Archipel. 







Sonntag, 1. Juni 2025

Tetradrachme mit dem Bild des Herakles

 Im Museum August Kestner in Hannover gibt es viele interessante Münzen aus der Antike zu sehen. Eine davon ist eine Tetradrachme, die unter Alexander dem Großen geprägt wurde. Sie zeigt das Bild des Herakles.

Die Münze ist aus Gold. Sie hat im Kestner Museum die Inventarnummer 1926.96 und wurde zwischen 336 v.Chr. und 323 v.Chr. geprägt.
Auf der Rückseite, die ich nicht sehen konnte, ist ein thronender Zeus dargestellt. Der Schriftzug ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ (ALEXANDROU, deutsch: Alexanders oder von Alexander) verrät uns, in wessen Namen dieses Geldstück geprägt worden ist.
Und dass Herakles auf der Münze zu sehen ist, ist auch kein Zufall: Alexanders Familie väterlicherseits führte diese griechische Heldengestalt in ihrer Ahnenreihe.
Wenn Du mehr über diese Münze erfahren möchtest, lies meinen Beitrag über sie im Hellas Blog.


Sonntag, 11. Mai 2025

Odysseus und Penelope: Eine Beziehung von Treue und Liebe?

Die Beziehung zwischen Odysseus und Penelope gehört zu den faszinierendsten und tiefgründigsten Aspekten der antiken griechischen Literatur. In Homers Odyssee stehen ihre Liebe, Treue und gegenseitige Anerkennung im Mittelpunkt, während die beiden getrennt voneinander Prüfungen bestehen müssen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Facetten dieser außergewöhnlichen Ehe anhand der epischen Texte und aktueller wissenschaftlicher Interpretationen.

Die Abwesenheit: Prüfungen und Loyalität

Odysseus' Reise nach Troja und die anschließende Irrfahrt zurück nach Ithaka stellen die Beziehung zu Penelope vor eine harte Bewährungsprobe.

Odysseus und Penelope
Odysseus und Penelope

Während Odysseus zwanzig Jahre lang die Rückkehr anstrebt, bleibt Penelope auf Ithaka zurück und muss die Belagerung durch die Freier aushalten. In der Odyssee wird Penelope als kluge und treue Gattin dargestellt, die auf eine kreative Weise ihre Ehe schützt.

Die berühmte List des Webens zeigt ihre Intelligenz: „Am Tage webte sie das große Gewebe, in der Nacht aber löste sie es wieder auf“ (Odyssee, Buch 2, Vers 94–95). Diese Taktik zeigt Penelopes strategisches Denken und ihre unerschütterliche Treue gegenüber Odysseus. Penelope wahrt ihre Autonomie und überlistet die gesellschaftlichen Erwartungen.

Heimkehr und Wiedererkennung: Der Test der Intimität

Die Wiedererkennungsszene zwischen Odysseus und Penelope gehört zu den emotionalen Höhepunkten der Odyssee. Trotz zahlreicher Prüfungen bleibt die emotionale Bindung der beiden ungebrochen. Odysseus, der sich als Bettler verkleidet nach Hause schleicht, wird nicht sofort erkannt. Erst als er das Geheimnis ihres Ehebetts preisgibt – ein fest verankerter Olivenbaum als Bettpfosten – bestätigt Penelope seine Identität: „Das Bett kann niemand verrücken, es ist ein Zeichen unserer Liebe“ (Odyssee, Buch 23, Vers 191–198).

Diese Szene symbolisiert nicht nur die Treue, sondern auch die geistige Verbundenheit der beiden. Die Forscherin Emily Wilson betont, dass diese Wiedererkennung weniger eine Prüfung für Odysseus als vielmehr für Penelope darstellt. Ihre Vorsicht zeigt, dass Liebe nicht blind ist, sondern über Jahre hinweg hinterfragt und neu verhandelt wird.

Penelopes Eigenständigkeit: Ein moderner Blick

Obwohl Odysseus im Zentrum des Epos steht, wird Penelope keineswegs nur als passive Gattin dargestellt. Als Penelope dem vermeintlichen Bettler von ihrem Traum erzählt, in dem ein Adler die Freier tötet, zeigt sie ihre Fähigkeit zur selbstständigen Interpretation. Der Traum wird zum Symbol ihrer inneren Stärke und ihrer Hoffnung auf Odysseus’ Rückkehr. „Der Adler, sagte ich, sei ein Zeichen der Heimkehr, doch auch die Gänse, die er erlegte, bedeuteten etwas“ (Odyssee, Buch 19, Vers 535–540).

Manche interpretieren diese Szene als Ausdruck weiblicher Subjektivität in einer von Männern dominierten Erzählwelt. Das kann man so sehen. Penelope schafft es, innerhalb der patriarchalen Strukturen ihre eigene Stimme zu finden und sich trotz ihrer Lage geistige Freiheit zu bewahren.

Das Bogenschießen: Der ultimative Beweis

Die Bogenschießprüfung stellt eine weitere Dimension von Penelopes strategischem Denken dar. Nur derjenige, der den Bogen von Odysseus spannen und einen Pfeil durch zwölf Axtköpfe schießen kann, darf ihr neuer Gatte werden. Diese Aufgabe zeigt nicht nur, wie schwer es ist, Odysseus zu ersetzen. Sie stellt gleichzeitig sicher, dass nur Odysseus selbst die Prüfung bestehen kann.

Diese Herausforderung ist mehr als ein physischer Test – sie symbolisiert die Unauflösbarkeit ihrer Ehe. Wie Wilson betont, zeigt sich hier die gegenseitige Verbundenheit auf einer symbolischen Ebene. Der Bogen ist eine Erweiterung von Odysseus' Identität, die nur er selbst vollführen kann.

Fazit: Eine Ehe auf Augenhöhe

Odysseus und Penelope verkörpern in der Odyssee ein Ideal, das weit über traditionelle Rollenbilder hinausgeht. Ihre Beziehung ist geprägt von gegenseitiger Anerkennung, Intelligenz und emotionaler Tiefe. 

Während Odysseus durch seine Abenteuer geprägt wird, bleibt Penelope durch ihre Klugheit und Standhaftigkeit seine ebenbürtige Partnerin. So bleibt das Bild dieser literarischen Ehe ein faszinierendes Sinnbild für die Balance zwischen Treue und Selbstbestimmung.

Heimkehr ins Herz: Ein Schlager über Penelope und Odysseus

Auf YouTube gibt es einen Schlager, der die Ehe von Odysseus und Penelope thematisiert. Klickt einfach auf den Link. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Angucken.


Donnerstag, 1. Mai 2025

Die Mühle von Karterados auf Santorin

Auf den Inseln der Kykladen gibt es einen Typ von Mühlen, den ich Euch heute vorstellen möchte. Ganz besonders auf Santorin prägen diese Mühlen die Silhouette einiger Orte.

Die Mühle von Karterados auf Santorin - Foto von F. Roland A. Richter (Wiesbaden) - www.frar.com
Die Mühle von Karterados
Ihr könnt diesen Mühlentyp auf dem Foto sehen. Es handelt sich um die Mühle von Karterados.

Es handelt sich um eine Windmühle. 

Sie haben einen dicken mit einem spitz zulaufenden Dach darauf. Dieser Typus hält die Hitze des Tages ab. Das war gerade in der Erntezeit wichtig, um die Mühle betreiben zu können.

Früher gab es auf Santorin viel Landwirtschaft. Das Getreide für die Brotproduktion ist auf der Insel selbst angebaut worden. Die scheinbar kleinen Flügel drehten sich im permanenten Wind, der auf dieser Hochseeinsel gehen kann. Insbesondere der teils kräftige Meltemi konnte so zur Herstellung von Mehl genutzt werden.

In Karterados hat man eine dieser Mühlen restauriert. Sie steht im Ortszentrum und ist ein wirkliches Schmuckstück. 


Mittwoch, 2. April 2025

Im Neuen Museum Berlin ist das Fotografieren der Nofretete verboten

Im Neuen Museum Berlin ist das Fotografieren erlaubt. Aber es gibt eine Ausnahme: Im Saal mit der Büste der Nofretete ist Fotografieren verboten.

Fotografieren verboten im Neuen Museum Berlin

In der Antikensammlung Berlin gibt es viele tolle und berühmte Artefakte.

Eines der wohl berühmtesten Stücke ist die Büste der Nofretete.

Nofretete lebte im 14. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten. Sie war die Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton. Mit ihm hatte sie sechs Töchter. Eine davon wurde übrigens die Frau des berühmten Pharaos Tutanchamun.

Nofretetes Name kann mit "Die Schöne ist gekommen" übersetzt werden. Archäologen rätseln, ob das vielleicht ein Hinweis auf eine Herkunft außerhalb von Ägyptens sein kann. Fakt ist, dass die Büste in Berlin eine wirklich schöne Frau zeigt.

Möglicherweise ist das der Grund, weshalb das Fotografieren im Saal mit der Nofretete-Büste verboten ist. 

Über die Geschichte der Büste stellt das Neue Museum gute Informationen auf seiner Homepage zur Verfügung. 


Montag, 17. März 2025

Diana mit Hunden aus Elfenbein

Im Liebieghaus Frankfurt gibt es eine wunderbare Elfenbeinsammlung. In ihr ist eine Schnitzerei zu sehen, welche die römische Göttin Diana mit zwei Hunden zeigt.

Diana mit zwei Hunden
Diana mit zwei Hunden

Die Figur wird der Schule von Leonhard Kern zugeschrieben. Er kam am 22. November 1588 (gregorianischer Kalender: 2. Dezember) in Forchtenberg zur Welt.

Leonhard Kern war ein bedeutender Bildhauer des Barock. Bekannt ist er für seine meisterhaften Kleinplastiken aus Elfenbein, Alabaster und Holz. 

Die Bildhauerei bei seinem Bruder Michael Kern. Michael war - wie auch der Vater - ein bedeutender Bildhauer und hatte seine Werkstatt in Würzburg.

Nach seiner Ausbildung reiste Leonhard nach Italien, wo er die Kunst der Renaissance studierte. Überwiegend hielt er sich in Rom auf. Allerdings ist auch bekannt, dass er einen Abstecher nach Nordafrika gemacht hat.

Als er 1614 nach Deutschland zurück kehrte, heiratete er zunächst Amalia Zöllner. Mindestens 14 Kinder hatte er mit ihr, viele von ihnen starben aber früh.

Zunächst arbeitete er wieder bei seinem Bruder in Würzburg, später am Hof des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz in Heidelberg. Aufgrund der Situation im Dreißigjährigen Krieg verlies er Heidelberg und ging nach Schwäbisch Hall. Dort gründete er 1620 eine eigene Werkstatt. 

Seine Werke stellten oft religiöse und mythologische Szenen dar. Sie waren hochgeschätzt und er machte ein kleines Vermögen. Von diesem konnte er sich sogar das Schlösschen von Tullau kaufen.

Am 4. April (gregorianischer Kalender: 14. April) 1662 starb Leonhard Kern in Schwäbisch Hall. 

Leonhard Kern Kunst zeigt eine außergewöhnliche handwerkliche Präzision. Sein Vermächtnis prägt die europäische Kleinplastik bis heute. Die Diana mit Hunden ist ein wunderbares Exemplar seines Könnens.

Die römische Göttin Diana

Diana war eine der wichtigsten Göttinnen der römischen Mythologie. Verehrt haben die Menschen sie als Göttin der Jagd, der Natur und des Mondes verehrt. 

Diana
Diana

Ihr griechisches Pendant ist Artemis. Aber die Römer sehen in ihr mehr noch als die Griechen eine besondere Verbindung zur Wildnis und zur Frauenwelt. 

Oft stellen die Bildhauer der Antike Diana mit Pfeil und Bogen dar. Sie ist Diana die Beschützerin der Wälder und der Tiere. 

Zudem gilt sie als Wächterin von Frauen in Geburt und Kindheit. 

Wird sie nicht mit Pfeil und Bogen dargestellt, begleiten sie entweder Hirsche oder Hunde.

Ihre unabhängige, furchtlose Natur hat sie zu einem Symbol der Stärke und Freiheit gemacht.

Die Hunde der Diana

In dieser Skulptur sehen wir Diana mit zwei Jagdhunden. 

Die Hunde der Diana
Die Hunde der Diana

Oft wird Diana in Begleitung von Hirschen oder Hunden dargestellt. Beide Tiere haben eine tief symbolische Verbindung zu ihrer göttlichen Identität.

Die Hirsche stehen für die ungezähmte Wildnis und die mystische Verbindung Dianas zur Natur. Als Hüterin der Wälder spiegeln Hirsche ihre Rolle als Beschützerin der Tierwelt wider. Zudem symbolisieren sie Anmut und Flucht vor Gefahr – Eigenschaften, die Diana als Göttin der Jagd meisterlich verkörpert.

Hunde hingegen repräsentieren Treue und Stärke, wesentliche Qualitäten für einen erfolgreichen Jäger. Sie zeigen die Verbindung zwischen Diana und ihren Anhängern, die sich oft ihrer Schutzkraft anvertrauten. In der Jagdmythologie dienen Hunde auch als Mittler zwischen Mensch und Natur – eine Rolle, die Diana perfekt verkörpert.

Diese Tiere sind also weit mehr als dekorative Begleiter: Sie illustrieren die komplexe und kraftvolle Beziehung Dianas zur Welt der und zu ihren Anhängern unter ihnen. 

Eine Darstellung der Göttin mit Hirschen oder Hunden verkörpert somit eine Harmonie zwischen Wildheit der Tiere und Kontrolle durch die Göttin, zwischen Freiheit und Schutz.

Montag, 10. März 2025

Goldene Schmuckscheibe mit Darstellung eines männlichen Kopfes

Im Archäologischen Museum Frankfurt seht Ihr eine goldene Schmuckscheibe aus Gold. 

Schmuckscheibe aus Gold aus dem heutigen Iran
Schmuckscheibe aus Gold aus dem heutigen Iran
Leider ist der Fundort dieser wundervollen Scheibe nicht bekannt. 

Wir wissen, dass sie aus dem Nordosten des heutigen Iran stammt. Gefertigt hat man sie gegen Ende des 2. Jahrtausends vor Christus oder zu Anfang des 1. Jahrtausends vor Christus.

Auf der Schmuckscheibe sehen wir einen männlichen Kopf. Wer das sein soll, ist leider auch nicht bekannt. 

Marlik heißt ein archäologischer Fundort im Norden des Iran. Er besteht aus mehreren Hügeln. In den Jahren 1961/62 ist hier ein Friedhof freigelegt worden, der gut 3000 Jahre unberührt geblieben war. Die Forscher haben mehrere tausend Kunstobjekte gefunden, davon einige hundert aus Gold. 

Weiter haben die Archäologen Tonfiguren gefunden, die Frauen und Männer zeigen. Ebenfalls gehören Kunstwerke aus Glas zu den Funden, ebenso sehr viel Werkzeug aus Metall. 

Leider kam es zu Diebstählen und Schmuggel. Das hatte ein Ende der Grabungen in Marlik zur Folge. 

In Deutschland kann man nicht viele der dort gefundenen Objekte sehen. Aus diesem Grund meine ich, dass die goldene Schmuckscheibe im Archäologischen Museum Frankfurt etwas ganz besonderes ist.

Samstag, 1. März 2025

Dingle in Irland

Blick auf Dingle im Westen Irlands
Blick auf Dingle im Westen Irlands
Im Westen Irlands liegt die Dinge-Halbinsel mit der kleinen Stadt Dingle.

Wie alt Dingle ist, ist nicht bekannt. Im Jahr 1607 wurde der Stadt von König Jakob I ein Statut gegeben, das die von Königin Elisabeth I im Jahr 1585 in Aussicht gestellten Stadtrechte bewilligte. Die Stelle wurde jedoch weit früher besiedelt.

In einem Dokument von 1290 wird der Name der Stadt mit Dengynhuysse angegeben. Im 13. Jahrhundert kamen hier normannische Siedler an, im 14. Jahrhundert entwickelte die Stadt sich zu einem Handelshafen für Butter, Wolle, Häute, Fisch und Fleisch. Weiter war sie Importplatz für Kohle, Salz, Kleidung und Wein.

Heute ist Dingle eine schöne Stadt in einer touristisch sehr attraktiven Gegend. Wenn Ihr mal dort seid, trinkt ein Crean's Lager. Es schmeckt sehr gut.


Montag, 24. Februar 2025

Mercurius: Götterbote und Schutzgott der Händler

Den Gott Mercurius nennen wir auf Deutsch Merkur. Im römischen Pantheon ist er die Entsprechung zum griechischen Gott Hermes. Er ist der Gott der Diebe, des Handels und der Reisenden. Zugleich fungiert er als Götterbote. Er trägt entweder einen Petasos oder einen Flügelhelm. Neben diesen Kopfbedeckungen sind seine Symbole der Stab und Flügelschuhe. In der rechten Hand hält er oft auch einen Geldbeutel, was für das gute Ergebnis des Handels steht.

Der römische Gott Mercurius

Sowohl die Römer als auch die Etrusker haben Mercurius verehrt. Die Geschichten um ihn sind ganz ähnlich wie die des griechischen Gottes Hermes. 

Kopf des Mercurius
(zu sehen in der Abgusssammlung Göttingen)

Ich gehe davon aus, dass es sich im Wesentlichen um ein und dieselbe Gottheit handelt und dass diese wesentlich älter ist, als Griechen, Römer oder Etrusker.

Für die Römer war Mercurius wichtig, da es ohne ihn Rom vielleicht nicht gegeben hätte. Bekanntlich gelang es dem trojanischen Aeneas, seiner untergehenden Heimatstadt zu entfliehen und nach Westen zu fliehen. Er und seine Gefährten hatten die Mission vor Augen, irgendwo eine neue Heimat zu finden. Allerdings haben sie dieses Ziel nicht allzu sehr verfolgt. So kam es, dass Mercurius dem Aeneas erschien und ihn daran erinnerte, dass er eine Stadt gründen solle. So kam es auch. Aeneas und seine Gefährten gründeten Alba Longa, die Mutterstadt der späteren Stadt Rom. So Römer sagen es so: Ohne Mercurius kein Rom. Also verehrten sie ihn.

Im Rom befand sich der Mercuriustempel im Circus Maximus zwischen den Hügeln Aventin und Palatin. Heute gibt es keine archäologischen Nachweise mehr für diesen Tempel. Von Ovid und anderen wissen wir aber von ihm. Und auf einem Sesterz des Marcus Aurelius ist ein Tempel dargestellt, bei dem es sich möglicherweise um den des Mercurius handelt.

Mercurius war der Sohn des Jupiter, des obersten römischen Gottes. Seine Mutter Maia war eine der Plejaden. Diese göttliche Abstammung verlieh ihm eine besondere Position unter den Göttern, die ihn zu einer Vielzahl von Aufgaben und Verantwortungen führten. Zahlreiche Mythen ranken sich um Mercurius und zeigen seine listige Natur und seine Fähigkeit, sich aus kniffligen Situationen zu befreien. Eine berühmte Geschichte erzählt, wie er als Neugeborener eine Herde Rinder stahl und dennoch mit seinem Charme und seiner Klugheit ungeschoren davonkam. Ich denke, hier kann man seinen Charakter als charmanten Trickser ganz gut erkennen. 

Der Bote der Götter

Mercurius war als Bote der Götter für seine Schnelligkeit bekannt und für seine Fähigkeit, zwischen den Welten der Götter und der Welt der Menschen zu vermitteln. Er trug seinen Helm und Sandalen, die ihm mit ihren Flügeln eine übermenschliche Geschwindigkeit verliehen. Als Bote brachte er wichtige Nachrichten zu den Menschen. Er führte aber auch die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt. Diese Rolle machte ihn zu einem unverzichtbaren Vermittler und Beschützer der Kommunikation zwischen den Welten.

Einen Tag des Mercurius gibt es bis heute

Der Feiertag des Mercurius war der 15. Mai, der Mercuriustag. Dieser Tag war besonders wichtig für Händler und Reisende. In Rom gingen sie zu einer dem Mercurius geweihten Quelle, die sich an der Porta Capena befand. Sie opferten dem Gott im nahen gelegenen Tempel und besprengten an der Quelle sowohl das eigene Haus als auch die eigenen Waren mit dem geweihten Wasser. Möglicherweise hat sich dieser Brauch bis heute erhalten, wenn Priester Weihwasser auf Sachen spritzen und diese segnen.

Nach ihm wurde aber auch ein Wochentag benannt, und zwar der in der römischen Zählung vierte Tag. Das ist heute der dritte Wochentag, der auf Deutsch Mittwoch heißt. In einigen romanischen Sprachen klingt der römische Mercurii dies aber bis heute nach. Mittwoch heißt auf Italienisch mercoledì, auf Französisch mercredi, auf Spanisch miércoles und auf Rumänisch miercuri. Mit dem Albanischen kenne ich noch eine Nicht-Romanische Sprache, in der Mercurius erhalten geblieben ist. Der Mittwoch heißt auf Albanisch e mërkurë.

Dank dem römischen Schriftsteller Tacitus hat Mercurius aber auch Eingang in die Wochennamen einiger germanischer Sprachen gefunden. Tacitus setzte Mercurius mit dem Gott Wodan / Odin der Germanen gleich. Das klingt in einigen Sprachen bis heute nach. So heißt Mittwoch auf Englisch wednesday und im Schwedischen onsdag. Auch wenn man den Mittwoch im Grunde genommen als Odinstag bezeichnet, liegt die Wurzel der Benennung dieses Tags doch bei Mercurius.

Der Name des Mercurius

Ich möchte kurz auf den Namen des Gottes zu sprechen kommen. Er geht auf das lateinische Wort merx zurück, das laut Langenscheidt mit Ware oder Sache übersetzt werden kann.