Sonntag, 15. Juni 2025

Jupiter

Jupiter ist der oberste Gott im römischen Pantheon. Er ist der Herrscher über Himmel und Blitz, der Garant von Ordnung, Recht und Staat. Als Vater der Götter und Menschen nimmt er eine zentrale Rolle in der römischen Religion ein. Er war nicht nur der mächtigste aller römischen Götter, sondern auch das religiöse und politische Rückgrat der römischen Republik und des Imperiums. Sein Kult prägte die Identität Roms tiefgreifend. 


Jupiters Herkunft und Familie

Jupiter entstammt der ersten Generation römischer Götter. Seine Eltern sind Saturnus und Ops. Seine Geschwister sind andere zentrale Götter des Pantheons: Juno, Neptun, Pluto, Ceres und Vesta. 

Jupiter
(Bildquelle: Wikipedia)

Seine Schwester Juno war zugleich auch seine Frau. Das hielt Jupiter aber nicht davon ab, sich anderen Frauen zuzuwenden. Er hatte zahlreiche Liebschaften.

Einige der zentralen Gottheiten sind seine Kinder. Minerva wurde aus seinem Kopf gehört. Als Göttin der Weisheit zog sie ins römische Pantheon ein.

Der Kriegsgott Mars ist ein Sohn mit Juno. 

Weitere Götter sind auch seine Kinder. Einer war Vulcanus, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst. 

Mit der sterblichen Alcmene zeuge er Herkules, der damit ein Halbgott war. 

Und mit Latona zeugte er die Gottheiten Apollo und Diana. 

Eine Geliebte war Io. Die Priesterin wurde in eine Kuh verwandelt, um sie vor dem Zorn der eifersüchtigen Juno zu verbergen.

Jupiter hatte wirklich viele Liebschaften und Nachkommen. Das illustriert seine Rolle als Allvater und Symbol göttlicher Fruchtbarkeit und Macht.


Das hat Jupiter erlebt

In der römischen Mythologie ist Jupiter ein aktiver, herrschender und oft moralisch richtender Gott. Seine Erlebnisse sind sagenhaft.

Als erstes möchte ich den Konflikt mit seinem Vater. Saturnus hatte seine anderen Kinder verschlungen. Jupiter stürzte ihn und befreite seine Geschwister. Damit begann die Herrschaft der neuen Göttergeneration.

Dem schloss sich auch der erste Krieg an, nämlich der gegen die Titanen. Jupiter kämpfte gemeinsam mit seinen Brüdern Neptun und Pluto gegen die alten Götter. Er besiegte sie, damit begann die neue göttliche Ordnung. Nach ihrem Sieg teilten sie sich die Welt untereinander auf. Neptun herrschte über das Meer, Pluto über die Unterwelt und Jupiter über den Himmel.

Auf der Erde avancierte Jupiter zu ihrem Wächter. Er bestrafte Eidbrecher, Lügner und Gewalttäter. Jupiter galt als moralisches Gewissen der Weltordnung.

Wir haben schon gesehen, dass Jupiter es mit der ehelichen Treue zu seiner Frau Juno nicht so hatte. Liebesabenteuer gab es immer wieder. Dabei verwandelte er sich in Tiere wie einem Stier oder Adler oder in Naturgewalten wie Regen. Auch seine Liebesgeschichten symbolisieren göttliche Allmacht. Man kann sie aber auch kritisch sehen, wenn man selbst ein anderes Idealbild von der Ehe hat.

Insgesamt spiegelt Jupiter den römischen Idealtypus eines mächtigen Herrschers wieder. Ihm ist Gerechtigkeit wieder. Jupiter trägt aber durchaus auch menschliche Züge, die auch Schwächen und Fehler beinhalten.

Das Ende der Verehrung des Jupiter kam durch das Christentum gegen Ende des. 4. nachchristlichen Jahrhunderts. Unter Kaiser Theodosius I. löste es die bisherige Staatsreligion im Römischen Reich ab. Die Verehrung des Jupiter wurde so beendet.


Jupiters Stellung und Aufgaben im römischen Pantheon

Unangefochten war Jupiter war das Oberhaupt der römischen Götterwelt. Seine Zuständigkeiten waren vielfältig und zentral:

Die Menschen sahen in ihm ihren himmlischer Vater. Jupiter war ihr höchster Gott. Sein Titel war Iuppiter Optimus Maximus, was bedeutet: „Der beste und größte“.

Jupiter war der Gott des Himmels, des Lichts und des Wetters. Von ihm gingen Blitz und Donner aus, die Instrument seiner Herrschaft waren. Schlug der Blitz irgendwo ein und richtete Schaden an, dann hatte Jupiter für die betroffenen Menschen vermutlich seine Finger im Spiel.

Was für die Menschen galt, galt auch für den römischen Staat. Jupiter war der Schutzpatron erst der römischen Republik und dann des Imperium Romanum. Die Römer haben keine politische oder militärische Entscheidung getroffen, ohne zuvor Jupiters Zustimmung durch besondere Priester zu erfragen. 

Schwüre wurden bei Jupiter abgelegt. Er war in jeder Hinsicht die höchste Autorität.

Als Träger der göttlichen Gerechtigkeit war Jupiter der moralische Richter über alles. Er war der Hüter von Gesetz und Ordnung. Man kann sagen, dass das bei all seinen Fehlern doch eine irrwitzige Rolle sei, welche die Menschen ihm zubilligten. Letzten Endes war das aber wichtig dafür, dass sich die Akzeptanz eines Rechtsstaates mit zur Entscheidung befugten Gerichten entwickeln konnte. Mussten die Menschen charakterliche Fehler des obersten göttlichen Richters hinnehmen, weil sie einfach zu ihm gehörten, dann konnte das bei menschlichen Richtern nicht  anders gehandhabt werden. Entscheidend war, dass sie ihren Job bei der Rechtsprechung gut machten.

Zwar war Jupiter kein expliziter Kriegsgott. Aber er spielte schon eine Rolle bei Krieg und Sieg. Er war der Gott der Feldherren. Sie ehrten ihn bei Siegen und mit Triumphzügen.

Blitz und Donner sind Naturgewalten, und die kamen für die Menschen oft unvorhersehbar. So hat sich auch eine Zuständigkeit Jupiters für Omen und Weissagungen entwickelt. Besonders Blitzzeichen galten als göttliche Botschaften Jupiters.


Tempel des Jupiter

Der wichtigste Tempel des Jupiter befand sich auf dem Kapitol in Rom. Geweiht im Jahr 509 v.Chr. war er das Zentrum der römischen Religion und auch ein politisches Herzstück der Republik.

römischer Denar mit Bild des Jupiter-Tempels
römischer Denar mit Bild des Jupiter-Tempels
(Bildquelle: Wikipedia)
Der Jupiter-Tempel auf dem Kapitol ist heute nicht mehr zu sehen. Er ist mehrfach abgebrannt und wurde immer prächtiger wieder aufgebaut.

Als im Jahr 80 n.Chr. ein großes Feuer Rom zerstörte und auch den Jupiter-Tempel, ließ der Kaiser Domitian ihn wieder aufbauen. Jetzt wurden sowohl das Dach als auch die Türen vergoldet. 

Das führte zum Ruin des Gebäudes, nachdem das Christentum die bisherige Staatsreligion abgelöst hat. Ab dem 5. Jahrhundert begannen erst Heermeister, dann Eroberer damit, alles Gold zu entfernen. Das Gebäude war immer noch beeindruckend, der Tempel verfiel jedoch mit der Zeit. 

Im 16. Jahrhundert wurden seine Reste überbaut, der genaue Standort geriet in Vergessenheit. Durch Ausgrabungen im 19. Jahrhundert hat man ihn aber wieder zweifelsfrei lokalisieren können.

Andere Jupiter-Tempel

Natürlich gab es im römischen Reich noch viele andere Tempel, die Jupiter geweiht waren. Einige von ihnen möchte ich kurz vorstellen.

Der Jupiter-Tempel in Baalbek zählt zu den beeindruckendsten Relikten römischer Architektur im Nahen Osten. 

Baalbek: Jupiter-Tempel
Baalbek: Jupiter-Tempel
(Bildquelle: Google Maps)

Er wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und über mehrere Jahrhunderte hinweg ausgebaut, wobei er seinen Höhepunkt in der kaiserzeitlichen Blüte des Römischen Reiches erreichte. Innerhalb des ursprünglichen Komplexes waren über 50 massige Säulen eingeplant, von denen heute noch sechs monumentale Säulen – teils fast 20 Meter hoch – das Bild der Ruinen prägen. Zudem können Besucher die Überreste eines Altarhofs sowie eine imposante Treppe bestaunen.


In der Nähe von Rom liegt das archäologische Gelände von Ostia Antica. Die ehemalige Hafenstadt Roms verlandete und wurde deshalb aufgegeben. Aus diesem Grund konnte hier eine echte römische Stadt ausgegraben werden, die nicht in späteren Zeiten überbaut wurde. Der Jupiter-Tempel von Ostia wurde vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet, als Ostia ein sehr wichtiger Handels- und Militärhafen war. Markante Strukturen der Tempelanlage sind bis heute erhalten geblieben, vor allem die Fundamente und einzelne Säulen. Dieser Jupiter-Tempel ist Teil des archäologischen Parks von Ostia Antica.

Der Jupiter-Tempel in Palmyra war einst ein strahlendes Beispiel römischer Sakralarchitektur. Er diente als zentrales religiöses Heiligtum der antiken Oasenstadt. Der Tempel ist in mehreren Bauphasen errichtet worden, wobei sein markantes Erscheinungsbild vor allem in der Zeit zwischen 80 und 120 n. Chr. Gestalt annahm. Älteste Fundamentreste verweisen auf eine Bautätigkeit schon in der Zeit des Hellenismus. Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs ist der Tempel leider massiv beschädigt worden. Am 30. August 2015 zündeten Kämpfer des IS Sprengstoff, um das Bauwerk zu zerstören. Nur noch die imposante Außenmauer blieb erhalten. Trotz der Zerstörung geben die Ruinen faszinierende Einblicke in die antike Baukunst.

In Split steht der Diokletian-Palast, in dem es auch ein Jupiter geweihtes Heiligtum gab. Der Tempel wurde gemeinsam mit dem Palast zwischen 295 und 305 n. Chr. errichtet. Damals errichtete Kaiser Diokletian seinen hier seinen Ruhesitz. Heute ist das die Taufkapelle des Heiligen Johannes. Man kann also sagen, dass das frühere Jupiter-Heiligtum auch heute noch ein religiöser Ort ist.

Schließlich nenne ich noch den Jupiter-Tempel von Timgad in Algerien. Er ist ein beeindruckendes Relikt römischer Sakralarchitektur, das sich in dieser einst blühenden Kolonie Roms erhalten hat. Er wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Heute kannst Du Überreste des Tempels erkunden. Du siehst solide Fundamentreste, einzelne Säulenfragmente und die markanten Umrisse des ursprünglichen Bauwerks.

Diese Tempel zeigen, wie weit der Kult des Jupiter im römischen Reich verbreitet war. 


Jupiters Name

Für uns Deutsche ist klar, das wir Jupiter mit einem J am Anfang und nur einem P in der Mitte schreiben. Das war bei den Römern aber nicht so eindeutig, schon weil sie statt des heutigen J den Buchstaben I benutzten.

Der Genitiv von Iupiter ist Iovis, was im Deutschen auch als Jovis geschrieben werden kann.

Auch gab es beim Namen des Gottes eine gewisse Entwicklung. Die hat damit zu tun, dass Jupiter kein originär römischer Gott ist. Dass er dem Zeus im Pantheon der Griechen entspricht, ist auch kein Zufall. Tatsächlich wurde dieser Gott wohl von den Menschen verehrt, bevor es Römer und Griechen überhaupt gab.

Das schließe ich aus seinem älteren Namen Diēspiter. Dieser setzt sich aus dies (lateinisch dies „Tag“) und pater (lateinisch „Vater“) zusammen. Sein alter römischer Name bedeutet also "Vater des Tages". Und er weist uns auch auf die viel älteren Indogermanen hin, die diesen Gott wohl schon verehrt haben. Auf altindisch heißt der vergleichbare Gott Dyaus pitar.

Wie aber wurde der Tagesvater Diēspiter zu Jupiter oder - in der lateinischen Schreibweise - zu Iupiter? Das Iu seine Wurzel im indogermanischen Wort *diu, was so viel wie "hell" bedeutet. Bei den indogermanischen Vorfahren der Römer brachte er wohl nicht nur per Tageslicht oder Blitz das Licht auf die Erde. Er war überhaupt der Lichtbringer. Damit war "hell" eine der Haupteigenschaften von Diēspiter. Für "unter offenem Himmel" haben die Römer auch sub Iove gesagt. Dann liegt es nahe, den Gott Diēspiter nicht nur auf den Tag, sondern auf die Helligkeit bezogen zu benennen. Aus Diēspiter wurde deshalb Iupiter oder Iuppiter.

Interessanterweise kann man aus römischen Inschriften nachvollziehen, dass die Aussprache des Götternamens Jupiter sich in der Antike verändert haben muss. Die Römer haben auf ihren Inschriften meist Abkürzungen benutzt, bei Jupiter war es I.O.M. Das steht für IVPITER OPTIMUS MAXIMUS.

Manchmal haben sie Namen aber auch ausgeschrieben. In der Schreibung haben sie die Buchstaben I und J bzw. die Buchstaben U und V nicht unterschieden. Nur haben die Römer keine Betonungszeichen benutzt. Zunächst schrieben sie IVPITER, ab der Zeitenwende gibt es aber auch die Schreibweise IVPPITER. Daher kann man annehmen, dass die Römer den Gott bis Christi Geburt als [ˈjuːpiter] ausgesprochen haben, und danach [ˈjup:iter]. 

Entsprechend vielschichtig sind die Schreibweisen, die man heute auch in wissenschaftlichen Texten findet. Das aber ist ein anderes Thema. Ich denke, als interessierte Laien machen wir mit der Schreibung als Jupiter nichts verkehrt.


Entsprechungen in anderen Kulturen

Im Pantheon der Griechen entspricht Zeus dem römischen Jupiter. Beide sind Götter des Himmels und oberste Herrscher über das Pantheon.

Jupiter und seine Entsprechungen in anderen Kulturkreisen
Jupiter und seine Entsprechungen in anderen Kulturkreisen
Jupiter und Zeus sind jedoch nicht identisch. Das mag mit dem Volkscharakter der Römer und Griechen zu tun haben. Die Römer hatten nur einen Staat, ihre Republik und später das Imperium. Die Griechen hatten verschiedene Stadtstaaten, die Poleis. Diese kämpften mal miteinander, mal waren sie verbündet. Diesem Treiben machte erst Alexander der Große ein Ende, der alle unterwarf. Aber da war Zeus schon fest im griechischen Pantheon etabliert. Die Vorstellung von ihm hatte sich in Griechenland verfestigt.

Jupiter ist rational, staatsbezogen und er repräsentiert den römischen Idealstaat. Er steht für Ordnung, Recht und Disziplin. Zeus dagegen ist emotionaler und wird in seinen Geschichten etwas persönlicher. Er ist eine Vaterfigur. Seine Beziehung zu anderen Göttern und vor allem Göttingen steht häufig auf "es ist kompliziert", und in den Beziehungen zu den Menschen ist das nicht viel anders.

In Ägypten verehrte man Amun-Ra als Gott des Himmels, des Königtums und des Lichts.

Dem indogermanischen Kulturkreis zuzuordnen ist der persische Ahura Mazda. Er ist der Schöpfergott und der Gott der Weisheit.

Bei den Indern habe ich Dyaus pitar bereits erwähnt. Nach den Forschungen Peter von Bradkes soll er der höchste Gott bei den Vorfahren der Inder gewesen sein. 

Bei den alten Indern selbst war es Indra, der als Gott des Donners, Himmels und Krieges mit Jupiter zu vergleichen war. Sein Vater war der Himmel (Dyaus), seine Mutter war die Erde (Prithivi). Indra entthronte seinen Vater, stürzte die alte Ordnung und erlangte die Herrschaft über die Welt. Das erinnert doch sehr an Jupiter und sein Verhältnis zu Saturnus und an den Kampf mit den Titanen. Im heutigen Hinduismus gibt es Indra noch, wenngleich er nicht mehr die zentrale Rolle spielt. Aber im Gegensatz zu Jupiter wird er noch verehrt. Das ist doch was.

Bei den Germanen kann man Jupiter wohl mit Donar gleichsetzen, den wir auch unter seinem Namen Thor kennen. In der Rolle einer Vaterfigur sehe ich aber auch eine große Ähnlichkeit zu Odin.

Diese Parallelen zeigen, dass Jupiter eine sehr alte Gottheit sein muss. Sie wurde im gesamten Verbreitungsgebiet der Indogermanen in Asien und Europa verehrt. So wie die einzelnen Stämme der Indogermanen sich zu eigenen Völkern entwickelten, entwickelte sich auch die jeweilige Gottheit weiter. Das erklärt die Unterschiede.

Freilich waren die alten Ägypter keine Indogermanen. Dennoch hatten sie mit Amun-Ra einen Gott, den die Menschen der Antike mit Jupiter gleichzusetzen versuchten. Ob das ein Wunschdenken der damaligen Menschen war oder ob das ein Indiz dafür sein könnte, dass die Verehrung eines solchen Gottes bis in die Zeiten gemeinsamer Vorfahren zurückreicht, vermag ich nicht zu entscheiden. Darüber nachzudenken, bleibt jedem selbst überlassen. 


Das schrieben antike Autoren über Jupiter

Vieles von dem, was wir heute wissen, stammt aus antiken Quellen. 

In Vergils Aeneis tritt Jupiter mehrfach als lenkender Gott auf. Er ordnet das Schicksal Roms, bestätigt die Herrschaft des Aeneas und verkörpert die göttliche Ordnung.

Jupiter erscheint in zahlreichen Mythen: Mal ist er ein strenger Richter (Stichwort: Sintflut),  mal tritt er als als Liebhaber (Io, Europa, Semele) in Erscheinung. Er ist allmächtig, was den Lesern durch Geschichten von seinen Verwandlungen deutlich gemacht wird.

In einen politischen und religiösen Kontext stellt Livius ihn in Ab urbe condita. Das gilt besonders in Bezug auf den Bau des Kapitolinischen Tempels und Schwurhandlungen.

Cicero interpretiert Jupiter in De Natura Deorum als philosophisches Prinzip und als Verkörperung göttlicher Vernunft. Er macht ihn also zu einem für die Menschen vorbildhaften Prinzip und nimmt ihn so aus seiner Rolle als real waltende Gottheit. 

Seneca betrachtet Jupiter in seinen Naturales Quaestiones als metaphysisches Prinzip des Kosmos.

Das zeigt, wie vielfältig Jupiter schon in der Antike gesehen wurde. Es gab nicht die für alle verbindliche Sicht auf Jupiter. Aber als Oberhaupt des Pantheons der Staatsreligion war die gesellschaftlich verbindliche Interpretation Jupiters auch eine Frage der Macht. Diesen Punkt muss man sehen.


Welche Bedeutung hat Jupiter noch heute?

Jupiter ist auch heute noch in unserer Sprache präsent. Unser Wort "jovial" bezeichnet einen Menschen, der heiter und großzügig ist. Es leitet sich vom Genetiv für Jupiter ab, der Iovis oder in anderer Schreibweise Jovis lautete. So galten in der Antike Menschen, die unter dem Zeichen des Jupiter geboren wurden.

Auch am Nachthimmel können wir mit etwas Glück und einem guten Teleskop einen Blick auf ihn werfen. Der größte Planet in unserem Sonnensystem heißt Jupiter. In der Astrologie gilt Jupiter als Planet des Glücks und der Weisheit. 

Als Namensgeber für Schiffe, eine Rakete, eine Zeche oder Musikinstrumente ist Jupiter ebenfalls beliebt. Auch taucht er in Comics und anderen Produkten der Popkultur auf. 


Jupiter ist die ewige Verkörperung göttlicher Ordnung

Jupiter war und bleibt der Inbegriff von Herrschaft, Ordnung und himmlischer Macht. Als oberster Gott der Römer vereinte er religiöse Ehrfurcht mit politischer Legitimität und kultureller Identität. Seine Mythen, Tempel und Symbole wirken bis heute nach – in der Sprache, den Sternen und unserem kollektiven Bewusstsein.

Du kannst also ganz jovial sagen, dass Jupiter in gewisser Weise immer noch bei uns ist. Nur halt nicht mehr als Gottheit, die von den Menschen im westlichen Kulturkreis noch verehrt wird.

Freitag, 6. Juni 2025

Wo lag Atlantis?

 Der sagenumworbene "Kontinent" Atlantis beschäftigt die Fantasie der Menschen, seit der griechische Philosoph Platon von ihm berichtet hat. Die Bergung eines Schiffswracks vor Sizilien im Oktober 2024 hat diese Phantasie erneut befeuert. Denn man hat ein Metall gefunden, bei dem es sich möglicherweise um Oreichalkos handelt. Dieses sagenumwobene Metall steht in Zusammenhang mit den Einwohnern von Atlantis.

Was wissen wir über Atlantis?

Atlantis ist ein mythisches Inselreich. Die ältesten uns bekannten Berichte gehen auf Platon zurück, der Atlantis in seinen Dialogen Kritias und Timaos beschreibt.

Atlantis
Atlantis (fiktive Darstellung)

Platon beschreibt Atlantis als ein mächtiges Reich, das vor rund 9000 Jahren existiert haben soll. Er lokalisiert es „jenseits der Säulen des Herakles“, was den Atlantik meinen könnte.

Die Hauptstadt Atlantis war rundum in konzentrischen Kreisen aufgebaut, Land und Wasser wechselten sich ab.

Die Bewohner von Atlantis lebten in einem streng geordneten Staat. Dieser wurde von Königen und einer sehr gut organisierten Verwaltung geführt. Ich persönlich vermute daher, dass Platon die Insel Atlantis als Idealbild beschrieben hat, das er seinen Zeitgenossen vorhielt.

Die Bevölkerung war in verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterteilt. Jeder hatte klar definierte Aufgaben. Das führte zu einem hohen Maß an technischer und architektonischer Leistung.

Obwohl das Reich anfangs als idealer Staat mit reicher Kultur und fortgeschrittener Technik galt, soll der Übermut der herrschenden Elite letztlich zu dessen Untergang geführt haben. Der Niedergang Atlantis wird als Warnung verstanden: Auch ein mächtiger Staat kann an Unmoral, Überheblichkeit und egoistischem Handeln zerbrechen.

Seit Platon von Atlantis berichtet hat, diskutieren die Menschen ob es die Insel wirklich gab oder ob sie doch nur eine Fiktion des berühmten Philosophen ist. Diese Debatte möchte ich an dieser Stelle nicht aufgreifen. Für diesen Blogbeitrag schließe ich mich der Ansicht an, dass der Mythos von Atlantis einen historischen Kern hat. Also kann man die Frage stellen, wo das Reich der Atlanter einst gelegen hat.

Thesen zur Lage des historischen Atlantis

Platon schreibt, das Atlantis größer als Libyen und Asien zusammen gewesen sein soll. Es soll schon 1000 Jahre vor der Gründung Ägyptens existiert haben. Die Hauptinsel lag außerhalb der Säulen des Herakles. Die Insel sei reich an Rohstoffen gewesen. Neben Gold und Silber nennt Platon ausdrücklich Oreichalkos, vermutlich eine Legierung von Kupfer und Zink. In Insel sei äußerst fruchtbar gewesen und habe aufgrund des Geschicks ihrer Bewohner zwei Ernten im Jahr ermöglicht. Um die Akropolis der Hauptstadt herum hätten sich drei ringförmige, konzentrisch angelegte Kanäle befunden.

Diese Beschreibung macht es uns nur vermutlich einfach, das historische Atlantis zu lokalisieren. Die Säulen des Herakles werden gemeinhin mit der Straße von Gibraltar verbunden, welche das Mittelmeer mit den Atlantik verbindet. Allerdings gibt es auch die (aus gutem Grund umstrittene) Meinung, dass die antiken Griechen auch die Durchfahrt vom Mittelmeer in das Schwarze Meer als Säulen des Herakles bezeichnet hätten. Die Vertreter dieser Meinung können sich auf Strabon berufen. Dieser Fachfrage möchte ich an dieser Stelle nicht nachgehen. Aber wir sehen hier schon, dass die Lokalisierung auf Basis der Schilderung von Platon so einfach doch nicht ist.

Das gilt auch für alle anderen von Platon genannten Kriterien. Dennoch will ich hier mal einige Thesen aufgreifen und kurz beleuchten.

Doñana-Nationalpark

In Andalusien haben Forscher 2011 im Doñana-Nationalpark Relikte gefunden, die zumindest in der Öffentlichkeit mit Atlantis in Verbindung gebracht werden. Darüber berichtet Sciencexx am 25. März 2011. Durch Tiefenradar und andere Vermessungsgeräte kamen Forscher zum Schluss, hier eine Siedlung gefunden zu haben, die zur Sage von Atlantis passen könnte.

2018 machte dann ein britisches Unternehmen mit der Behauptung Schlagzeilen, alles wiederfinden zu können, was je verloren gegangen, vergessen oder versteckt wurde. 2019 nimmt ein Bericht der Archaeology Review all das auseinander. Beim Bezug auf Atlantis ging es darum, Schlagzeilen zu machen. Fakten, die diesen Bezug belegen, gibt es nicht.

Aus diesem Grund halte ich nicht viel von der Lokalisierungshypothese im andalusischen Doñana-Nationalpark.

Santorin


Meine persönliche Lieblingsthese ist Santorin. Der Untergang einer bronzezeitlichen Zivilisation durch einen Vulkanausbruch ist belegt. 

Ruine eines Hauses in Akrotiri
Ruine eines Hauses in Akrotiri
(Bildquelle: Hellas Blog)
Die Ruinen von Akrotiri erinnern ein Stück weit an den Mythos von Atlantis.

Wir sehen die Reste einer Zivilisation, die bautechnisch wirklich etwas drauf hatte. Das passt alles zur Beschreibung von Platon.

Dann kommen noch zwei andere Dinge hinzu. Zum einen ist Santorin kreisrund um eine Caldera angeordnet. Das war schon zu Platons Zeiten so. Und Platon beschreibt, dass es auf Atlantis schwarzes, weißes und rotes Gestein gegeben habe. Das ist auf Santorin auch der Fall.

Gegen die Santorin-Hypothese spricht natürlich auch einiges. Die Insel liegt nicht jenseits der Säulen des Herakles, egal wo man diese nun verorten möchte. Und sie war auch nie so groß wie von Platon beschrieben.

andere bronzezeitliche Orte im östlichen Mittelmeer


In dem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch Lokalisierungsvorschläge zu anderen Kulturstätten der Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum gab. Am interessantesten finde ich die Verbindung zum Untergang von Helike, der in historischer Zeit passierte und Platon bekannt gewesen sein muss.

Azoren


Der Vorteil der Inselgruppe der Azoren hinsichtlich der Lokalisierung von Atlantis ist, dass sie definitiv weit draußen im Atlantik liegen. Weder die geografischen Gegebenheiten noch irgendwelche archäologischen Funde auf den Inseln geben dazu etwas belastbares her.

Das Schwarze Meer


Das Schwarze Meer ist gar kein so abwegiger Kandidat für die Lokalisierung von Atlantis. Ursprünglich war es gar nicht das Seegewässer, das wir heute kennen. Es handelte sich um einen großen Süßwassersee, der durch eine Landbrücke am Bosporus vom Mittelmeer getrennt war.

Hintergrund dessen ist, dass die letzte Eiszeit noch nachwirkte. Durch die Schmelze der Eispanzer stieg der Meeresspiegel an. Irgendwann - vermutlich vor etwa 8000 Jahren - floss es dann über die Enge am Bosporus in das Gebiet des Schwarzen Meeres ein.

Damals lebten hier durchaus Menschen. Deshalb wird dieses Ereignis auch gerne mit der Sintflut in Verbindung gebracht. Für den wissenschaftlichen Hintergrund lest bitte eine Veröffentlichung des MPI Bremen.

Am Grund des Schwarzen Meeres hat man Hinterlassenschaften menschlicher Aktivitäten gefunden. Hinweise auf eine Stadt die Atlantis gibt es bisher freilich nicht. Dennoch haben wir hier ein großes Gebiet, das von Menschen bewohnt war und vollständig vom Meer überflutet wurde. Was geologisch belegt ist, könnte auch in etwa zu den von Platon gemachten Zeitangaben passen.

Andere Lokalisierungshypothesen

Es gibt noch zahlreiche andere Thesen, wo Atlantis sich befunden haben könnte. Ich mag die Idee, dass es sich um Helgoland gehandelt haben könnte. Aber die ist vermutlich genauso den Wunschvorstellungen einiger entsprossen wir Lokalisierungsersuche in der Antarktis, in Indien oder dem Malaiischen Archipel. 







Sonntag, 1. Juni 2025

Tetradrachme mit dem Bild des Herakles

 Im Museum August Kestner in Hannover gibt es viele interessante Münzen aus der Antike zu sehen. Eine davon ist eine Tetradrachme, die unter Alexander dem Großen geprägt wurde. Sie zeigt das Bild des Herakles.

Die Münze ist aus Gold. Sie hat im Kestner Museum die Inventarnummer 1926.96 und wurde zwischen 336 v.Chr. und 323 v.Chr. geprägt.
Auf der Rückseite, die ich nicht sehen konnte, ist ein thronender Zeus dargestellt. Der Schriftzug ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ (ALEXANDROU, deutsch: Alexanders oder von Alexander) verrät uns, in wessen Namen dieses Geldstück geprägt worden ist.
Und dass Herakles auf der Münze zu sehen ist, ist auch kein Zufall: Alexanders Familie väterlicherseits führte diese griechische Heldengestalt in ihrer Ahnenreihe.
Wenn Du mehr über diese Münze erfahren möchtest, lies meinen Beitrag über sie im Hellas Blog.